Auto-Papiere frisiert: Fälscherring aufgeflogen

Trier/Daun · 500 schrottreife Autos sollen allein aus dem Vulkaneifelkreis mit illegalen Prüfberichten als technisch einwandfrei ins Ausland verkauft worden sein. In Rheinland-Pfalz und Nachbarregionen sind 42 Betriebe durchsucht worden. Mehrere Gerichtsverfahren stehen an, das erste am Donnerstag am Amtsgericht Wittlich.

(vog) Als der 25-jährige Kfz-Mechaniker aus dem Vulkaneifelkreis, der am heutigen Donnerstag vor Gericht steht, den Ermittlern ins Netz ging, kam eine Lawine ins Rollen. Der Trierer Oberstaatsanwalt Ingo Hromada sagt: „Sein Geständnis hat viel in Bewegung gebracht und einen Rattenschwanz von Verfahren nach sich gezogen.“

Rasch war klar: Der 25-Jährige hatte sich über seinen Bruder, der als Auszubildender in einem KFZ-Sachverständigenbüro arbeitete, illegal Blanko-Prüfberichte und Plaketten besorgt. Mit den gefälschten Papieren wurden schrottreife Autos zu technisch einwandfreien Fahrzeugen: mit Stempeln für Abgastests und Hauptuntersuchungen. Nur so konnten die Autos ins Ausland verkauft werden.

„Bis zu 500 Autos soll der 25-jährige Angeklagte illegal für Händler deklariert haben. Weitere 30 für Privatleute“, erklärt Heinz-Peter Thiel, Chef der Polizeiinspektion (PI) Daun. Über die PI Daun liefen die landesweiten Ermittlungen. Es wurden zwischen Simmern, Wittlich, Euskirchen und Wiesbaden 42 Betriebe von Gebrauchtwagenhändlern und KFZ-Sachverständigen durchsucht.

Oberstaatsanwalt Hromada: „Viele weitere Verfahren stehen an. Bisher alleine 26 in der Region Trier.“ Noch seien nicht alle Ermittlungsakten ausgewertet. Auch steht noch nicht fest, wie viel Gewinn die anzuklagenden Autohändler illegal erwirtschaftet haben. Allerdings ist nach Expertenmeinung ein Auto mit gültigen Prüfplaketten 1000 Euro mehr wert. Bei 500 Autos also eine halbe Million Euro. Einen Teil der Verfahren übernehmen Nachbar-Staatsanwaltschaften.

Trotz der Vielzahl von Fälschungen geht Oberstaatsanwalt Hromada nicht von organisierter Kriminalität aus. Er sagt: „Da steckt vermutlich keine Bande dahinter. Es geht um ein richtig großes, illegales Konstrukt, aber nichts Mafia-Ähnliches“. PI-Chef Thiel ergänzt: „Die Ermittlungen ähneln zwar denen bei organisiertem Rauschgifthandel, und die handelnden Personen sind alle irgendwie miteinander bekannt oder verwandt, aber es ist eher von einer Vielzahl Einzeltäter auszugehen."

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