Frankfurt/Trier Kult-Trainer mit Eintracht-Trier-Bezug: Stepanovic wird 70 Jahre alt

Frankfurt/Trier · Harter Arbeiter mit großem Herzen: Fußball-Trainer Dragoslav Stepanovic hat auch mit 70 Jahren noch viel vor. Der Eifeler Edgar „Euro-Eddy“ Schmitt erinnert sich im TV an seinen Förderer aus gemeinsamen Trierer und Frankfurter Zeiten.

 Der 16. Mai 1992: Trainer Dragoslav Stepanovic verpasst mit Eintracht Frankfurt durch ein 1:2 in Rostock die Meisterschaft – wohl auch wegen eines zu Unrecht nicht gepfiffenen Elfmeters („Wer weiß,ob wir den reingemacht hätten, so wie wir gespielt haben.“) Der Kurzzeit-Trainer von Eintracht Trier wird morgen 70 Jahre alt.

Der 16. Mai 1992: Trainer Dragoslav Stepanovic verpasst mit Eintracht Frankfurt durch ein 1:2 in Rostock die Meisterschaft – wohl auch wegen eines zu Unrecht nicht gepfiffenen Elfmeters („Wer weiß,ob wir den reingemacht hätten, so wie wir gespielt haben.“) Der Kurzzeit-Trainer von Eintracht Trier wird morgen 70 Jahre alt.

Foto: picture alliance / DB Jan Bauer//DB Jan Bauer

Es kommt nicht oft vor, dass man einen Menschen an nur drei Worten erkennt. Dragoslav Stepanovic gehört zu den wenigen Ausnahmen. „Lebbe geht weider“, kommentierte der damalige Trainer von Eintracht Frankfurt am 16. Mai 1992 den auf dramatische Weise verpassten Meistertitel nach einem 1:2 in Rostock. Der Spruch ist im deutschen Fußball längst Kult. Es ist zugleich das Lebensmotto des stets gut gelaunten Serben. „Ein Fußballverrückter durch und durch“, so bezeichnet ihn Edgar Schmitt aus Dudeldorf (Kreis Bitburg-Prüm), der damals beim Frankfurter Trauma an der Ostsee eingewechselt wurde. „Er hat hart trainieren lassen – aber er hatte immer ein großes Herz.“

Seinen 70. Geburtstag an diesem Donnerstag nimmt „Stepi“, wie der Mann mit dem Schnauzer und den wehenden grauen Haaren von den meisten liebevoll genannt wird, daher mit Humor. „Es geht mir sehr gut. Ich habe zwei neue Knie bekommen“, berichtet der Jubilar in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Wenn noch etwas Zeit vergeht, kann ich mich zum Probetraining anmelden.“

Eine Party hat er zu seinem Ehrentag nicht geplant: „Warum soll ich denn feiern, dass ich ein Jahr älter werde?“, sagt Stepanovic. Immerhin kommen die Kinder und Enkelkinder zum Essen vorbei. Eine große Sause wird es aber doch noch geben, verrät er – im April 2019. Dann feiert „Stepi“ mit Ehefrau Jelena goldene Hochzeit.

Der Terminkalender des früheren Klasseverteidigers aus Jugoslawien ist immer noch voll. Seit einigen Jahren betreut Stepanovic ehrenamtlich ein hessisches Team intellektuell beeinträchtigter Kinder. „Ich freue mich immer wahnsinnig, wenn ich die Kinder sehe und mit ihnen arbeite. Sie sind so ehrlich“, berichtet Stepanovic. Zudem engagiert er sich als Integrationsbotschafter der Hessischen Landesregierung für Flüchtlinge. Und dann besucht er natürlich regelmäßig die Heimspiele der Eintracht – seiner großen sportlichen Liebe.

Auch wenn die erste Eintracht seiner Trainerkarriere eine andere war: In der Rückrunde 1991 heuerte Stepanovic bei Eintracht Trier an – der SVE peilte damals als Oberliga-Spitzenteam den Aufstieg in die zweite Liga an. „Damals deutete vieles auf einen Aufstieg hin. Edgar Schmitt war unser großer Goalgetter“, erinnerte sich der Serbe in einem TV-Interview. Stepis Zeit in Trier war kurz: Mitte April 1991 klopfte Eintracht Frankfurt an, die nach einem 0:6 zu Hause gegen den Hamburger SV kurzfristig auf der Suche nach einem Nachfolger für Jörg Berger war. Trier verpasste am Saisonende als Zweiter der Oberliga Südwest knapp die Zweitliga-Aufstiegsrunde. Und auch der in jener Saison erfolgreichste Torjäger aller Oberligen verließ Trier – Edgar Schmitt wechselte mit damals 28 Jahren aus der Oberliga zu Stepanovic nach Frankfurt – zu einem Titelanwärter. „Stepi sagte zu mir: Du musst hart arbeiten. Er hat mir alles abverlangt und mich trotz der starken Konkurrenz nie hängenlassen.“ In seinem zweiten Jahr in Frankfurt wurde Schmitt unter Stepanovic zum Stammspieler. 

Im Sommer 1976 wollte eigentlich Feyenoord Rotterdam den Serben verpflichten, doch Stepanovic entschied sich für einen Wechsel von Roter Stern Belgrad an den Main. Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut hat. „Deutschland ist nicht meine zweite Heimat, sondern meine erste Heimat geworden. Ich fühle mich, als wäre ich hier geboren worden“, sagt er.

Nach dem Ende der aktiven Laufbahn mit weiteren Stationen bei Wormatia Worms und Manchester City arbeitete er als Kneipenwirt und trainierte in Frankfurt unterklassige Vereine. 1991 holte ihn Bernd Hölzenbein dann überraschend zur Eintracht. Dort startete Stepanovic mit Spielern wie Andreas Möller oder Uwe Bein durch und eroberte mit „Fußball 2000“ die Herzen der Fans. Doch die Niederlage am letzten Spieltag bei Hansa Rostock kostete den Titel. „Es war schwer an dem Tag, als wir nicht gewonnen haben“, erzählt Stepanovic im Rückblick. „Aber wie ich damals schon sagte: Lebbe geht weider!“

Obwohl ihm der große Erfolg versagt blieb, war der Globetrotter stets ein gefragter Mann – in Deutschland, Spanien, Griechenland, China, Ägypten, Bosnien und Herzegowina sowie Serbien, wo seine Trainerlaufbahn 2014 bei Radnicki Nis endete. „Ich hatte eine Traumkarriere“, sagt Stepanovic. „Das Einzige, was mir fehlt: Ich wäre gerne einmal Nationaltrainer geworden. Fünfmal stand ich dicht davor, fünfmal wurden andere Leute genommen. Aber das macht nichts.“

 Dragoslav Stepanovic.

Dragoslav Stepanovic.

Foto: dpa/Arne Dedert

Noch heute genießt er seine Popularität, die dank seiner umgänglichen Art ungebrochen ist. Stepanovic hat stets die Nähe der Fans gesucht und lässt sie auch zu. „Immer wenn ich in die Stadt gehe, habe ich Autogrammkarten und einen Filzstift dabei“, sagt er. „Ich bin immer noch interessant für das Publikum, weil ich einer von ihnen bin.“

(dpa)
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