Region Trier ist stark im Modedesign Auf Tuchfühlung mit der Haute Couture

Die Fachhochschule Trier ist einer der Standorte in Deutschland, die besondere Akzente setzen: Etliche Modedesignerinnen und -designer, die hier ausgebildet wurden, blieben der Region treu und entwerfen individuelle Mode, die teils sogar internationale Klientel anlockt.

Sie haben kleine Manufakturen gegründet in einem ländlichen Umfeld, das die Konkurrenz zu den Modezentren in Berlin oder Düsseldorf nicht scheuen muss.

Laut Professor Jo Meurer, der an der FH Trier Modedesign lehrt, gehört das Institut innerhalb der deutschen Modeszene zu den Top-Talentschmieden. Die Modeschauen der Trierer Studierenden werden von der Fachwelt aufmerksam beobachtet, die Anregungen aus der Moselstadt werden ernst genommen. Eine der Absolventinnen ist Dorothé Follmann. Ihr Atelier mit dem Namen "Tuchfühlung" liegt etwas versteckt im Gassengewirr der Altstadt von Wittlich. Vor zehn Jahren wurde es eröffnet.

Es ist eine sehr sinnliche Erfahrung, die rund 2000 Stoffe zu berühren, die hier in den Regalen gelagert sind: von der bestickten Seide bis zum handbemalten Samt. Synthetische Fasern mag die Diplom-Modedesignerin Follmann, die sich vor 17 Jahren selbstständig machte, nicht. "Kleidung ist etwas, in dem sich Menschen geborgen fühlen wollen. Es ist tatsächlich die zweite Haut", begründet sie ihre Vorliebe für anschmiegsame und natürliche Materialien. Für den kommenden Sommer hat sie vor allem Modelle aus Strickstoffen entworfen, da die besonders weich und fließend sind.

Follmann bezeichnet sich selbst als "Mädchen vom Dorf", das bodenständig geblieben ist und keinerlei trendige "Mode-Arroganz" mag. Wer ihr Atelier betritt, muss keine Hemmschwelle überwinden. Für Frauen, Männer und Kinder schneidert sie individuelle und zeitlos tragbare Kleidung, wobei viel Fantasie im Spiel ist, aber keine schrillen Modeexperimente gewollt sind. "Zu mir kommen vor allem Menschen, die mit dem, was sie am Körper tragen, zwar ihre Persönlichkeit zum Ausdruck bringen wollen, aber keinem ‚Hype' hinterherlaufen." Unter dem Motto "Kleider machen Marken" schneidert sie auch Corporate Fashion, das heißt Mode für Firmen-Teams, die auf Messen und Events Produkte oder Dienstleistungen präsentieren oder auch tragbare Mode für den normalen Berufsalltag benötigen. Auf regional viel beachteten Modeschauen wie anlässlich der Wirtschaftswoche Wittlich sind die "Tuchfühlung"-Kreationen zu sehen.

Auch Margret Gasper stammt aus der Trierer Talentschmiede. Sie entwirft seit 1995 Kollektionen für Frauen, die Wertigkeit und Unverwechselbarkeit lieben. Das Atelier, in dem zehn Fachfrauen arbeiten, liegt mitten im Ortskern von Waxweiler, einem Ort zwischen Prüm und Bitburg. Ein mehr als hundert Jahre altes historisches Gebäude beherbergt die "Kleine Stofferia". Die Kundinnen kommen auch von weither, um sich maßgeschneiderte Mode aus Nobelstoffen auszusuchen, die in italienischen Manufakturen gewebt wurden.

Hier geht es ebenfalls ohne Modediktat zu. Die Schnitte ermöglichen innere Behaglichkeit und stellt mit feinen Nuancen das Beste der Trägerin heraus. Häufig ist die Farbpalette auch bewusst antizyklisch zur herrschenden Konfektionsware gewählt. So stehen nun eher diskrete Töne im Vordergrund, während die Modeketten leuchtend Buntes anbieten. "Mein Anliegen ist es, jenseits von stereotypen Stilberatungen die Menschen unmittelbar zu begreifen und sie vor allem zu ermutigen, sich selbst anzunehmen und ihrem eigenen Gefühl zu vertrauen", beschreibt Margret Gasper ihre Design-Philosophie. Statt um "angestrengten Kommerzwahn", wie sie den Mainstream kritisiert, dreht sich bei ihr alles um die Konzentration auf das Wesentliche und um den Dialog mit der Kundin. "Nur der persönliche Bezug zum Prozess lässt ein ‚warmes' Produkt entstehen", ist sie überzeugt. Ihre neue Kollektion präsentiert sie am Samstag, 20. März, im Bitburger Autohaus Schaal.

Diplom-Modedesignerin Gerlinde Eckertz und Christian Fox vermitteln mit ihrem Team seit mehr als 15 Jahren ein gehobenes Modegefühl an Kundinnen und Kunden, die mittlerweile auch aus dem Ausland den Weg zum Atelier Facon in die Trierer City finden. Von eleganter und tragbarer Business-Mode über festliche Kleidung bis hin zur kompletten Ausstattung von Braut und Bräutigam wird hier alles nach den Qualitätsansprüchen traditioneller Schneiderkunst gestaltet, maßgenommen und gefertigt. Christian Fox schafft es dabei, auch Männern Mut zu mehr Abwechslungsreichtum in punkto Kleidung zu machen. Mehr als 1000 Stoffe - vor allem edle Naturmaterialien wie Leinen, Seide oder reine Schurwolle - stehen zur Auswahl und können unverwechselbarere Nuancen bieten als das herkömmliche Anthrazit oder Dunkelblau für Anzüge.

Überhaupt bevorzugt Fox außergewöhnliche Akzente für die Männermode, um eine gewisse übliche Strenge und Konformität zu mildern. Schräge Anschnitte bei Taschenaufschlägen oder auch Anleihen an Inspirationen aus anderen historischen Epochen lockern das Bild auf und geben der Kreativität des Trägers einen passenden Ausdruck. Fox schlägt beispielsweise Gehrock, Stehkragen, ausgefallene Westen oder einen modifizierten Cut vor, um den Mann modisch und nobel zugleich auftreten zu lassen. "Gerade Männer wissen in der Regel sehr genau, was sie wollen." Ihr klassisches Unbehagen beim Kauf von Konfektionsmode sei häufig in der Erfahrung begründet, dass die vorgefertigte Ware nicht wirklich dem eigenen guten Körpergefühl entspreche. Doch Wohlgefühl - darin sind sich die Couturiers der Region Trier einig - ist das, was gutes Modedesign vor allem ausmacht.

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