200 Jahre alter Bilderschatz

Bitburg/Dudeldorf · 1815 war ein bis heute folgenreiches Jahr für den Raum Bitburg: Damals wurden die ehemals luxemburgischen Landesteile diesseits der Sauer und der Our abgetrennt und mit dem Rheinland zu einem Teil des Königreiches Preußen erklärt. Aus diesem Schicksalsjahr sind nun Porträts aus einer Dudeldorfer und Bitburger Familie aufgetaucht.

 Die Porträts der Familie München-Well aus Dudeldorf und Bitburg sind vor 200 Jahren entstanden. Schwert und Augenbinde von Jean-Pierre (rechts) verweisen auf sein Schicksal: Er verlor nicht nur ein Auge, sondern wurde später auch bei einem Duell tödlich verletzt. Fotos (3): Nationalmuseum Luxemburg

Die Porträts der Familie München-Well aus Dudeldorf und Bitburg sind vor 200 Jahren entstanden. Schwert und Augenbinde von Jean-Pierre (rechts) verweisen auf sein Schicksal: Er verlor nicht nur ein Auge, sondern wurde später auch bei einem Duell tödlich verletzt. Fotos (3): Nationalmuseum Luxemburg

Foto: (e_bit )
200 Jahre alter Bilderschatz
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Bitburg/Dudeldorf. 200 Jahre alte Gemälde: Damit handelt es sich um die ältesten bekannten Porträts von Bürgern aus Bitburg und Dudeldorf. François Reinert vom Nationalmuseum Luxemburg stellt sie im neuen Heimatkalender vor, Burkhard Kaufmann vom Kreismuseum Bitburg-Prüm hat den Beitrag dem TV zur Verfügung gestellt.
Auch wenn die drei Gemälde bislang unbekannt waren, die dargestellten Personen sind es nicht. Philipp Karl München (1777 bis 1858) entstammte einer namhaften Dudeldorfer Familie, die seit dem 18. Jahrhundert mehrere kluge Köpfe hervorgebracht hat. Er selbst war 1801 Anwalt an den Gerichten Bitburg und Echternach. Später zählte er zu jenen Vertretern der hiesigen Oberschicht, die es bei Anbruch der preußischen Herrschaft vorzogen, sich nach Luxemburg hin zu orientieren. Hier konnte er seine erfolgreiche Karriere fortsetzen und als Präsident des Obersten Gerichtshofes beenden.

Seine Frau Eleonore Well (1789 bis 1862), Tochter des Bitburger Bürgermeisters Matthias Well, muss eine brillante Partie gewesen sein. Am 3. Juni 1804 heiratete das Paar in der Bitburger Pfarrkirche St. Peter. Das Gemälde zeigt Eleonore Well im Alter von 26 Jahren. Zum spitzenbesetzten Kleid im Empirestil trägt sie eine dreifache goldene Kette, Ohrringe und ein perlenbesetztes Diadem. Das Haus der Familie besteht noch, auch wenn heute nur noch wenige Bitburger den Namen der Familie Well damit zu verbinden wissen. Es handelt sich um das Haus an der Westseite des Spittel, das mit seiner historischen Fassade dem kargen Platz ein Gesicht gibt. Ein bemerkenswertes Bild ist das Porträt des fünfjährigen Jean-Pierre, der 1809 in Bitburg zur Welt kam. Es ist das einzige Kinderporträt aus der später neunköpfigen Familie. Mit Spielschwert und Augenbinde verweist das Bild auf einen verhängnisvollen Vorfall, bei dem der Junge sein rechtes Auge eingebüßt hatte. Diese Verletzung mag viel später auch zu Jean-Pierre Münchens tragischem Ende beigetragen haben: Am 4. März 1838 wurde er in Luxemburg beim Duell mit einem preußischen Festungsoffizier tödlich verwundet. red

Der Heimatkalender 2016 stellt auf 320 Seiten Geschichte und Gegenwart des Eifelkreises vor und ist erhältlich zum Preis von 8 Euro im örtlichen Buchhandel, bei den Verbandsgemeindeverwaltungen, über die Ortsbürgermeister, im Kreismuseum Bitburg-Prüm, bei der Kreisverwaltung (Zulassungsstelle) und per Telefon bei Gaby Thomaser unter 06561/151610.

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