Prozessauftakt im Landgericht Amokfahrt in Trier: Der Angeklagte schweigt, die Opfer leiden

Trier · Der erste Prozesstag um die Amokfahrt in Trier gegen den mutmaßlichen Täter Bernd W. endet schon nach 20 Minuten. Die Anklage gibt grausame Details der Tat in der Trierer City preis. Die Staatsanwaltschaft: Das lässt einen nicht kalt.

Amokfahrt in Trier: Prozess gegen Bernd W. vor Landgericht gestartet - Angeklagter schweigt
Foto: TV/Bernd Wientjes

Der mutmaßliche Amokfahrer von Trier schweigt weiter. Der unter anderem wegen fünffachen Mordes angeklagte Trierer Bernd W. hat zum Auftakt des Prozesses vor dem Trierer Landgericht (Liveticker zum Nachlesen) angekündigt, keine Aussage machen zu wollen – weder zur Tat noch zu seiner Person. Der erste Verhandlungstag war nach knapp 30 Minuten beendet, nachdem die Anklage verlesen war.

Der 51-Jährige aus dem Trierer Stadtteil Zewen, soll zuletzt arbeitslos gewesen sein und in einem Auto gelebt haben. Und zwar in dem Auto, mit dem er am 1. Dezember vergangenen Jahres viereinhalb Minuten durch die Trierer Fußgängerzone gerast sein soll und dabei „zielgerichtet und in Tötungsabsicht“ Passanten angefahren haben, wie es Oberstaatsanwalt Eric Samel  formulierte. Fünf Menschen starben, 18 wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Anklage: Oberstaatsanwalt schildert jeden einzelnen Fall der Amokfahrt

Viele der Opfer leiden auch mehr als acht Monate nach der Tat unter den Folgen. Ein Polizist aus der Eifel etwa, der als Passant in der Fußgängerzone unterwegs war und von dem Amokfahrer überfahren wurde, sitzt im Rollstuhl und ist ein Pflegefall.

Jeden einzelnen Fall, jedes Opfer führt Samel auf, als er 20 Minuten lang die Anklage verliest. Es ist nicht nur für die Hinterbliebenen und Opfer –  14 von ihnen  sind als Nebenkläger zugelassenen,  nur drei sind beim Prozessauftakt dabei – schwer zu ertragen, wenn der Oberstaatsanwalt detailliert schildert, wie der Täter Jagd auf arglose Passanten gemacht hat und welche Verletzungen sie davon getragen haben oder woran sie gestorben sind. Ein Hinterbliebener muss während der Schilderung weinen. Der Angeklagte selbst verfolgt die Anklage mehr oder weniger regungslos.

Fotos: Amokfahrt-Prozess in Trier - Ansichten vom 1. Tag
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Amokfahrt-Prozess in Trier

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Foto: TV/Anja Theis

Einen Eindruck davon, mit welcher Geschwindigkeit der Amokfahrer mit dem Land Rover durch die Fußgängerzone gerast ist, vermittelt die Tatsache, dass einige der Opfer 20 Meter und mehr durch die Luft geschleudert wurden. Ein drei Monate altes Baby wurde auf dem Hauptmarkt durch den Aufprall mit dem Wagen aus dem Kinderwagen geschleudert und schlug mehrere Meter entfernt auf das Kopfsteinpflaster. Es starb genau wie sein 45-jähriger Vater. Die Mutter und der eineinhalb Jahre alte Bruder überlebten. Die Frau sei noch immer schwer traumatisiert, sagt Samel.  Es sei ein Prozess, der selbst erfahrene Ermittler nicht kalt lasse, sagt der Anklagevertreter vor Prozessbeginn. 

Landgericht: Polizei rund um das Gebäude postiert

Das gesamte Gericht ähnelt am Donnerstag einen Hochsicherheitstrakt. Die 23 Besucher und 13 Medienvertreter kommen nur durch eine Sicherheitsschleuse in den Gerichtssaal. Rund um das und im Gebäude hatten sich Polizeibeamte postiert. Die Straße neben dem Gericht wurde von Polizeiautos blockiert. Der Angeklagte wurde unter Polizeischutz von der Justizvollzugsanstalt ins Gericht gebracht. Im Saal sitzt er hinter einer Sicherheitsglaswand, um ihn vor Rache geleiteten Angriffen zu schützen.

Bei dem Prozess wird es nicht nur darum gehen, die Tat in allen Einzelheiten zu rekonstruieren, sondern auch nachzuweisen, dass Bernd W. unzweifelhaft der Täter ist. Und falls ja inwieweit er voll schuldfähig ist. Ein Gutachter hat ihm vor dem Prozess eine Psychose bescheinigt. Nebenklagevertreter Otmar Schaffarczyk bezweifelt diese Diagnose allerdings.

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