Bitburg-Prüm: Bäume machen Bauern Ärger

Bitburg-Prüm · Ein neues Verfahren sorgt unter Landwirten für Unmut. Denn seitdem ihre Bäume, Hecken oder Mauern als Landschaftselemente digitalisiert werden, verbringen sie noch viel mehr Zeit über ihren Antragsformularen.

 Was dem Seemann der Leuchtturm, soll der Fledermaus der Obstbaum in Wawern sein. Jetzt sollen neue Bäume an anderer Stelle gepflanzt werden. Ob das die Probleme der Gemeinde löst, wird derzeit noch geprüft. TV-Foto: Archiv/Klaus D. Jaspers

Was dem Seemann der Leuchtturm, soll der Fledermaus der Obstbaum in Wawern sein. Jetzt sollen neue Bäume an anderer Stelle gepflanzt werden. Ob das die Probleme der Gemeinde löst, wird derzeit noch geprüft. TV-Foto: Archiv/Klaus D. Jaspers

(kah) Ein ahnungsloser Spaziergänger käme wohl nie auf die Idee, wie viel Arbeit und Ärger Bäume, Hecken, Feuchtgebiete oder Natursteinmauernsogenannten den Bauern bereiten. Denn seit diesem Jahr ist als Folge einer neuen EU-Richtlinie jedes einzelne dieser sogenannten Landschaftselemente in einem Luftbild digitalisiert, mit einer Nummer versehen, in seiner Größe vermessen und damit so erfasst, dass sich später überprüfen lässt, ob der Bauer, auf dessen Acker oder Weide es steht, es verändert oder gar entfernt hat. Ein Grund dafür ist, dass viele von ihnen geschützt sind. Stellen sie doch nicht nur eine Bereicherung des Landschaftsbildes, sondern auch wertvolle Lebensräume.

Für die Bauern haben sich diese Nistplätze zahlreicher Vogelarten jedoch in eine Brutstätte des Ärgers verwandelt. „Wir blicken überhaupt nicht mehr durch“, sagt Michael Horper, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, der sich darüber ärgert, dass nun auch „Bäumen Ohrmarken verpasst werden“. Denn jeder einzelne Baum oder Strauch muss auch in den Anträgen auf Agrarförderung auftauchen, über deren zahllosen Formularen die Bauern des Eifelkreises gerade brüten. In der Praxis bedeutet dies laut Horper, dass der Landwirt sich in einer Internetseite einloggen muss, wo er die Luftbilddaten seines Betriebs abrufen kann. Und das in der Eifel, wo doch viele keinen DSL-Anschluss hätten. Dann müsse er herausfinden, welche Nummer zu welchem seiner Landschaftselemente gehört. Dann müsse er überprüfen, ob es dieses Landschaftselement überhaupt gibt und ob es vielleicht größer oder kleiner geworden ist. Gibt es Änderungen, müsse er diese in einer Tabelle festhalten.

„Und manche Bauern haben Hunderte Landschaftselemente. Die sitzen da tagelang dran“, sagt der Bauernverbandschef. Das ergäbe dann im Agrarantrag zig Seiten nur mit Bäumen. Sein Urteil steht fest: „Es wird übertrieben!“ Man könne auch Grashalme digitalisieren.

Nicht nur den Bauern, auch dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) machen Baumreihen, Feldgehölze & Co Arbeit. Denn dort laufen wegen der vielen Unstimmigkeiten zwischen der digitalen und der realen Welt die Telefone heiß. „Das ist für uns ein erheblicher Aufwand “, sagt Alfred Lorenz vom DLR. Vier Mitarbeiter seien täglich damit beschäftigt, mehr als 20 Fälle abzuarbeiten. Oft gehe es um Landschaftselemente, die falsch eingestuft wurden. Im Extremfall wurde ein fahrender Traktor als Baum digitalisiert. „Aber bisher haben wir alles geschafft“, sagt Lorenz für das DLR – das nicht als einzige Institution zu spüren bekommt, was die Bauern von dem neuen Verfahren halten.

Denn in der Kreisverwaltung gehen dagegen derzeit Widersprüche ein. „Wir haben unsere Mitglieder dazu aufgefordert“, sagt Horper – um ihren Unmut kundzutun. Ein Unmut, der auf den ersten Blick so gar nicht zu der Idylle passen will, für die knorrige Obstbäume oder Hecken voller zwitschernder Vögel in der Eifel sorgen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort