New York Volle Kommerz-Kraft voraus

New York · Die berühmteste Maus der Welt feiert Geburtstag: Vor genau 90 Jahren war Micky Maus in dem Zeichentrickfilm „Steamboat Willie“ erstmals auf der Weltbühne zu sehen. Bis heute begeistert die Figur Kinder und Erwachsene – aber ihr Kommerz-Imperium ist bedroht.

 Der amerikanische Filmproduzent und Trickfilmpionier Walt Disney sitzt in seinem Arbeitszimmer in Burbank (Kalifornien).

Der amerikanische Filmproduzent und Trickfilmpionier Walt Disney sitzt in seinem Arbeitszimmer in Burbank (Kalifornien).

Foto: dpa/UIP

„Ich hoffe, dass wir eine Sache nie aus den Augen verlieren“, sagte Walt Disney einmal. „Dass alles mit einer Maus begann“. Das Zitat steht an der Wand in einem Micky-Maus-Museum, das speziell zum 90. Geburtstag der Kult-Zeichentrickfigur am kommenden Sonntag (18. November) vorübergehend in New York eröffnet hat. Das Pop-Up-Museum mit Maus-Kunst, Maus-Erinnerungsstücken, Maus-Souvenirs und saftigem Eintrittspreis von umgerechnet rund 34 Euro macht deutlich: Aus der kleinen Maus, mit der alles begann, sind in Sachen Kommerz schon längst riesige Elefanten geworden.

Als einer der ersten Zeichentrickfilme mit Ton wurde Disneys „Steamboat Willie“ mit Micky Maus in der Hauptrolle am 18. November 1928 erstmals in einem New Yorker Kino gezeigt. Der Film ist nur knapp acht Minuten lang, aber eroberte rasch die Welt. Mickys Gegenspieler Kater Karlo war damals schon dabei, drumherum zeichnete Disney nach und nach eine ganz neue Welt: Minnie Maus, Goofy, Pluto und die Ducks. Micky Maus veränderte sein Aussehen über all die Jahre und trotz der Digitalisierung der Zeichentechnik nur minimal: Schon in „Steamboat Willie“ hatte die Kultfigur gelbe Schuhe, rote Hose mit Knöpfen und große, runde schwarze Ohren.

Zu den Erfolgsfilmen gesellte Disney schon bald Erfolgsmarketing: Kuscheltiere, Luftballons, Tassen, T-Shirts, Mützen mit Ohren, all das gab es irgendwann in eigenen Disney-Läden rund um die Welt, dazu natürlich die Disney-Vergnügungsparks. 3,2 Milliarden Dollar setzt der Konzern inzwischen pro Jahr nur mit dem Verkauf von Merchandise rund um Micky und seine Freunde um, schätzen Branchen-Experten – und da sind die eigenen Läden und Vergnügungsparks noch nicht eingerechnet. Disney will diese Zahlen nicht kommentieren.

Zum 90. Geburtstag seines Original-Superstars hat der Konzern deswegen noch einmal die ganz große Marketing-Maschine angeworfen, vor allem auch deshalb, weil das Markenrecht auf die Figur unter US-Gesetz in fünf Jahren ausläuft: Das Pop-Up-Museum in New York, eine zweistündige Geburtstagsshow beim US-Sender ABC, Riesenpartys in allen Disney-Vergnügungsparks, Kooperationen mit rund einem Dutzend Modedesignern, mehr als 30 Bücher zum Thema und in Deutschland spezielle Ausgaben des „Lustigen Taschenbuchs“ und „Micky Maus“-Magazins sind nur einige Beispiele. „Klein und subtil ist nicht der Stil von Walt Disney“, kommentierte die „New York Times“. Aber die Geburtstagsfestivitäten für Micky Maus, dem Zeichentrick-Superstar mit rund 14 Millionen Fans bei Facebook, toppten alles bisher Dagewesene.

Disney muss sich anstrengen, denn die Konkurrenz anderer und auch neuer und frischer Zeichentrickfiguren wächst, „Paw Patrol“ oder „Peppa Pig“ beispielsweise. „Die Herausforderung für jede Figur, aber besonders für Micky, weil sie so historisch ist, ist es, relevant zu bleiben“, sagte Marty Brochstein vom US-Lizenzindustrieverband der „New York Times“. „Und die Erwachsenen sind fast noch wichtiger als die Kinder, denn sie entscheiden, wofür das Geld ausgegeben wird.“

Bei Micky Maus müsse man sich da aber keine Sorgen machen, die Figur sei und bleibe Kult, sagte Christian Rahmig von Disney jüngst dem Fachmagazin „Absatzwirtschaft“. Und weiter: „Micky hat eine herausragende Position und steht wie kein anderer Charakter für Disney. Das Image von Micky hat sich in den letzten 15 Jahren auch bereits noch einmal deutlich gewandelt und wir verspüren erfreulicherweise seit einigen Jahren einen regelrechten Hype.“

(dpa)
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