Ärzte machen kaum noch Hausbesuche - Versorgung auf dem Land in Gefahr

Das Topthema im TV: Ärzte machen keine Hausbesuche mehr, die nächste Arztpraxis ist 50 Kilometer entfernt: Eine Zukunftsvision, die nach Ansicht von Ärzten auch in der Region schon bald Realität werden kann. Grund: Die Ärzte verdienen nicht genug und es gibt zu wenig junge Ärzte.

Trier. (wie) Grippe: Man fühlt sich matt, ist schwach, vielleicht zu schwach um zum Arzt zu gehen. Anruf beim Hausarzt, im Normalfall kommt der zum Patienten nach Hause. Noch. Künftig müssen Patienten, die noch fahren oder gefahren werden können, in die Praxis kommen. Ärzte wollen weniger Hausbesuche machen. „Es lohnt sich einfach nicht mehr“, sagt Burkhard Zwerenz, Hausarzt in Prüm und Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Hausarztverbandes. Gerade mal 13,20 Euro bekomme ein niedergelassener Arzt für einen Hausbesuch. Das decke nicht einmal die Unkosten, sagt der Arzt aus der Eifel. „Jeder Handwerker verdient mehr.“ 25 Euro pro Hausbesuch wären nach Ansicht von Zwerenz angebracht. Es werde künftig weniger Hausbesuche geben, sagt auch der Trierer Hausarzt Michael Siegert, seit neuestem Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz. Nur in medizinisch absolut notwendigen Fällen würden die Ärzte noch zu den Patienten fahren. Oder aber es kommt die Arzthelferin. Das, was in einigen ostdeutschen Regionen derzeit schon getestet wird, könnte auch bald in Rheinland-Pfalz Realität werden. Statt des Arztes kommt seine Helferin, macht Routine-Untersuchungen, misst den Blutdruck oder gibt eine Spritze. Das sei durchaus vor allem in ländlichen Gebieten bald nicht mehr ausgeschlossen, sagt KV-Sprecherin Nicole Giesler. Generell ist die medizinische Versorgung auf dem Land in Gefahr. Denn es droht ein Praxissterben. Es fehlt an jungen Ärzten, die Praxen übernehmen können. Laut KV ist jeder vierte der 6500 niedergelassenen Ärzte im Land zwischen 50 und 59 Jahren. Das bedeute: In drei Jahren werden rund 1200 Allgemeinmediziner altersbedingt aufgeben, ohne Nachfolger müssen sie ihre Praxis dicht machen. Die Wege bis zum nächsten Arzt werden weiter. Wie es bereits in der Eifel Realität ist. Für die rund 96 000 Bewohner des Eifelkreises Bitburg-Prüm gibt es derzeit nur gut 60 niedergelassen Ärzte, davon sind noch nicht mal die Hälfte Hausärzte. Auf einen Allgemeinarzt kämen so fast 3000 Patienten, doppelt so viel wie vorgesehen, sagt Zwerenz. „So kann es einfach nicht mehr weitergehen. Die Politik muss endlich reagieren und den Arztberuf durch bessere Bezahlung wieder attraktiver machen“, kritisiert der Hausarzt.

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