Stadt soll handeln Abflusstunnel des Albachs in Bitburg verstopft - Droht bei Unwetter eine Katastrophe?

Bitburg · Der Vorfluter am Bahndamm oberhalb des Albachs ist verstopft. Einige Bitburger fürchten, dass es beim nächsten Unwetter zu einer Katastrophe kommen könnte.

 Der Eingang war mal 1,5 Meter hoch. Jetzt sind gerade einmal 40 Zentimeter frei. Stadtratsmitglied Stephan Garçon beunruhigt das.

Der Eingang war mal 1,5 Meter hoch. Jetzt sind gerade einmal 40 Zentimeter frei. Stadtratsmitglied Stephan Garçon beunruhigt das.

Foto: TV/Christian Altmayer

Ein Loch klafft im Bahndamm. Den Bitburger Jungs muss die Öffnung vorgekommen sein wie der Eingang zu einer geheimnisvollen Höhle. Früher krochen die Jugendlichen oft durch den etwa 1,5 Meter hohen Einlass und erklommen die „27 Treppchen“ im Inneren des Tunnels. Ein Abenteuer. Wer es durch den dunklen Schacht schaffte, kam am Lauf des Straßebaches  heraus.

Heute wäre es unmöglich, durch den Gang zu krabbeln. Denn einer der Einlässe des Vorfluters, der das Flüsschen durch den Hügel leitet, ist versperrt. Für das bisschen Wasser, das der Straßebach derzeit führt, reicht die Öffnung zwar aus. Doch was, wenn es wieder so stark regnet wie im vergangenen Juni?

Bei den schweren Unwettern im Sommer 2018 verwandelte sich der Straßebach, sonst ein Rinnsal, nämlich in einen reißenden Strom. Die Wassermassen rissen Steinbrocken, Erde, Laub und Äste mit. Entstanden ist dabei ein Pfropf, der noch immer den Abfluss gesperrt. Von dem etwa ein Meter 50 hohen Eingang sind gerade einmal 40 Zentimeter frei.

Auch im Tunnel selbst sind Schäden entstanden. Anwohner der Albachmühle, die unterhalb des Bahndammes liegt, berichten, sie hätten nach dem Starkregen einige behauene Steine in den Wiesen rund um den Tunnel gefunden. Was noch dafür spricht, dass der Schacht nicht mehr ganz stabil ist: Das Wasser bahnt sich inzwischen andere Wege. Es kommt nicht mehr aus dem Tunnel, sondern fließt daran vorbei.

Dadurch hat sich eine Lake auf einem angrenzenden Radweg gebildet. Eine Anliegerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, erzählt: „Der Boden dort ist rutschig wie Schmierseife. Vor ein paar Wochen ist eine Radfahrerin dort übel gestürzt.“ Sie wünscht sich, dass die Stadt etwas macht – den Tunnel freiräumt, womöglich saniert, damit das Wasser vom Straßebach wieder abfließen kann. Auch, weil sie fürchte, wie sie sagt, „dass beim nächsten Unwetter der ganze Hang, samt der Schienen, runterkommt“.

Stadtratsmitglied Stephan Garçon (SPD) hält es für unwahrscheinlich, dass das passiert. Aber auch er sieht eine Gefahr: „Wenn wir im Sommer noch einmal so einen Starkregen haben, ist der Tunnel dicht. Und dann bildet sich oben am Bahndamm ein Stausee.“ Lang ist es nicht mehr bis zum Juni. Auch der Sozialdemokrat fordert die Verwaltung daher auf, den Einlass des Vorflutern schnellstmöglich freizuräumen. Wohl wissend, dass das nicht einfach werden wird.

Denn wer den Tunneleingang finden will, muss sich durch ein, gelinde gesagt, unwegsames Gelände kämpfen. Rund um den Straßebach ist nichts als wildes Land. Bäume, Wurzeln und dichtes Gestrüpp versperren fast jedem schweren Baugerät den Weg.

Aber eben nur fast jedem. Es gibt eine Maschine, die genau für solche Einsätze erfunden wurde: der Schreitbagger. Wie eine Spinne kann dieses Fahrzeug auf vier „Beinen“ durch schwieriges Terrain schreiten.

So einer soll bald bei den „27 Treppchen“ zum Einsatz kommen, „um den Grabenbereich vor dem Einlass freizuräumen“, schreibt Rathaussprecher Werner Krämer auf TV-Anfrage. Die Arbeiten seien bereits im Gange. Auch für das Wasser, das derzeit noch auf den Radweg fließt, habe die Stadt laut Krämer eine Lösung: „Der Wasseraustritt wird mit einem zusätzlichen Rohr unter dem Radweg hindurchgeleitet. Bis das erledigt ist, wird der Radweg mittels Kehrmaschine sauber gehalten.“

Kostenpunkt: unklar. Man bezahle nach Aufwand.

Und was wird aus dem Tunnel? Für das Bauwerk selbst ist die Verwaltung nicht mehr zuständig.  Denn der Vorfluter gehört zur Bahnstrecke zwischen Bitburg und dem Ortsteil Erdorf. Diese mehr als sechs Kilometer lange Route hat die Stadt 2015 an den Stromversorger Amprion verkauft. Das Unternehmen transportiert über die Schienen Transformatoren zum Umspannwerk Niederstedem. Rund fünf Millionen Euro hat die Firma nach der Übernahme in die Sanierung der Gleise investiert.

Und es werden womöglich einige Tausend Euro hinzukommen – zumindest, wenn es nach der Stadtverwaltung geht. In den nächsten Tagen werden Mitarbeiter des Rathauses Kontakt zu Amprion aufnehmen, heißt es von Verwaltungssprecher Krämer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort