Umwelt Biotüte: Bisschen mehr Inhalt geht noch

Trier · Die Verantwortlichen sind mit Zwischenbilanz des neuen Müllkonzepts weitgehend zufrieden.

  Nach den Irritationenen, die es zunächst um die Biotüte gab, gilt sie mittlerweile als Erfolgsmodell.

Nach den Irritationenen, die es zunächst um die Biotüte gab, gilt sie mittlerweile als Erfolgsmodell.

Foto: Friedemann Vetter

„Bitte Abstand halten“ war auch das Gebot der Stunde in der jüngsten Sitzung des regionalen Abfallzweckverbands ART. Die vorsorglich zahlenmäßig dezimierten Kommunalpolitiker aus den vier Kreisen und der Stadt Trier gingen zu ihren Sitznachbarn auf ungewohnte Distanz.

„Der einsame Verbandsvorsteher begrüßt die einsamen Verbandsmitglieder“, witzelte der Bernkastel-Wittlicher Landrat Gregor Eibes (CDU) und wähnte sich an seine auch schon ein paar Jahre zurückliegende Abiturprüfung erinnert. „Es sind unsichere Zeiten. Und wir wissen nicht, was da noch kommt“, meinte Eibes, ohne die Coronakrise dabei explizit anzusprechen.

Und so ein wenig gilt das Gesagte natürlich auch für die Entwicklung der regionalen Abfallentsorgung, auch wenn die ART-Verantwortlichen am Dienstagabend voll des Lobes waren über die erste Zwischenbilanz ihres Müllkonzept 2020.

Die beabsichtigte Abfallvermeidung sei „komplett aufgegangen“, freute sich ART-Chef Maximilian Monzel, „wir machen weiter.“

Die Zahlen scheinen Monzels Optimismus zu bestätigen: Danach ist die Menge des in der Region eingesammelten Restabfalls innerhalb eines Jahres um über 15 Prozent gesunken (der TV berichtete). Im gleichen Zeitraum wurden rund zehn Prozent mehr Papier eingesammelt und 13 Prozent mehr Verpackungsabfälle (Gelber Sack).

Noch weitaus größer sind die Steigerungsraten bei den Bioabfällen. Danach wurden im Januar dieses Jahres 400 Prozent mehr Speisereste und Küchenabfälle über die Sammelcontainer entsorgt als zwölf Monate zuvor.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Seit diesem Jahr gilt ein neues Gebührensystem. Danach sind in der jährlichen Grundgebühr nur noch 13 Leerungen der Restmülltonne enthalten. Wer die Tonne häufiger entleeren lässt, muss dafür extra zahlen.

Seitdem wird bei den meisten Verbrauchern der Abfall noch besser vorsortiert, um das Restmüllaufkommen gering zu halten.

Eine Folge: Anfang des Jahres liefen die regionweit aufgestellten Biomüll-Container vielerorts über. „Wir haben versäumt, in entsprechenden Szenarien zu denken“, räumte der ansonsten ziemlich selbstbewusste Monzel in der ART-Versammlung selbstkritisch ein, man sei nicht von derart schlagartigen Veränderungen ausgegangen.

Verbale Rückendeckung bekam der ART-Chef vom Geschäftsführer des in Hessen ansässigen Witzenhausen-Instituts, dass das sogenannte Trierer Modell plus wissenschaftlich begleitet.

Die Gretchenfrage dabei: Ist das sogenannte Bringsystem mit der Biotüte geeignet, um das Holsystem mit der Biotonne zu ersetzen?

„Mit den Prognosewerten für dieses Jahr liegt die ART im mittleren Bereich der Erfassungsleistung einer Biotonne“, lautet das Zwischenfazit von Institutschef Michael Kern. Die mit den Biotüten eingesammelten Mengen seien noch steigerungsfähig, meint Verbandsvorsteher Gregor Eibes.

Hört man sich in der Vulkaneifel um, wo es über viele Jahre hinweg Biotonnen gab, die aus Gründen der regionalen Vereinheitlichung ausgetauscht wurden, lehnen dennoch viele die Biotüte ab.

Gregor Eibes unterstrich am Dienstagabend noch einmal, dass eine mögliche Wiedereinführung der Biotonne „eine souveräne Entscheidung des Dauner Kreistags“ sei.

Für den Bitburg-Prümer Kreisbeigeordneten Michael Billen (CDU), der dereinst mit dem Begriff „Madentonne“ maßgeblich dazu beitrug, die flächendeckende Einführung der Tonne zu verhindern, ist die Biotüte indes ein Erfolgsmodell. Inzwischen begriffen immer mehr Bürger, dass sie Geld sparten, wenn sie mit Eimer und Biotüte zum Container gingen. Billens Vorschlag: „Jetzt warten wir mal noch zwei Jahre, und dann sehen wir weiter.“

Zumindest die Trierer Grünen wünschten sich allerdings schon jetzt eine kleine Modifizierung, wie der Stadtrat Richard Leukefeld in der Verbandsversammlung anmerkte.

Auf Antrag sollen danach größere Wohneinheiten einen eigenen Biocontainer vor das Haus gestellt bekommen. Das wäre dann wohl von beiden Modellen ein bisschen was.

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