Ärzte-Honorare: Patienten sollen mehr zahlen

Trier · Gesundheit wird teurer: Erst kürzlich haben einige gesetzliche Krankenkassen angekündigt, Zusatzbeiträge zu erheben. Jetzt überlegen Ärzte in Rheinland-Pfalz, die Patienten direkt für Behandlungen zahlen zu lassen.

(wie) Viele niedergelassene Ärzte im Land dürften mit gemischten Gefühlen ins neue Jahr gehen. Zwar ist ein schwieriges Jahr vorbei, doch die Aussichten für 2010 sind nicht rosiger. Trotz einer vollmundig von Ärztefunktionären zunächst als Erfolg gefeierten Honorarreform haben viele niedergelassene Mediziner im Land 2009 Minus gemacht, einige sehen sich sogar in ihrer Existenz bedroht. Obwohl der Honorartopf für rheinland-pfälzische Haus- und Fachärzte Anfang 2009 um 100 Millionen Euro aufgestockt worden war, kam bei vielen Medizinern weniger an. So erhielt etwa ein Frauenarzt am Ende des Jahres für die Behandlung einer Patientin nur noch knapp elf Euro statt zuvor 15 Euro, ein Hautarzt 11,50 Euro statt 17 Euro und ein Neurologe 27 statt 44 Euro.

Günter Gerhardt, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und damit zuständig für die Verteilung des Honorars, weiß, dass viele Ärzte mittlerweile finanzielle Schwierigkeiten haben. „Ich sage ihnen: ,Haltet durch, versucht euch über Wasser zu halten'.“ Doch Aussicht auf Besserung gibt es kaum: „Auch die ersten Monate 2010 werden kein Zuckerschlecken für die niedergelassenen Ärzte“, sagt Gerhardt im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ingesamt stehen den rund 6000 rheinland-pfälzischen Ärzten 1,4 Milliarden Euro als Honorar zur Verfügung. Als Gründe, warum die Summe nicht reicht, nennt Gerhardt die sinkenden Versichertenzahlen und dass sich vor allem Berufspendler häufig außerhalb von Rheinland-Pfalz behandeln ließen, die KV dafür aber trotzdem Honorar bezahlen müsse. Die von Krankenkassen überwiesene Honorarsumme für alle niedergelassenen Ärzte sei weiterhin begrenzt. Gleichzeitig steigen die Ausgaben. So rechnet die Techniker Krankenkasse damit, dass die Arzneimittelausgaben 2009 in Rheinland-Pfalz um über vier Prozent auf 1,3 Milliarden Euro gestiegen sind.

Ärztechef Gerhardt verlangt nicht mehr Geld von den Kassen. Stattdessen fordert er eine Kostenerstattung für Behandlungen: Patienten sollen zahlen und dann mit der Krankenkasse abrechnen können. Außerdem, so Gerhardt, sollten die Zuzahlungen steigen. „Natürlich darf kein Patient überfordert werden. Es muss Härtefallregelungen geben.“

Gerhardt will den Vorschlag in den nächsten Wochen mit zuständigen Politikern besprechen. Er weiß, dass die Patienten nicht begeistert sein werden. Zumal viele Versicherte in diesem Jahr ohnehin tiefer in die Tasche greifen müssen, weil einige gesetzliche Krankenkassen wegen anhaltenden Defizits Zusatzbeiträge von ihnen verlangen werden.

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