Konzert Große Songs und ein Fuchs im Kleid

Luxemburg · Kanadische Tribute-Band The Musical Box kopiert Genesis-Werke (fast) perfekt bis ins Detail – auch bei der „Extravaganza“-Show in der Rockhal Esch.

 Kleiner Trip in die 70er gefällig? Da hat The Musical Box mit seiner Genesis-Tribute-Show in der Rockhal das richtige Rezept.

Kleiner Trip in die 70er gefällig? Da hat The Musical Box mit seiner Genesis-Tribute-Show in der Rockhal das richtige Rezept.

Foto: TV/Andreas Feichtner

Die Überraschung ist ihm mal so richtig gelungen an jenem 28. September 1972 in Dublin. Genesis-Sänger Peter Gabriel, der hagere junge Mann, kehrt im Zehn-Minuten-Song „The Musical Box“ nach einem Instrumental-Teil auf die Bühne zurück – im neuen Outfit. Er trägt das rote Abendkleid seiner Frau. Und darüber: einen überdimensionalen Fuchskopf. Keinen echten, versteht sich.

Die Band weiß von nichts, Keyboarder Tony Banks denkt nur „oh christ!“, als er seinen Frontfuchs zum ersten Mal so sieht (ins Trierische übersetzt: maju!), er spielt aber unbeirrt weiter. Und das Publikum: ist irritiert, dann fasziniert. Es ist das erste Mal, dass der britische Rockmusiker derart kostümiert eine Bühne betritt – was dann zumindest für ein paar Jahre eines seiner Markenzeichen bleiben wird.

Peter Gabriel trägt auf der Bühne längst keine Fuchsköpfe mehr spazieren. Er verkleidet sich nicht mehr als überdimensionale Blume, als Fledermaus oder Britannia. Aber dafür gibt’s Denis Gagne, den Gabriel des Genesis-Tributes „The Musical Box“. Am Sonntagabend war die kanadische Band zu Gast im nicht ausverkauften Rockhal-Club. Seit einem Vierteljahrhundert steht die Band für detailverliebte, perfekte Reproduktionen der 70er-Jahre-Shows, zum Teil mit Original-Requisiten und Instrumenten. Es ist eine Zeitreise in den Prog-Rock-Kosmos der britischen Band, die nicht nur musikalisch höchst ambitioniert war, sondern auch lyrisch. Zumindest, bevor Gabriel und später Gitarrist Steve Hackett gingen und Phil Collins und Mike Rutherford die Band ins flache Wasser überführten.

TMB waren schon öfter in der Region zu Gast, schon in Luxemburg, auch regelmäßig in Saarbrücken. Bei der neuen Show „A Genesis Extravaganza“ emanzipieren sie sich zum ersten Mal etwas von den großen Vorbildern: Eine solche Setlist war von Genesis seinerzeit nie zu hören. Darunter sind eher selten gehörte Songs wie „Looking for Someone“ (1970), „Time Table“ oder das Instrumental „After the Ordeal“, aber auch Klassiker wie „The Cinema Show“ oder das herausragende „Firth of Fifth“. Dazu gibt’s ein halbstündiges Medley aus der Rock-Oper „The Lamb Lies Down on Broadway“, in der Rockhal allerdings ohne Leinwand. Auch bei den Verkleidungen hält sich Gagne stärker zurück als früher. Die einzige echte Kostümierung gibt es zum traditionellen Höhepunkt: „Why don’t you touch me, touch me – touch me now, now, now, now, now“, singt er, fleht er, in der Zugabe „The Musical Box“. Im roten Abendkleid, der Fuchs. Den jungen Gabriel kann man ihm zwar nicht mehr abnehmen, da kamen auch ihm ein paar Jahrzehnte dazwischen. Aber musikalisch ist das Genesis-Frühwerk zeitlos.

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