Melbourne Kein Favorit, kein Stress

Melbourne · Tennis: Warum Alexander Zverev entspannt in die Australian Open geht – und welche Neuerung es beim Turnier gibt.

 Alexander Zverev sieht sich bei den Australian Open nicht in der Favoritenrolle.

Alexander Zverev sieht sich bei den Australian Open nicht in der Favoritenrolle.

Foto: dpa/Frank Molter

(dpa) Die weltmeisterliche Lockerheit von London soll Alexander Zverev nun auch bei den Australian Open erstmals dorthin führen, wo es ernst wird: in die zweite Woche des Grand-Slam-Turniers von Melbourne. Entspannt und ohne große Erwartungen will Zve­rev an diesem Dienstag in sein Auftaktmatch gegen den Slowenen Aljaz Bedene starten – so wie bei den ATP Finals im vorigen November, als er am Ende seinen bisher wichtigsten Erfolg feiern durfte. Ein vom Umknicken im Training geschwollener Knöchel soll die deutsche Tennis-Hoffnung dabei dank eines Tapeverbandes nicht stören.

Titelkandidaten, das sind für Zverev die großen Drei: Der zuletzt zweimal in Melbourne erfolgreiche Altmeister Roger Federer aus der Schweiz, der ebenfalls sechsmalige Australian-Open-Champion und Weltranglisten-Erste Novak Djokovic aus Serbien, dazu der lange verletzt pausierende Spanier Rafael Nadal. „Ich sehe mich nicht als großen Favoriten“, betonte Zverev.

Vor seinem Match gegen den Weltranglisten-67. Bedene gab Zverev nach seinen kleineren Blessuren in der letzten Vorbereitungsphase zunächst Entwarnung. Von den leichten Oberschenkelproblemen nach dem knapp verlorenen Hopman-Cup-Finale gegen das Schweizer Duo mit Federer ist keine Rede mehr. An den Schreckmoment vom Donnerstag erinnern nur noch ein schmerzender Fuß und ein blauer Fleck. So viele Sorgen mache er sich da nicht, sagte Zverev am Samstag, wirkte insgesamt bestens gelaunt und wusste zu berichten, dass es mehrere Instagram-Accounts für seinen Hund gibt.

Der 21 Jahre alte Hamburger ist zufrieden mit seiner harten Arbeit aus der Vorbereitung, die für ihn die Grundlage einer erfolgreichen Saison sein soll. Physisch sei er wieder auf einem anderen Level, erklärte Zverev selbstbewusst. Sein neuer Coach Ivan Lendl würde am liebsten täglich vier Stunden trainieren lassen. Den einstigen Branchenführer – als Profi meist verbissen wirkend – sah er erstmals beim Hopman Cup in Perth wieder, um an taktischen Dingen zu feilen.

Bei den vorigen US Open war der gerade verpflichtete Lendl erstmals dabei und musste zusehen, wie Zverev in der dritten Runde eine taktische Lektion vom fast anderthalb Jahrzehnte älteren Philipp Kohlschreiber erhielt. Das soll sich in Melbourne ändern, wo sein Schützling bislang noch nicht über die dritte Runde hinauskam.

Daran erinnerte Zverev selbst, deswegen mag er die Erwartungen an sich selbst nicht hochschrauben. „Ich möchte einfach Spaß daran haben, hier zu sein, so viel zu spielen wie möglich, die größten Matches auf den größten Plätzen zu spielen“, sagte Zverev. Gegen Bedene bestreitet er bei voraussichtlich mehr als 35 Grad am recht frühen deutschen Dienstagmorgen die dritte Partie in der 15 000 Fans fassenden Rod-Laver-Arena. Den 29-jährigen Slowenen besiegte er bisher einmal knapp und profitierte einmal von dessen Aufgabe.

Verfolgen wird das Match als Fernseh-Experte für Eurosport auch Boris Becker. „Gebt dem Jungen Zeit“, verlangte der deutsche Herren-Tennis-Chef einmal mehr im Vorfeld der Australian Open. Beckers einstiger Coach Günter Bresnik, der den österreichischen French-Open-Finalisten Dominik Thiem in die Weltspitze geführt hat, sieht Zverev als ersten Anwärter, um die mehr als ein Jahrzehnt währende Tennis-Vormacht des Trios Federer, Nadal und Djokovic zu durchbrechen. „Ich sage seit fünf Jahren, dass er die Nummer eins wird“, betonte Bresnik eine Woche vor Turnierstart beim DTB-Kongress in Berlin. Er hält es nicht für ausgeschlossen, dass Zverev dies am Jahresende ist, allerdings auch nicht für so wahrscheinlich. Zunächst soll der Nummer vier der Welt nun der Jahresanfang gelingen.

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