London Die dunkle Seite der schillernden Darts-Welt

London · So schnell wie bei Rob Cross kann es eigentlich gar nicht gehen: Elektriker, Darts-Profi, Darts-Weltmeister. Nun klagt der Engländer über Drohungen gegen sich und seine Familie.

  Weltmeister Rob Cross hat einen steilen Aufstieg in die Darts-Elite hingelegt. Nun sieht er sich Anfeindungen ausgesetzt.

Weltmeister Rob Cross hat einen steilen Aufstieg in die Darts-Elite hingelegt. Nun sieht er sich Anfeindungen ausgesetzt.

Foto: dpa/John Walton

Auf weitere Social-Media-Posts von Weltmeister Rob Cross müssen seine Fans und die Darts-Welt in Zukunft komplett verzichten. Der 28 Jahre alte Engländer wird sich aus den sozialen Netzwerken zurückziehen und in Zukunft auch keine Nachrichten mehr lesen, nachdem er nach eigenen Angaben vor wenigen Tagen Todesdrohungen gegen seine Frau und seine Kinder erhalten hatte. „Wenn du Weltmeister wirst, kommt dir nicht in den Sinn, dass ein Spinner deiner Familie Todesdrohungen aus Deutschland schickt“, sagte Cross während der derzeit laufenden Darts-Weltmeisterschaft, bei der Cross seinen Titel verteidigen will.

Es ist der hässliche Tiefpunkt von Respektlosigkeiten, die sich die Darts-Profis in ihrer stetig wachsenden Sportart bieten lassen müssen. „Meine Familie ist alles für mich. Sie macht mein Leben erst lebenswert. Wenn ich sie nicht hätte, wäre ich nicht als Weltmeister hier. Vermutlich wäre ich Alkoholiker“, verdeutlichte Cross, der nach der Drohung ausschließt, noch einmal selbst in die sozialen Netzwerke zurückzukehren.

Der Weltranglistenerste Michael van Gerwen war bei der WM im Alexandra Palace tätlich attackiert worden, als ihm ein Fan aus nächster Nähe einen vollen Bierkrug ins Gesicht kippte.

Der Verlust der Anonymität ist der sehr hohe Preis, den Cross mit seinem steilen Aufstieg in die Weltspitze der Pfeilekünstler bezahlen muss – und aus dem er nun die Konsequenzen zieht. „Ich hoffe, der Absender ist sehr glücklich mit sich. Aber jeder andere leidet nun, weil ich nie mehr wieder etwas auf Social Media poste“, sagte Cross.

Sportlich läuft es für „The Voltage“, wie sich der frühere Elektriker in der Szene nennt, dagegen blendend bei der WM. Mit zwei deutlichen Siegen über den Niederländer Jeffrey de Zwaan und Cristo Reyes aus Spanien hat sich der Engländer ins Achtelfinale gespielt, wo er an diesem Freitag (22.45 Uhr/Sport1 und DAZN) auf Luke Humphries aus England trifft.

„Ich habe die Chance, wieder den ganzen Weg bis zum Ende zu gehen“, sagte Cross, dessen WM-Titel gegen Rekord-Champion Phil Taylor bei der vergangenen WM eine absolute Sensation war.

Denn die Weltmeister-Saison war sein erstes Jahr auf der Profi-Tour, seine Verwandlung vom normalen Elektriker zum besten Darts-Spieler der Welt dauerte gerade einmal zwölf Monate. „Warum nicht versuchen der nächste Phil Taylor zu werden?“, sagte Cross damals mit Blick auf den 16-maligen WM-Titelträger. Vom Preisgeld kaufte er sich und seiner Frau jeweils ein neues Auto und düste mit seiner Familie ins Disneyland. Danach zählte wieder der Darts-Sport.

Wiederum zwölf Monate später hat „The Voltage“ erlebt, was ein Titel und der neue Status mit einem machen können. „Ich habe hohe Ansprüche an mich selbst und sage ganz klar: ,Das, was ich dieses Jahr geleistet habe, war nicht gut genug.’“ Bei der Weltmeisterschaft kann er das in weniger als drei Wochen wieder gutmachen – und setzt dabei aller Abschreckung zum Trotz auf die Nähe seiner Familie. Seine Frau und seine drei Kinder sollen ihn in der finalen Turnierphase nach London begleiten.

(dpa)
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