Anlagebetrug: Einige Opfer verloren alle Ersparnisse

Trier · War es Naivität oder Geldgier, was die Anleger in die Arme der drei vor dem Trierer Landgericht angeklagten Finanzberater getrieben hat? Am Dienstag sagten einige von ihnen aus, warum sie in eine offenkundig windige Anlage investiert haben.

„Sind Sie nicht misstrauisch geworden?“ Immer wieder fragt Richter Armin Hardt das die Zeugen. Doch die zucken nur mit den Schultern. „Ich habe ihm vertraut“, „Ich bin davon ausgegangen, dass das klappt“, „Das Geld sollte bombensicher sein“, lauten die Antworten. Der Sachbearbeiter, der Schlosser, der Lagerist, der Stuckateur und die Verkäuferin, die das sagen, haben den Versprechungen geglaubt, sie könnten ihr Geld innerhalb eines Jahres ums Eineinhalbfache vermehren.

Zehn Prozent Rendite sollen die Anlagevermittler ihren Kunden versprochen haben – monatlich. Doch offenbar hat keiner von denen nachgefragt, wie das gehen und wo das Geld angelegt werden soll. Selbst als sie Konten in der Schweiz eröffnen sollten, ist keinem der Zeugen etwas sonderbar vorgekommen. Sie haben offenbar blind den Zusagen der Anlagevermittler vertraut und auch blind die Verträge unterschrieben. Obwohl darin nichts von den monatlichen Renditen stand und obwohl darin neben der Unterschrift als Ausstellungsort Basel genannt wurde und keiner der Zeugen dazu in Basel war.

„Wir waren wirklich naiv“, bringt es der 63-jährige Stuckateur auf den Punkt. Eine Naivität, die die Anleger nach Lage der Dinge teuer bezahlen müssen. Denn bislang haben sie vom Großteil ihres Geldes nichts mehr gesehen. „Unser ganzes Leben, alle Ersparnisse“, sagt der 63-Jährige. 65.000 Euro hat er „versenkt“.

Der Anlageberater, bei dem er seit mehr als 20 Jahren alle seine Versicherungen abgeschlossen hat, habe ihm versichert, das Geld sei so sicher wie Fort Knox, das berüchtigte Lager der US-Goldreserven. Passenderweise sollte das Geld in eine Goldmine investiert werden. So zumindest hat es ihm sein Versicherungsmakler gesagt. Seit über einem Jahr hat er keine Gewinnausschüttung mehr von seiner Anlage erhalten.

Angeblich sollten sich die Anleger, unter ihnen auch Unternehmensberater und Polizisten, an sogenannten Trading-Geschäften beteiligen. Was sich dahinter verbirgt, weiß keiner der Zeugen, die an diesem Tag gehört werden. Es habe alles vertrauenswürdig geklungen, sagt ein Lagerist. 35.000 Euro hat er in das offenkundig windige Geschäft investiert. Dafür hat er sich seine Bausparverträge auszahlen lassen („Das war eigentlich meine Alterssicherung“) und noch einen Kredit aufgenommen. Misstrauen? Keine Spur. Der Mann, dem er sein Geld gab, sei doch vertrauenswürdig gewesen.

Die Verteidiger der drei auf der Anklagebank sitzenden Anlageberater versuchen, die Zeugen zu Mittätern zu machen. Ob er jemals so dilettantisch formulierte Verträge vorgesetzt bekommen habe, fragt der Trierer Rechtsanwalt Dieter Kalicki einen Zeugen. Nach einem halben Jahr blieben bei den Anlegern die Gewinnauszahlungen aus.

Trotzdem wurde keiner der Betroffenen wirklich misstrauisch. Sie alle glaubten weiterhin den Versprechungen der Anlagevermittler („Es läuft alles super“, soll der Versicherungsmakler gesagt haben), es gebe nur vorübergehend Probleme, das Geld sei sicher. Noch kurz vor seiner Verhaftung habe der Vermittler ihm gesagt, dass er sein Geld auf jeden Fall wieder bekomme, es sei derzeit nur eingefroren auf einem Schweizer Konto, sagt der Stuckateur. Er glaubt nicht mehr daran: „Wir haben nichts mehr“, sagt er kopfschüttelnd.

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