1800 Menschen demonstrieren für Notarzt

Morbach · Über 1800 Menschen haben für einen Notarzt in Morbach demonstriert. Der Gemeinderat hatte zu der Veranstaltung auf dem Pont-sur- Yonne-Platz aufgerufen.

1800 Menschen demonstrieren für Notarzt
Foto: Herbert Thormeyer

(doth) „Notarzt für Morbach“ - diese Überschrift stand groß und deutlich über der Bühne auf dem Pont-sur-Yonne-Platz zu lesen. Der Morbacher Gemeinderat hatte zu einer Protestveranstaltung aufgerufen, der über 1800 Menschen gefolgt waren. Ihnen sind 30 Minuten zu lang, die es braucht, bis im Ernstfall der Notarzt kommt.

Der Sprecher des Gemeinderats in Sachen Notarztproblem, Achim Zender, begrüßte die Besucher mit der Forderung: „Ja zum Notarztstandort Morbach“. Mit Bedauern habe man die Kritik des Rettungsdienst-Referenten im Innenministerium, Hermann-Josef Gundlach, zur Kenntnis genommen, Bürgermeister Gregor Eibes würde „Ängste und Emotionen schüren“.

Diese unsachliche Äußerung weise der Gemeinderat in aller Deutlichkeit zurück. Seit einem Jahr sei Morbach nicht mehr ausreichend notärztlich versorgt und man frage sich: „Sind wir hier Menschen zweiter Klasse?" Während ein Notfallopfer in der Stadt längst im Krankenhaus behandelt wird, bestehe die Gefahr, dass ein Patient hier immer noch auf den Notarzt wartet.

Gefordert wurde die Halbierung der Wartezeit von 30 auf 15 Minuten und zwar gesetzlich festgeschrieben. Zender stellte die provozierende Frage: „Müssen wir zukünftig auf dem Land schneller sterben“? 11 000 Einwohner, 3000 Arbeitsplätze, 10 000 Fahrzeuge täglich auf der Hunsrückhöhenstraße, 80 000 Übernachtungen und keine ausreichende notärztliche Versorgung - so lassen sich die Transparente zusammenfassen, die von dem Menschen mit auf den Platz getragen wurden.

Bürgermeister Gregor Eibes stellte fest: „Wir waren in den letzten 17 Jahren durch die Arbeit von Dr. Guy Roger Neis verwöhnt“ und fragte: „Können 30 Minuten Anfahrt auch noch bei Glatteis eingehalten werden?" Hinzu komme, dass die Luftrettung durch Hubschrauber nachts nicht funktioniert. Eibes ließ weder „Durchschnittszahlen“ noch eine „Wirtschaftlichkeits-Rechnung“ gelten, denn es gehe immer um Menschenleben.

Von der Hauptschule war eine große, hölzerne Uhr aufgebaut worden, um zu zeigen, wie lange eine halbe Stunde ist. Schüler Martin Assmann fungierte als „Uhrwerk“. Eibes „alarmierte“ die Retter. Als diese kamen war er längst mit seiner Rede fertig und schon mitten in den Interviews.

Eibes rechnete auch vor, dass eine künftige Notarztversorgung für unter 100 000 Euro im Jahr möglich sei, und forderte die Politiker in Mainz auf zu handeln.

Am Rande der Kundgebung lief einer Unterschriftensammlung, die von allen Räten und Ortsvorstehern fortgeführt wird. Innenminister Karl- Peter Bruch hat inzwischen einen kurzfristigen Termin für Landrätin Beate Läsch-Weber und Bürgermeister Gregor Eibes zugesagt.

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