Tarife Wenn Geldtransport-Fahrer die Arbeit niederlegen

Föhren/Neunkirchen · (dpa) Sie bereiten Geldtransporte vor, zählen Scheine und Münzen und fahren die gepanzerten Lieferwagen: Wenn die Mitarbeiter der Geld- und Wertdienste-Branche streiken, bekommen Automaten und Geschäfte kein frisches Bargeld.

 Streikende Fahrer blockieren für einige Minuten die Abfahrt von Geldtransportern – hier der Firma Prosegur in Hamburg.

Streikende Fahrer blockieren für einige Minuten die Abfahrt von Geldtransportern – hier der Firma Prosegur in Hamburg.

Foto: dpa/Bodo Marks

Genau das war am Mittwoch der Fall.

Bundesweit seien Hunderte Transporte ausgefallen, sagte Verdi-Verhandlungsführer Arno Peukes der Deutschen Presse-Agentur. Es seien mehr Fahrer von Geldtransportern, Geldzähler und Vorbereiter in den Warnstreik getreten, als die Gewerkschaft erwartet habe. Zahlreiche Banken bekamen somit kein frisches Bargeld, Händler konnten teilweise die Tageseinnahmen nicht abholen lassen.

Verdi rief für diesen Donnerstag erneut bundesweit zu Warnstreiks auf. Am Mittwoch beteiligten sich den Gewerkschaftsangaben zufolge bereits rund 3000 Beschäftigte.

„Flächendeckend halten sich die Auswirkungen für Verbraucher in Grenzen“, sagte Silke Wollmann, Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW). Vor allem in den östlichen Bundesländern sei die Streikbeteiligung vielerorts gering oder sogar bei null gewesen. In Bayern dagegen fielen nach Angaben des zuständigen Verdi-Vertreters rund 80 Prozent der geplanten Geldtransporte aus.

„Es gibt keine Bargeldknappheit im Handel oder überlaufende Tresore in den Supermärkten – auch nicht bei drei Streiktagen“, sagte Wollmann. Es könne aber passieren, dass einem Automaten mal die Scheine ausgingen und Kunden dann zum nächsten müssten.

Ähnlich äußerte sich die Deutsche Kreditwirtschaft als Interessenvertretung der fünf kreditwirtschaftlichen Spitzenverbände. Es gebe keine Anhaltspunkte für größere Auswirkungen, punktuell könnte es aber zu Einschränkungen in der Bargeldversorgung an Geldautomaten kommen, hieß es.

Immer mehr Supermärkte ermöglichen ihren Kunden auch das Geldabheben an der Kasse. „Das ist zwar auch ein Teil des Problems, warum es der Branche nicht gut geht“, sagte BDGW-Sprecherin Wollmann. „Aber an Tagen wie heute kann es auch positiv sein.“

Mit den bundesweiten Warnstreiks will Verdi den Druck in der laufenden Tarifrunde erhöhen. Die Tarifverhandlungen für die 12 000 Beschäftigten der Branche werden an diesem Donnerstag und Freitag in Berlin fortgesetzt. Es handelt sich um die fünfte Tarifrunde.

BDGW-Hauptgeschäftsführer Harald Olschok sagte vor dem Treffen der Verhandlungskommission: „Ich hoffe, dass wir ein vorläufiges Ergebnis erzielen.“ Das gehe aber nicht um jeden Preis.“

Die Arbeitgeberseite geht mit ihrem jüngsten Angebot in die Verhandlungen. Es sieht unter anderem bundesweit für den Bereich Geld- und Werttransport eine Erhöhung des Stundenlohns rückwirkend zum 1. Januar um 40 Cent vor und nochmals zum 1. Januar 2020 um 50 beziehungsweise 40 Cent je nach Region. In einigen Regionen soll es dazwischen eine weitere Anhebung geben.

Verdi fordert hingegen eine Erhöhung des Stundenlohns um 1,50 Euro für zwei Jahre in Folge sowie die Angleichung der Gehälter in den neuen Bundesländern. Laut Verdi liegen die Gehälter für die Geldzähler und Geldtransportfahrer im Osten bei 1800 bis 2400 Euro und im Westen bei 2200 bis 2900 Euro brutto pro Monat. 

(dpa)
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