Pokljuka Ein Wässerchen in Ehren ...

Pokljuka · Biathlon: Johannes Kühn will trotz Platz zwei nur gedämpft feiern. Franziska Preuß belegt bei den Frauen Rang zehn.

Auf seinen bisher größten Erfolg wird Biathlet Johannes Kühn wenn überhaupt mit einem kleinen Bier anstoßen. „Aber wahrscheinlich wird es eher nur ein Wässerchen“, scherzte sein Teamkollege Arnd Peiffer. Das Duo hatte beim Weltcup-Start im slowenischen Pokljuka doppelt Grund zur Freude: Kühn stürmte am Donnerstag im schweren Einzel über 20 Kilometer fehlerfrei hinter Frankreichs Superstar Martin Fourcade auf Platz zwei. Und Peiffer bestritt sein erstes Rennen als Vater. „Ich bin Papa geworden und das ist, glaube ich, das Allerschönste und Wichtigste“, sagte der Sprint-Olympiasieger.

Sportlich sorgte Kühn im Nachholrennen des am Mittwoch wegen Nebels verschobenen Einzels für die Überraschung. Dabei hatte sich der 27-Jährige beim Einlaufen alles andere als gut gefühlt. Nach einem perfekten Schießen musste er sich nur Fourcade um 4,2 Sekunden geschlagen geben. Mit seinem ersten Weltcupsieg wäre er der erste Deutsche im Gelben Trikot seit zehn Jahren gewesen. „Ich habe letztens im Spaß gesagt, das erste ist das einfachste Rennen, um ins Gelbe Trikot zu kommen. Im Nachhinein ist es vielleicht schade wegen des Sturzes und den vier Sekunden. Aber wenn mir vorher jemand gesagt hätte, ich werde Zweiter, hätte ich gesagt: ,Super“’, meinte Kühn.

Als Fourcade noch in der Aufwärmzone war, kollidierte Kühn nach dem ersten Schießen beim Loslaufen mit dem Norweger Vetle Christiansen und verlor bei einem Sturz wertvolle Sekunden. „Es war ein Unfall. Er hat sich entschuldigt. Alles okay“, sagte Kühn. Glückwünsche von zu Hause konnte er erst verspätet entgegennehmen: Er hatte sein Handy vergessen. Kühn hatte bereits in der Vergangenheit durch seine Laufstärke überzeugt, sich aber durch zu viele Fehler beim Schießen immer wieder um bessere Platzierungen gebracht: „Wenn ich konstanter werde, wird das nicht das letzte gute Ergebnis sein“, sagte er.

Sprint-Olympiasieger Peiffer, der erst am Mittwochabend in Slowenien angekommen war, konnte Platz 52 im Rausch der Glücksgefühle verschmerzen. „Ich musste mich schon zu Hause losreißen“, bekannte der Harzer.

Der in der Vorbereitung durch eine Schulter-Operation gehandicapte Simon Schempp wurde Fünfter (+ 38,6 Sekunden). Weil er den letzten Schuss daneben setzte, verpasste der 30-Jährige einen möglichen Sieg. „Ich ärgere mich schon. Aber Hut ab vor der Leistung von Johannes“, sagte der Uhinger, der wie seine Kollegen am heutigen Freitag im Sprint (14.15 Uhr/ARD und Eurosport) wieder angreift. Der von Rückenproblemen geplagte Erik Lesser wurde 23., Benedikt Doll erreichte nur Rang 58.

Im 15-Kilometer-Einzel der Frauensetzte Schempps Freundin Franziska Preuß auch nur den letzten ihrer 20 Schuss daneben und lief beim ersten Sieg der Ukrainierin Julija Dschyma als Zehnte ins Ziel. Damit war sie die einzige Deutsche in den Top 20. Denise Herrmann, die sich am Vormittag noch etwas schlapp gefühlt hatte, schaffte bei widrigen Streckenbedingungen die zweitbeste Laufzeit, kam aber nach vier Fehlern nur auf Platz 29. Im Sprint am Samstag hofft die Oberwiesenthalerin auf bessere Schneebedingungen. „Wenn nicht so viele Scheiben stehen bleiben, kann einiges gehen“, sagte Herrmann selbstbewusst.

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