127 auf einen Streich

Gransdorf · Lautes Murmeln und Gelächter dringt vom Gransdorfer Dorfplatz vor der Kirche ans Ohr. Die Bewohner des 400-Seelen-Dorfs haben sichtlich Spaß, als TV-Fotograf Klaus Kimmling alle in Pose rückt. Denn am Samstagnachmittag gab es im Ort die TV-Dorffoto-Aktion.

Gransdorf. "Das war wohl die am stärksten besuchte Dorffotoaktion, die wir dieses Jahr hatten", resümiert TV-Fotograf Klaus Kimmling, als er am Samstagmittag punkt 14 Uhr die Gransdorfer vor der Kameralinse hat. Er muss es wissen, denn er hat die meisten dieser Dorffotos in der Region gemacht. Mit lauter Stimme erklärt er auf einer Leiter stehend - schließlich muss er alle Gransdorfer auf das Bild bannen - dass jeder das Foto kostenlos erhält, der Ortsbürgermeister bekommt sogar eine schön gerahmte Ausfertigung.
Auf dem kleinen Platz vor der Dorfkirche haben sich Jung und Alt, Groß und Klein, Einheimische und Zugezogene eingefunden - dafür hat der engagierte Ortsbürgermeister Friedebert Spoden, selbst geborener Gransdorfer, gesorgt.
Der ist stolz auf sein Dorf. "Wir haben ein intaktes Vereinsleben hier, obwohl wir ein kleines Dorf sind." So gibt es die Feiwillige Feuerwehr, den Muskverein, die Theatergruppe, den Kirchenchor, die Frauengemeinschaft, den Förderverein Alte Kirche und den Ackerbauverein. Letzterer hat seit 1997 eine Museumsscheune mit historischen Traktoren und Landmaschinen eingerichtet.
Von Anfang an im 75 Mitglieder starken Verein dabei ist Heinz Willems, Friseurmeister in Gransdorf. "Wir machen Führungen für Schulen, Kitas und alle Interessierten auf Anfrage", erklärt Willems. Er selbst ist Ur-Gransdorfer, lebt seit 58 Jahren im Ort. "Das ist meine Heimat. Wir sind eine gute Gemeinschaft." Das bestätigt auch Klaus Fritzen, der Vorsitzende des Fördervereins Alte Kirche. Der Verein hat 90 Mitglieder und mit Spendengeldern und Fördermitteln die St.-Apollonia-Kirche restauriert. Er sagt: "Ich möchte nirgendwo sonst wohnen. Ich wurde 1941 hier geboren, habe hier geheiratet, und ich sterbe hoffentlich auch hier."
Die Mischung von Alt und Jung sei im Dorf gut, meint Ortschef Spoden. "Mit sechs Babys in diesem Jahr wirken wir dem Demografiewandel gut entgegen", sagt er lachend. Drei Mädchen sind schon auf der Welt. Das derzeit jüngste Mädchen mit Namen Laura ist fünf Monate alt. Die Eltern, Manuela und Andelco Bozanovic, sind stolz auf ihre Kleine, genauso wie auf Sohn Tom. Manuela Bozanovic: "Es ist schön hier. Hier kennt jeder jeden. Es gibt viele Kinder zum Spielen." Auch ihr Mann, der gebürtiger Kroate ist, und seit mittlerweile 15 Jahren in Gransdorf lebt, wohnt gerne im Dorf. "Ich bin hier freundlich aufgenommen worden. Ich fühle mich hier zu Hause."
Gransdorf hat eine Gastwirtschaft, eine Pension und zahlreiche Ferienwohnungen. Im Haus direkt neben der Pension Zum Holzwurm ist die älteste heute anwesende Gransdorferin geboren. Anna Kremer ist 91 Jahre alt und ist gut ins Dorfleben integriert. "Ich fühle mich noch jung", sagt sie. Sieben Geschwister hat sie, zwei davon leben ebenfalls im Dorf, und drei Enkel. Auf die Frage, ob sie 100 Jahre alt werden will, erklärt Anna Kremer in sympathischem Eifler Platt: "Wie et kommt, hol ich et. Mal schauen, ob ich 100 werde." Am liebsten geht die rüstige Seniorin mit ihrem Rollator den Berg hinauf spazieren. Dann ruht sie auf einer Bank aus und schaut zufrieden auf ihr Gransdorf. Groß auf Dorffeste gehe sie nicht mehr, sie liebe die Ruhe. "Wenn ein Dorffest ist, bekomme ich immer einen Teller Kuchen gebracht. Ich werde nie vergessen."
Auch nach der Fotoaktion ist direkt gegenüber bei der Freiwilligen Feuerwehr für Kaffee und Kuchen gesorgt. Dort trifft man auch auf die "Dorfknipse", wie sich Hobbyfotografin Doris Pauels selbst schmunzelnd nennt. Von der Feuerwehrübung bis hin zur Kirmes versucht sie alles auf Fotos zu bannen.
Gleich daneben sitzt Barbara Willems mit einem kugelrunden Babybauch. "Eigentlich war Geburtstermin am 28. August, aber es will noch nicht." Ob es ein Junge oder Mädchen wird, weiß sie nicht.
Und so warten die Dorfbewohner gespannt auf den vierten von sechs neuen Gransdorfern. Auf dem Dorffoto wird das Kleine sich später wiederfinden - im Bauch seiner Mutter.

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