Oberstdorf Die Adler-Jagd beginnt

Oberstdorf · Skispringen: Der bis dato letzte deutsche Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee ist schon 17 Jahre her. Bundestrainer Schuster ist optimistisch, die Top-Favoriten sind diesmal aber andere.

Karl Geiger und Stephan Leyhe als Geheimfavoriten, Andreas Wellinger als Vorjahreszweiter und Richard Freitag als völlig unbekannte Größe: Mit einem breit aufgestellten Team und mehreren Trümpfen wollen die deutschen Skispringer ihre Durststrecke bei der Vierschanzentournee beenden und für den ersten deutschen Gesamt­sieg seit Sven Hannawald 2001/2002 sorgen.

„Vielleicht können wir in der kommenden Tournee selbst einen Überflieger stellen. Der Erfolgshunger ist groß, aber wir haben gelernt, nichts zu erzwingen“, sagte Trainer Werner Schuster vor dem Beginn der Traditionsveranstaltung an diesem Sonntag in Oberstdorf (16.30 Uhr/ZDF und Eurosport).

Der letzte Erfolg bei einem der vier Einzelspringen ist auch schon mehr als 1000 Tage her. In seinem Team sehe er trotz stark veränderter Konstellation „eine Riesensubstanz“, stellte Schuster am Freitag gut gelaunt fest. Ein Team ohne klaren Kapitän und ohne eine Nummer eins – das gab es im deutschen Lager länger nicht mehr. Vielmehr ist die mannschaftliche Geschlossenheit immer mehr gewachsen.

„Ich habe mich unheimlich gefreut, dass fünf Starter wirklich anbieten, diese Führungsrolle zu übernehmen. Karl und Stephan sind derzeit die stabilsten Leistungsträger“, sagte Hannawald vor dem Tournee-Auftakt.

Unmittelbar vor dem Vier-Schanzen-Spektakel in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen bahnt sich im deutschen Team eine Wachablösung an. „Andreas Wellinger, Richard Freitag und Severin Freund, die in der Vergangenheit die Speerspitze des Teams bildeten, konnten sich im bisherigen Saisonverlauf noch nicht in gewohnter Art und Weise in Szene setzen“, analysierte Schuster.

„Ich bin ziemlich entspannt. Die Aufmerksamkeit ist ein bisschen auf mich gewandert, das habe ich so auch noch nicht gekannt“, sagte Lokalmatador Geiger, der seine Reisezeit zur Pressekonferenz auf „11:27 Minuten“ bezifferte.

Die ungewöhnlich lange Pause zwischen der Generalprobe am dritten Adventswochenende in Engelberg und dem Start in Oberstdorf hat das deutsche Team noch einmal für einen Kursus im norwegischen Lillehammer genutzt. Zwar habe er dort an seiner Technik feilen und Fortschritte erzielen können, sagte Freund: „Trotzdem kann es sein, dass die Tournee für mich in diesem Jahr einen Ticken zu früh kommt. Sollte das der Fall sein, werde ich mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Schließlich habe ich mich nicht zwei Jahre zurückgekämpft, um dann beim ersten Widerstand abzubiegen.“

Sein Teamkamerad Freitag war im Vorjahr auf Platz zwei liegend von einem Sturz in Innsbruck ausgebremst worden und musste alle Träume vom Gesamtsieg vorzeitig begraben. „Ich komme jetzt völlig frei daher, von daher lasse ich mich zielgerichtet überraschen“, sagte er nach seiner verletzungsbedingten Zwangspause.

Die absoluten Favoriten sind derweil diesmal ohnehin nicht die Deutschen, sondern Japans Überflieger Ryoyu Kobayashi sowie die beiden Polen Kamil Stoch und Piotr Zyla.

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