Bahnstrecke Prüm-Gerolstein: Radweg-Projekt vor dem Aus

Prüm/Gerolstein · „Geringe Perspektiven“ werden der Freistellung der Bahnstrecke von Prüm nach Gerolstein vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium bescheinigt, verkündete Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm. Das ist zwar noch keine definitive Absage an das Radweg-Projekt, aber die Chancen gehen gegen null.

 Auf der Bahnstrecke Prüm-Gerolstein wird es voraussichtlich keinen Radweg geben.

Auf der Bahnstrecke Prüm-Gerolstein wird es voraussichtlich keinen Radweg geben.

Foto: Christian Brunker

Seit Jahren planen die Verbandsgemeinde Prüm und die Stadt Gerolstein, ihre Städte über einen Radweg zu verbinden. Dieser sollte eigentlich auf der ehemaligen Bahntrasse gebaut werden, die man für diesen Zweck von der Bahn für 420.000 Euro gekauft hatte. Doch die dafür notwendige Freistellung vom Bahnbetrieb ließ lange auf sich warten, wurde aber von Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, nie in Zweifel gezogen.

Doch auf der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderates war Überraschendes zu hören. In einer Stellungnahme habe das Wirtschaftsministerium ihm mitgeteilt, dass es nach der derzeitigen Gesetzeslage nur „geringe Perspektiven“ für eine Freistellung gebe, so Söhngen. „Das stellt uns vor neue Probleme.“ Dabei sei man in den Planungen schon weit fortgeschritten gewesen und hatte auf einen Baubeginn im kommenden Jahr gehofft, sagte Söhngen. Jetzt warte man auf eine verbindliche Aussage von der Bahn, ob nun entwidmet werden kann oder eben nicht. „Dann müssen wir weitersehen“, sagt Söhngen. „Ich habe immer gesagt, dass die Entwidmung nicht einfach wird.“

Die derzeitige Gesetzeslage sieht vor, dass Bahnstrecken nur dann abgebaut werden dürfen, wenn auch mittelfristig niemand die Strecke für den Bahnverkehr nutzen möchte. Dies ist aber in Prüm nicht der Fall, denn mit der Vulkaneifel-Bahn steht ein potenzieller Betreiber bereit, der auch schon sein Interesse an der Strecke deutlich gemacht hat. „Wir würden gerne die Eifel-Querbahn, die bereits von Ulmen bis Gerolstein verkehrt, bis Prüm verlängern und haben dafür schon vor drei Jahren ein Konzept vorgelegt“, sagt Jörg Petry, Geschäftsführer der Vulkaneifel-Bahn. Außerdem habe man beim Land einen Antrag auf Nutzung gestellt.

Erst kürzlich sei man mit einem Messzug die Strecke abgefahren. „Natürlich gibt es nach den Jahren ein paar Schwachstellen“, sagt Petry, aber die Strecke sei befahrbar, wenn man etwas investiere, etwa in einen Haltepunkt bei Prüm in der Nähe Prümtalstraße. Petry spricht sich dafür aus, zwischen Prüm und Gerolstein Bahnverkehr und Radweg parallel einzurichten. Gerade der zusätzliche Bahnverkehr ermögliche es Familien, auf den bequemen Schienenbus umzusteigen und so zwischen Prümtal- und Kylltal-Radweg in Gerolstein zu pendeln. Der Radweg könnte dann wie bisher über Wirtschaftswege und damit auch durch die Orte auf der Strecke geführt werden, die ebenfalls profitieren würden.

Meinung

Umdenken ist erforderlich

Von Christian Brunker

Einen Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse von Prüm nach Gerolstein wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben. Nach der derzeitigen Rechtslage ist eine Entwidmung nicht möglich, wenn es einen Betreiber gibt, der die Strecke für den Bahnverkehr nutzen möchte – und die Vulkaneifel-Bahn steht bereit. Diesen Realitäten muss man sich stellen, auch wenn man die Bahnstrecke für viel Geld gekauft hat, um sie in einen Radweg umzuwandeln. Man sollte vor allem die Chancen sehen, die in dieser Situation liegen. Denn von der Verlängerung der Eifel-Querbahn bis nach Prüm könnte der Tourismus in der Abteistadt deutlich profitieren – mehr als von einem reinen Radweg. Denn damit käme ein weiteres Angebot nach Prüm, und der Fremdenverkehr lebt von der Vielfalt der Möglichkeiten, von Angeboten für Radfahrer und Eisenbahnfreunde. Natürlich ist auch die Verbindung des Prümtal- mit dem Kylltalradweg wichtig. Aber nur das parallele Angebot von Bahn und Radweg macht die Verbindung wirklich familienfreundlich. Das teure Fazit: Für eine solche Lösung hätten die Kommunen die Strecke nicht kaufen müssen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort