Pandemie Ärzte im Land gegen baldigen Freiheitstag

Trier · Diskussion über baldiges Ende der Corona-Maßnahmen. Trierer Virologe ist skeptisch.

Großbritannien hat im Juli das Ende aller Corona-Maßnahmen mit einem Freedom Day gefeiert. Zunächst gingen die Infektions-Zahlen zunächst tatsächlich zurück. Mittlerweile steigen sie jedoch wieder an. Die Inzidenz lag am Wochenende bei 298, die Impfquote beträgt 65 Prozent.

Einen solchen Freiheitstag hat auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, für Deutschland gefordert. Ab 30. Oktober sollen alle Corona-Beschränkungen aufgehoben werden.

Bei vielen seiner Kollegen stößt Gassen mit seiner Forderung aber auf Kritik. „Einen sogenannten Freedom Day werden wir derzeit nicht befürworten. Solange wir nicht genau wissen, wie sich bei uns die Corona-Lage im Herbst entwickeln wird, ist es unredlich, sich an einem fixen Datum zu orientieren, um alle Maßnahmen aufzuheben“, sagt der Vorsitzende der Landesärztekammer, Günther Matheis, unserer Redaktion. Man müsse die Entwicklungen der nächsten Zeit genau beobachten. Hierbei spiele neben der Corona-Inzidenz auch die Auslastung der Krankenhäuser eine Rolle. 

Auch der Trierer Virologe Ernst Kühnen ist skeptisch, was einen  Freedom Day angeht. Ein solcher Tag werde dazu führen, „dass die Impfbereitschaft der Zweifelnden noch geringer wird“. Kühnen weiter: „Die Impfverweigerer wird dies ohnehin nicht berühren, ganz im Gegenteil, sie werden es als einen Sieg feiern.“

Der Experte hält das Risiko für vollständig Geimpfte an Covid zu erkranken für gering. „Wer zweimal geimpft wurde, erkrankt nicht schwer und wenn, dann nur in extrem seltenen Ausnahmen.“ Sogenannte Impfdurchbrüche, also Fälle, in denen sich vollständig Geimpfte infizieren, seien sehr selten. Sie machten nur 0,0005 Prozent aller Impfungen aus.

Die Freien Wähler im Land fordern ebenso wie Gassen einen Freedom Day, allerdings bereits am 11. Oktober, „da zu diesem Datum allen Menschen ein vollständiges Impf-
angebot unterbreitet wurde und die Corona-Tests von der Bundesregierung nicht mehr bezahlt werden“, heißt es in einer Mitteilung der Freien Wähler. Von diesem Termin an sollen die staatlichen Corona-Vorschriften unter Beibehaltung der 3G-Regeln in Deutschland enden.

Auch die AfD fordert die Aufhebung aller Corona-Maßnahmen in Deutschland. Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Landtag, Jan Bollinger, kritisiert die Corona-Regeln in Rheinland-Pfalz. Die geltende 2G-plus-Regel, nach der bei Veranstaltungen und in der Gastronomie nur eine begrenzte Anzahl von Ungeimpften zugelassen sind, sei verfassungswidrig. „Eine Zweiklassengesellschaft wurde damit geschaffen, die nicht mit unserem Grundgesetz und der Verfassung von Rheinland-Pfalz vereinbar ist“, sagt Bollinger.

Die Bundesregierung hat Forderungen nach einem festen Datum für ein Ende aller Corona-Auflagen vorerst eine Absage erteilt.  Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Montag in Berlin, es gebe „aus heutiger Sicht nicht die Grundlage, um zu sagen, der Tag X ist der Tag, an dem alle Beschränkungen fallen.“

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