Berlin/Düsseldorf Razzia gegen Rockergruppe „Osmanen Germania“
Berlin/Düsseldorf · (dpa) Mit einer bundesweiten Razzia ist die Polizei gegen die türkischstämmige Rockergruppe „Osmanen Germania“ vorgegangen. Insgesamt waren am Dienstag mehr als 1000 Polizisten im Einsatz. Hinter der Aktion steckt die Bundesregierung. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums besteht der dringende Verdacht, dass der offiziell als Boxclub firmierende Verein in Deutschland illegale Aktivitäten entfalten könnte. Die „Osmanen“ haben aktuell im gesamten Bundesgebiet 22 Ortsgruppen mit insgesamt rund 300 Mitgliedern.
„Bund und Länder zeigen mit den heutigen Maßnahmen, dass wir kriminelle Aktivitäten egal vor welchem gesellschaftlichen Hintergrund nicht dulden“, erklärte der geschäftsführende Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Der Verein behaupte, Jugendliche „von der Straße holen“ zu wollen. Tatsächlich falle der Club durch gewalttätige Gebiets- und Machtkämpfe auf. In der Vergangenheit sei es mehrfach zu schweren Körperverletzungs- und versuchten Tötungsdelikten gekommen.
Der Schwerpunkt der Razzia lag in Nordrhein-Westfalen, wo die Gruppe nach jüngsten Zahlen die Mehrheit ihrer Mitglieder hat. Dort durchsuchten 800 Polizisten mehr als 40 Wohnungen und Geschäftsräume in 20 Städten. Dabei wurden zahlreiche Kutten, Datenträger, Schriftstücke, aber auch Waffen und Drogen sichergestellt. In Baden-Württemberg wurden acht Objekte von mehr als 100 Polizisten durchsucht. „Wir begegnen allen kriminellen Rockern und rockerähnlichen Gruppierungen mit einer Null-Toleranz-Strategie“, betonte Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU). In Hessen wurden zehn Objekte von 120 Beamten durchsucht.
In NRW war es vor einem Monat bei einem Einsatz zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen. Der 43-jährige frühere «Präsident» der «Osmanen Germania» in Wuppertal war von einem SEK-Beamten erschossen worden. Gegen den Polizisten wird ermittelt. Vom 26. März an müssen sich in Stuttgart acht mutmaßliche „Osmanen“vor Gericht verantworten. Ihnen wird unter anderem versuchter Mord, versuchter Totschlag, räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung, Zwangsprostitution und Zuhälterei vorgeworfen. Die Rockergruppe hat nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums Verbindungen zur türkischen Regierungspartei AKP und zum Umfeld des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Gruppierung vertrete türkisch-nationalistische und rechtsextremistische Positionen.
NRW-Innenminister Reul hatte dem Düsseldorfer Landtag berichtet, die Aktivitäten der Osmanen richteten sich gegen die PKK, linksextremistische Türken und die Gülen-Bewegung. Kontakte von Osmanen-Führern zu Beratern von Staatspräsident Erdogan seien belegt.