4. Minute: Klose – 7. Minute: Blutentnahme

PRÜM. (mr) Die Woge der Fußball-Begeisterung ist nun endgültig auch auf Prüm übergeschwappt. Selbst die Patienten des St. Joseph-Krankenhauses liegen im WM-Fieber.

 Tooor! Markus Dahl (links) und Karl-Heinz Gielen freuen sich über die Führung der deutschen Mannschaft durch Miroslav Klose. Foto: Manfred Reuter

Tooor! Markus Dahl (links) und Karl-Heinz Gielen freuen sich über die Führung der deutschen Mannschaft durch Miroslav Klose. Foto: Manfred Reuter

St. Joseph-Krankenhaus Prüm, Dienstag, kurz vor 16 Uhr: Auf der Inneren Station freuen sich Karl-Heinz Gielen und Markus Dahl in ihrem Zwei-Bett-Zimmer auf die WM-Partie Deutschland gegen Ecuador. Während Pflegedienstchef Leo Leyens noch skeptisch die Stirn in Falten legt ("Die Spieler aus Ecuador sind schnell, mit 1:0 könnt ihr zufrieden sein"), kontert Karl-Heinz vollkommen unaufgeregt: "Die lassen nach, die sind nicht so gut wie Brasilien." Und tatsächlich, es dauert nur bis zur 4. Minute. Denn spätestens, als Miro Klose das 1:0 schießt, hat Karl-Heinz seinen Herzinfarkt vergessen. Und auch, dass unmittelbar nach dem Torschrei eine Schwester ins Zimmer kommt ("Was ist los, ist ein Tor gefallen?") stört keinen der beiden Fußball-Patienten wirklich. Selbst, als eine weitere Pflegerin zur Blutentnahme erscheint (7. Minute), sind weder Markus noch Karl-Heinz aus der Ruhe zu bringen. Und während Markus feststellt, dass "da noch einiges drin ist", zeigt die Kamera die auf der Tribüne harrende Kanzlerin, was Karl-Heinz in seiner guten Laune zu einem - wenn auch wohl eher scherzhaften Bekenntnis - herausfordert: "Oh Angie, Traum meiner schlaflosen Nächte." Nun ja, weder Angela Merkel noch die Patienten der Inneren ist derweil ernsthaft nach Schlafen zumute. Als Miroslav Klose in der 44. Minute das 2:0 erzielt, setzt das kollektive Durchatmen in den Zimmern der Inneren Medizin spürbar ein. Die zweite Halbzeit beginnt unterdessen stressig; zumindest für Karl-Heinz: In der 46. Minute erhält er einen Anruf, den er sowohl freundlich pariert als auch zeitlich abgrätscht, bevor er den Stecker zieht und sich endlich wieder voll und ganz auf Fußball konzentrieren kann. Karl-Heinz: "Das passiert mir jetzt nicht mehr." Recht so! In der Folge liegt erhöhte Aufmerksamkeit auf Lukas Podolski, dem alle so sehr ein Tor gönnen. Als der Kölner in der 57. Minute endlich trifft, macht der Gesundungsprozess weitere Fortschritte. Eine weitere Störung müssen die Krankenhaus-Fußball-Fans in der 61. Minute hinnehmen: Eine Schwester erscheint mit dem Essen; ein Besuch, den Markus und Karl-Heinz allerdings nur am Rande zur Kenntnis nehmen. "Dinner for two" kommt für sie erst nach dem Schlusspfiff in Frage. Jedenfalls zeigen sich die Prümer WM-Patienten am Ende mehr als zufrieden. Beide sehen die Deutschen bereits jetzt im Finale von Berlin. Bis dahin gilt: Danke für die Gastfreundschaft und gute Besserung!

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