Kommunalpolitik Speicherer stocken Sozialarbeit auf

Speicher · Der Verbandsgemeinderat Speicher hat beschlossen, die Stundenzahl der Sozialarbeiter an Grundschulen zu verdoppeln. Dies hatte der Jugendhilfeausschuss empfohlen. Denn der Bedarf ist groß.

30 Stunden statt 15 Stunden Sozialarbeit
Foto: TV/Christian Altmayer

Die Grundschule Speicher ist eine „Brennpunktschule“. Das sagt jedenfalls Doris Rücker. Was die Bereichsleiterin für Kinder, Jugend und Familien beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) damit meint: Hier treten bei Eltern und Kindern vergleichsweise oft sogenannte „soziale Probleme“ auf.

In Speicher lebten etwa, wegen des günstigen Wohnraums, viele Familien, die von niedrigen Einkommen oder Sozialhilfe leben. Familien also, deren Zusammenleben von Armut belastet ist, sagt Rücker. Das betreffe auch viele Alleinerziehende, die mit Job und Erziehung überlastet seien. Die Folgen können Vernachlässigung und Gewalt sein. Familiäre Krisen, die Kinder auch in die Schule mitnehmen.

Deshalb gibt es seit Januar 2018 Sozialarbeiter an den 33 Grundschulen im Eifelkreis. Ein Angebot, das laut Rücker, erheblich geholfen hat, das Klima in den Klassenzimmern und Zuhause zu verbessern. Das aber leider nicht ausreicht, um dem Bedarf Herr zu werden.

So klage auch die Speicherer Sozialarbeiterin Diana Escher über Überlastung. „Sie kann nicht jedes Problem angehen, das an sie herangetreten wird“, sagt Rücker.

Ähnlich sieht es auch in den anderen Kommunen aus. Was auch der Grund ist, warum der Jugendhilfeausschuss jüngst die Empfehlung herausgab, die Stundenzahl der Sozialarbeiter an allen Grundschulen aufzustocken. Ein Vorschlag, den alle Mitglieder des Verbandsgemeinderates in der jüngsten Sitzung begrüßten und einstimmig mittrugen.

„Nach zwei Jahren hat sich herausgestellt, dass die Schulsozialarbeit eine gute Sache ist“, sagt Bürgermeister Manfred Rodens (CDU): „Der Bedarf ist offensichtlich da. Das Angebot wird genutzt.“

Dem stimmt auch der Dritte Beigeordnete Oswald Krumeich (SPD) zu, allerdings nicht, ohne eine Spitze gegen den politischen Gegner abzufeuern: „Ich freue mich, dass wir alle im Rat nun doch erkannt haben, wie wichtig die Sozialarbeit ist. Nach den Riesenproblemen, die es gab, diese zu installieren.“

Was der Sozialdemokrat damit meint: In der VG war bereits seit 2015 eine Schulsozialarbeiterin tätig gewesen. Der strich man, mit Stimmen von CDU, UBL und FDP, und gegen den Willen der SPD, aber Ende 2016 das Budget. Denn weder Kreis, noch Land, noch private Geldgeber wollten sich beteiligen, so lautete die damalige Argumentation.

Der Förderverein der Grundschule Speicher allerdings wollte das liebgewonnene Angebot nicht aufgeben. Und zahlte mit Hilfe von Spendern und Stiftungen das Gehalt der Sozialarbeiterin. Die war fortan allerdings nur noch in der Stadt tätig. Orenhofen, Spangdahlem und Preist mussten ohne Sozialarbeit auskommen.

Seit Januar 2018 nun beteiligt sich der Kreis an den Kosten. Sozialarbeiterin Diana Escher arbeitete 15 Stunden an den vier Grundschulen in Speicher, Spangdahlem, Orenhofen und Preist. Das entspricht einer Drittelstelle.

Aus der sollen nach Beschluss nun zwei Drittel-Stellen werden (insgesamt 30 Stunden). Diana Escher wird demnach weiterhin an der Grundschule Speicher tätig sein. Und Lisa-Marie Schwarz, die frisch eingestellte Jugendpflegerin der VG, soll die restlichen drei übernehmen. Die erhöhten Personalkosten werden zur Hälfte vom Kreis und zur Hälfte von der VG getragen (15 865 Euro). Ungeklärt bleibt nach diesem Beschluss nun nur noch, wie es in Orenhofen weitergeht. Denn die dortige Grundschule liegt in Trägerschaft der Ortsgemeinde und nicht der VG. Die Erweiterung der Sozialarbeit muss demnach noch durch den Gemeinderat.

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