New York Tragödie im East River

New York · Per Helikopter-Rundflug bietet sich ein einzigartiger Blick auf die New Yorker Skyline. Doch jetzt endet ein geplantes Foto-Shooting aus der Luft tödlich, als eine Maschine ins Wasser stürzt. Fünf Passagiere sterben, nur der Pilot kann sich retten.

 Ein Polizeiboot fährt auf dem East River nahe der Stelle, an der am Sonntagabend ein Hubschrauber abgestürzt war. Alle fünf Passagiere kommen ums Leben.

Ein Polizeiboot fährt auf dem East River nahe der Stelle, an der am Sonntagabend ein Hubschrauber abgestürzt war. Alle fünf Passagiere kommen ums Leben.

Foto: dpa/Mark Lennihan

(dpa) Das Video aus New York ist erschreckend: Schnell sinkt der Hubschrauber über dem Fluss, setzt hart auf dem Wasser auf und kippt mit drehendem Rotor zur Seite. Für die Feuerwehr beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Nach dem Hubschrauber-Absturz über dem East River zwischen den Bezirken Manhattan und Queens sind die Retter am Sonntagabend (Ortszeit) mit Booten und Tauchern im Einsatz, aber für fünf von sechs Insassen endet der Flug tödlich.

„Zero Lima Hotel, Mayday, Mayday!“, funkt Pilot Richard Vance laut New York Post noch als Notruf an den Tower am Flughafen LaGuardia, als der Eurocopter AS350 an Höhe verliert. „Lima Hotel“ bezieht sich auf seine Hecknummer N350LH. „Motorausfall“, ist vom 33-Jährigen durch die Störgeräusche noch zu hören, dann bricht der Kontakt ab.

Die fünf Passagiere sind in ihre Sitzgurte geschnallt, als die Maschine ins Wasser sinkt. Dort herrschen in dieser Märznacht Temperaturen um den Gefrierpunkt. Nur der Pilot kann sich rechtzeitig befreien, auf das Wrack steigen und um Hilfe schreien, berichten Augenzeugen der New York Times. Ein Schlepper ist als Erstes zur Stelle und nimmt den Mann auf, die Küstenwache schickt drei weitere Boote.

15 Meter müssen die Rettungstaucher bei mittelstarker Strömung in die Tiefe, um die gefangenen Passagiere aus der Maschine zu befreien. Erst als sie die Gurte unter Wasser aufgeschnitten haben, können sie die zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon bewusstlosen Passagiere zur Wasseroberfläche bringen. „Die Taucher haben eine Weile gebraucht, um diese Menschen rauszuholen“, sagt Feuerwehrchef Daniel Nigro später. Zwei werden auf der Stelle für tot erklärt, die drei weiteren sterben später im Krankenhaus.

Für die Firma Liberty Helicopters, die den Flug über die nächtliche Skyline möglich machte, werden dunkle Erinnerungen wach. Neun Menschen starben, als im Sommer 2009 einer ihrer Tour-Helikopter zu hoch flog und mit einem Kleinflugzeug zusammenstieß. 2011 starben drei Touristen bei einem Hubschrauber-Absturz im East River. Auch das am Sonntag eigentlich geplante Foto-Shooting von fünf Passagieren endet nun tödlich. Noch Stunden später knattern andere Hubschrauber über der Unfallstelle.

Täglich schwirren Helikopter über und um die Wolkenkratzer New Yorks, vor allem für Bewohner der Uferpromenaden gehören sie zum Alltag. Im Sommer starten und landen auch Wasserflugzeuge auf dem East River. Der Absturz am Sonntagabend, den ein Augenzeuge auf Video festhält und später im Internet verbreitet, wirkt fast wie eine solche Wasserlandung. „Er bewegte sich nicht schnell. Wir waren neugierig, ob er landen würde“, sagt Xinran Jiang, die mit ihrem Mann auf der nahe gelegenen Insel Roosevelt Island lebt, der New York Times. „Eine Minute später tauchte er in den Fluss.“

Mindestens sechs Abstürze seit 1997 zählt die Bürgerinitiative „Stop the Chop“, die den Flügen wegen Lärmbelästigung und Umweltschäden ein Ende bereiten will. Piloten bei Liberty Helicopters hätten im Schnitt zehn Jahre Flugerfahrung, heißt es auf deren Website. Was den roten Eurocopter AS350 ins Wasser stürzen ließ, müssen nun Ermittler der Behörde NTSB klären. New Yorks Polizeichef James O‘Neill spricht von einer „großen Tragödie an einem sonst ruhigen Sonntagabend“.

(dpa)
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