400 Jahre altes Holz auf Reisen

Gransdorf/Biermühle · Ungewöhnliches Projekt: In der Biermühle bei Gransdorf arbeitet Arthur Weyns an dem Bau einer Fachwerkscheune. Die Materialien dafür stammen unter anderem von einem Fachwerkhaus, das seit 1648 in der Nähe von Kaiserslautern gestanden hat. Weyns hat geholfen, es abzureißen, und baut es jetzt in der Eifel teilweise wieder auf.

 Alles selbst geplant: Das Ehepaar Weyns verwendet altes Material für den Scheunenneubau. TV-Foto: Eileen Blädel

Alles selbst geplant: Das Ehepaar Weyns verwendet altes Material für den Scheunenneubau. TV-Foto: Eileen Blädel

 Das Fundament und die untere Konstruktion der Balken stehen schon. Die Holzbalken stammen von einem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Foto: privat

Das Fundament und die untere Konstruktion der Balken stehen schon. Die Holzbalken stammen von einem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Foto: privat

Gransdorf/Biermühle. Bevor Arthur Weyns Anfang dieses Jahres mit dem Bau seiner Scheune angefangen hat, hat er eineinhalb Jahre lang geputzt. Die alten Holzbalken, die unter anderem von einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus von 1648 stammen, musste er erst einmal von Schmutz, Staub und Nägeln befreien, bevor sie jetzt für den Bau wiederverwendet werden können. Das gesamte Baumaterial für die Scheue hat Weyns selbst zusammengetragen.
Die Fachwerkscheune, die bis Anfang 2013 fertiggestellt werden soll, ist das neue Projekt des 63-jährigen Belgiers, der einiges an Erfahrung mitbringt: Für die Restaurierung der alten Biermühle bei Gransdorf hat das Ehepaar Weyns 2010 den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege erhalten.
Die neue Scheune soll Autostellplatz und Stall zugleich sein, und außerdem einen Bienen- und Schleuderraum für die Wachsverarbeitung (Weyns ist Hobby-Imker) enthalten. Das alles steht in den Skizzen, die Weyns selbst angefertigt hat. Offen ist nur noch, wer später im Stall einziehen darf. "Ich möchte einen Esel", sagt seine Frau Heidi Weyns-Zwanziger. "Aber die Diskussion ist noch nicht durch."
Eigentlich hatte Weyns vor, für den Bau das Material einer alten Fachwerkscheune zu verwenden, die nördlich von Daun stand. Dann hörte er zufällig von dem denkmalgeschützten Haus, das in Sembach bei Kaiserslautern abgerissen werden sollte. Innerhalb von zehn Tagen hat er es dort gemeinsam mit dem damaligen Eigentümer abgebaut - und jedes Teil mit Nummern versehen. Jetzt richtet er es in der Eifel wieder auf. Allerdings nur das Dach und das obere Stockwerk - für den mittleren Teil der Scheune verwendet er das obere Stockwerk der Scheune aus Daun. Zudem hat Weyns bereits einen Keller angelegt, der aus den Steinen eines kleinen Hauses aus Gransdorf besteht.
"Ich mache zwar die ganze Regie vom Bau", sagt der Ingenieur im Ruhestand. "Aber zum Hinstellen braucht es Fachleute." Auf die Frage, was ihn das Ganze eigentlich kostet, sagt er: "Das kostet viel Zeit, aber ich hab Zeit. Es wird auf jeden Fall nicht teurer, als wenn ich eine neue Scheune gebaut hätte." Und es ist umweltfreundlicher. Weyns sagt: "So kann es nicht weitergehen. Wir dürfen der Natur keinen Schaden mehr zufügen. Ich bin davon überzeugt, dass die Politiker nicht handeln, solange wir Bürger sie nicht dazu verpflichten. Dafür müssen wir Bürger aber auch ein Beispiel geben."
Und genau das tut Weyns. Alle Materialien, die er für den Bau verwendet, stammen aus der Gegend, und "wären ja nur Abfall gewesen." Das Holz der Bäume, die er auf seinem Grundstück fällen musste, weil sie sonst zu nah am Gebäude gestanden hätten, vermischt er mit Lehm und verwendet es so für die Dämmung. Das Sägemehl, das beim Säubern der Holzbalken entstanden ist, soll den Boden seines Gartens auflockern. Selbst die Nägel, die er aus ihnen entfernt hat, schlägt er wieder gerade.
Immer wieder ist Weyns Baustelle auch Treffpunkt von Verwandten und Freunden, die bei den Arbeiten zusehen oder auch mal selbst mitanpacken. Auch den Gransdorfern haben sie viel zu verdanken, sagt das Ehepaar Weyns. "Die Biermühle ist Teil des Dorfes. Wir sind stolz, hier wohnen zu dürfen."eib

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