13 000 Kilometer von zu Hause entfernt: Bitburger Schülerin lebt zwei Jahre ohne Eltern und Familie in Südostasien

Bitburg · Carla Dubois ist 18 Jahre alt. Ihr Abitur hat die Bitburgerin 13 000 Kilometer entfernt von ihrer Heimat gemacht - in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur. Insgesamt zwei Jahre lang hat sie dort ohne Eltern und Familie gelebt. Wie es dazu gekommen ist und was sie in der Ferne erlebt hat, hat sie dem TV erzählt.

Bitburg. Auf einmal steht da dieses Stachelschwein. Einfach so. Es frisst alles. Die ganzen Vorräte sind futsch. "Unser Frühstück war so gut wie weg", erinnert sich Carla Dubois. "Wir haben später nur noch ein paar Reste zusammenkratzen können." Diese Überbleibsel müssen reichen, um den mehrstündigen Fußmarsch am nächsten Morgen zurück in die Zivilisation irgendwie zu bewältigen. "Das war ein echtes Abenteuer", sagt Dubois und grinst. "Auch wegen der Alligatoren, Affen und Elefanten, die wir dort gesehen haben."Kulturelle Vielfalt



An einem Mittwochnachmittag sitzt die 18-Jährige in einem Bitburger Café. Vor ihr auf dem Tisch ein Latte Macchiato. Das Heißgetränk wird sich in den kommenden 60 Minuten in ein Kaltgetränk verwandeln. Denn Dubois kommt nicht zum Trinken. Sie hat zu viel zu erzählen - die letzten beiden Jahre waren derart vollgestopft mit besonderen Erlebnissen und Begegnungen, dass es jetzt nur so aus ihr heraussprudelt. Genauso wie die Anekdote mit dem Stachelschwein. Die hat sie auf der Tropeninsel Borneo erlebt, irgendwo auf einer Urwaldwanderung mit Freunden. Der tropische Regenwald lag zwei Jahre lang nur einen Katzensprung von Dubois\' Wohnort entfernt - denn die 18-Jährige hat ihr Abitur 13 000 Kilometer entfernt von ihrer Eifeler Heimat gemacht - in Kuala Lumpur, der Hauptstadt des südostasiatischen Landes Malaysia. Von Sommer 2012 bis Juni 2014 lebt sie in der Millionenmetropole und besucht dort eine deutsche Schule.
Über einen Arbeitskollegen ihres Vaters, der in Malaysia lebt und arbeitet, kommt der Kontakt zustande. "Ich hatte vorher gar nichts mit dem Land zu tun", sagt Dubois. Luxemburg, Frankreich und die Niederlande seien ihre einzigen Auslandsreiseziele bis zu diesem Zeitpunkt gewesen. Dann aber entscheidet sie sich 2012, für ein halbes Jahr nach Malaysia zu gehen. Doch es kommt anders. "Der Direktor der Schule hat mich plötzlich gefragt, ob ich nicht mein Abitur dort machen wolle - sie würden mir ein Halb-Stipendium anbieten." Dubois zögert nicht und sagt zu. Über Weihnachten 2012/2013 kommt sie nach Bitburg. Danach geht es zurück nach Südostasien. Die zwei Jahre in der Ferne haben die junge Frau geprägt. Es ist nicht nur, dass sie durch ihren Aufenthalt nun perfekt Englisch und Französisch spricht (nebenbei noch ein bisschen Portugiesisch, Chinesisch und Malayisch), nein sie sei auch deutlich selbstbewusster geworden. "Stressen lasse ich mich nicht mehr", sagt sie. Die Gelassenheit der Malaysier habe sie geprägt. "Geld spielt nicht so eine große Rolle wie hier - materielle Werte zählen viel weniger, alles ist deutlich entspannter." Den Unterschied zwischen Malaysia und Deutschland habe sie gleich nach ihrer Rückkehr im Sommer schnell erleben müssen. "Ich habe meinen Führerschein in Malaysia gemacht", erzählt die junge Frau, "das ging problemlos innerhalb von zwei Monaten". In Deutschland warte sie nun allerdings bereits mehr als sechs Monate auf die Übersetzung des Dokuments. "Was für ein bürokratischer Aufwand", findet die 18-Jährige.
Neben der Gelassenheit ist es die kulturelle Vielfalt, die sie an ihrem Gastland beeindruckt hat. "Es klappt. Dort leben so viele Kulturen und Religionen auf engstem Raum problemlos zusammen - und hier in Deutschland gibt es Organisationen wie Pegida - das regt mich echt auf." Sie sei offener geworden durch die Zeit in Asien. Doch, und das betont Dubois, sie habe ihre Heimat auch vermisst. "Es klingt vielleicht seltsam, aber die Felder der Eifel haben mir gefehlt."
Sie habe sich sehr gefreut, nach ihrer Rückkehr mal wieder über Felder und Wiesen zu spazieren. "Denn das kann man dort total vergessen." Sie gesteht: "Die Eifel ist schon schön." Momentan absolviert Dubois ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Bitburger Grundschule. "Danach will ich studieren - am liebsten internationale soziale Arbeit." Und was kommt danach? "Ich würde gerne in der Entwicklungshilfe arbeiten - vielleicht in Kambodscha oder Indien", erklärt die Eifelerin.

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