Menschen Tobias’ Kampf um ein normales Leben

Seffern/Gailingen · Ein 18-Jähriger aus Seffern muss nach einem Schlaganfall neu sprechen und gehen lernen. Eifeler sammeln für die Familie.

 Weihnachten hat Tobias bei seiner Familie zu Hause in Seffern verbracht. Danach muss er zurück in die Reha nach Baden-Württemberg, wo der 18-Jährige seit einem Schlaganfall wieder sprechen und gehen lernt.

Weihnachten hat Tobias bei seiner Familie zu Hause in Seffern verbracht. Danach muss er zurück in die Reha nach Baden-Württemberg, wo der 18-Jährige seit einem Schlaganfall wieder sprechen und gehen lernt.

Foto: TV/Michael Friedrich

Tobias Wickel steht an einem Geländer in einem Treppenhaus und hält sich mit beiden Händen fest. Er konzentriert sich und schaut in die Kamera. Dann nimmt er eine Hand vom Geländer, streckt den Daumen hoch und lacht. „Ich finde es bewundernswert, wie gut gelaunt er ist – das ist Wahnsinn“, sagt seine Mutter Heike, als sie das Video zeigt, das Tobias ihr aus der Reha in Gailingen in Baden-Württemberg geschickt hat. Dort ist ihr Sohn nun schon seit sechs Monaten. Der 18-Jährige hat im April dieses Jahres einen Schlaganfall erlitten.

Eigentlich war er nur wegen einer Erkältung zum Arzt gegangen, erzählt Heike Wickel. Der habe jede Menge Thromben in Tobias’ Herz entdeckt und ihn sofort ins Bitburger Krankenhaus überwiesen. Von dort wurde der damals 17-Jährige in eine Herzklinik in Bad Oeynhausen in Nordrhein-Westfalen geflogen, weil er schlaganfallgefährdet sei. „Wir sind Sonntag Abend von dort weggefahren“, erinnert sich seine Mutter. „Nachts um 3 Uhr kam dann der Anruf: Er ist in Herford und hatte einen Schlaganfall – das war am 24. April.“ Der junge Mann aus Seffern ist halbseitig gelähmt und kann nicht mehr sprechen. „Er weiß einfach nicht mehr, wie man manche Wörter ausspricht“, sagt seine Mutter. Die Sprache sei aber noch da, sie schreiben sich jeden Tag über Whatsapp Nachrichten.

Inzwischen kann Tobias einzelne Wörter auch wieder sprechen. Außerdem kann er seinen rechten Arm wieder bewegen und mit Hilfsmitteln gehen. „Das Wichtigste war ihm, dass er aus dem Rollstuhl rauskommt“, sagt Heike Wickel. Auch Treppensteigen kann er wieder. Das habe er extra geübt, weil die Familie im ersten Stock wohne, erklärt seine Mutter.

Über Weihnachten hat sie ihren Sohn das erste Mal aus der Reha nach Hause geholt, damit er das Fest mit seiner Familie verbringen kann. „Wir müssen schauen, wie er in der Wohnung zurecht kommt“, sagt die 49-Jährige. Darüber macht sie sich im Moment Sorgen. Denn die Wohnung müssten sie umbauen für Tobias: Im Treppenhaus müsste ein Geländer angebracht und das Badezimmer komplett umgebaut werden.

Das Problem: Das Pfarrhaus, in dem der 18-Jährige bis zu seinem Schlaganfall 14 Jahre lang mit seiner Mutter und ihrem Lebensgefährten zur Miete gewohnt hat, soll verkauft werden. „Die Situation ist noch absolut unklar“, sagt Heike Wickel. Sie weiß nicht, ob und wie lange die Familie noch in der Wohnung bleiben kann. Und so lange sie das nicht weiß, kann sie auch nicht umbauen. Deshalb bleibt ihr eigentlich nichts anderes übrig, als etwas Neues zu finden, wo die Familie auf Dauer bleiben kann.

„Das wird leider gar nicht so einfach“, sagt sie, denn sie hätten auch noch Katzen und einen Therapiehund. Der begleitet Tobias schon seit zwölf Jahren, seit er mit vier Jahren an Knochenkrebs erkrankt ist und 2004 das linke Bein amputiert bekam. Seitdem trägt der junge Mann eine Prothese auf der linken Seite. „Das erschwert die Sache zusätzlich“, sagt seine Mutter, denn beim Schlaganfall sei die rechte Seite betroffen gewesen.

Aber Tobias habe schon Wahnsinns-Fortschritte gemacht. „Er kämpft und beißt und macht und tut“, sagt Heike Wickel. Er sei so motiviert, dass die Ärzte und Therapeuten ihn manchmal bremsen müssten. Gerade sei er in eine Wohngruppe für etwas Selbstständigere gezogen. „Da hat sich ein Grüppchen Jungs gefunden, die sich gegenseitig helfen und sich sehr gut verstehen“, sagt Heike Wickel.

Tobias’ Ziel: Wieder selbstständig zu werden und eventuell sogar wieder arbeiten zu können. Als er den Schlaganfall erlitt, machte er gerade eine Ausbildung als Baugeräteführer, das könne er wahrscheinlich nicht mehr machen, sagt seine Mutter. Bis er den Arm wieder richtig bewegen und normal sprechen könne, werde es wahrscheinlich noch etwas dauern. Davon lasse sich Tobias aber nicht einschüchtern, sagt Heike Wickel. „Er lässt das einfach auf sich zukommen.“

Wer für Tobias spenden möchte, kann das an folgendes Konto tun: Kreissparkasse Bitburg-Prüm, Christiane Urfels; IBAN: DE07586500300008064933; BIC: MALADE51BIT; Verwendungszweck: Spende Weihnachtsaktion Tobias Wickel. Die Inhaber weisen darauf hin, dass sie aus rechtlichen Gründen keine Spendenquittungen ausstellen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort