700 Menschen protestieren gegen Schließung

Neuerburg · Jetzt gehen die Neuerburger gemeinsam auf die Straße! Grund ist die geplante Schließung der dortigen St.-Josef-Klinik. Das wollen Bürger und Betroffene mit allen Mitteln verhindern.

Neuerburg. Da war die Bitburger Straße eben mal für eine runde Stunde komplett blockiert. Die ist in Höhe des St.-Josef-Krankenhauses in Neuerburg ein Nadelöhr.
Vor der Klinik schimpfende, klatschende und "Buh!"-rufende Menschen aus dem gesamten Neuerburger Land. Sie waren am Dienstag, Punkt 13 Uhr gekommen, um für den Erhalt der Klinik zu demonstrieren. Die soll, geht es nach der Klinikleitung Marienhauskliniken, zum 30. Juni geschlossen werden (der TV berichtete mehrfach).
Dagegen liefen nun mehr als 700 Demonstranten Sturm. Das Krankenhaus sei Herzstück in der Region, heißt es von allen Seiten. Adelheid Weimann aus Blascheid sagt: "Es ist schön familiär. Ich lag selbst schon hier und wurde gut versorgt. Meine Eltern wurden hier gepflegt, bis sie starben." Ganze Klassen sind vom Schulzentrum gekommen, um zu zeigen, wie wichtig das Haus auch für sie ist.
Marcel Schweigerer aus der 7b der Realschule plus sagt: "Das Krankenhaus muss bleiben! Wenn wir uns verletzen, brauchen wir es als Anlaufort." Auch ihr Mittagessen bekommen die Schüler im Krankenhaus. Empört ist auch der elfjährige Paul Mayer über die geplante Schließung: "Ich finde das richtig blöd. Ich will die Klinik behalten, falls ich mich mal verletze."
Mitinitiatorin der Demo, Martina Müller, bittet Günter Merschbächer, Geschäftsführer der Marienhaus Kliniken, den Menschen die bisherige Vorgehensweise zu erklären. Er sagt: "Ich bin sehr beeindruckt von der großen Zahl der Demonstranten". Außerdem räumt er ein: "Das Verfahren, wie wir an die Öffentlichkeit gegangen sind, ist nicht gut gelaufen. Dafür entschuldige ich mich."
Ein Demonstrant brüllt: "Davon haben wir nichts!" Gegen die aufbrandenden "Buh!"-Rufe erklärt er, dass die Klinikleitung bei einem guten Konzept mit im Boot sei. Dass man eine Arbeitsgruppe, die an einer Lösung arbeite, mitinitiiert habe. Merschbächer muss in seinen Erklärungen oft neu ansetzen, denn immer wieder kommen verärgerte Zwischenrufe wie "alles für die Katz!" oder "nichts passiert!".
Kling: "Für die Bürger muss es sehr frustrierend sein, weil kein Ergebnis in Sicht ist." Deshalb sei es legitim, auf die Straße zu gehen und sich Luft zu machen. "Man ist sich selten so einig im Neuerburger Land. So eine Demo hatten wir hier noch nie!" Auch die sechs Organisatoren, die sich in der Initiative Bürger pro Krankenhaus formiert haben, sind froh über die große Resonanz. Die Idee dazu sei nämlich im wöchentlichen Singkreis Anfang März entstanden. "Von da an haben die Telefone nicht mehr still gestanden", sagt Marita Schneider. Täglich habe das Team Leute motiviert, die Demo zu unterstützen. Sie verteilt "ein dickes Lob" an alle Menschen, die sich für die Klinik einsetzen. "Das ist ein echtes Wir-Gefühl und zeigt, dass wir alle zusammen in einem Boot sitzen."Meinung

Hoffentlich ist es nicht zu spät ...
"Wären die ganzen Leute, die heute bei der Demo sind, doch besser auch regelmäßig in die Klinik gekommen", sagt ein Zuschauer bei der Demo. Irgendwie ist da was dran. Es ist gut, dass sich jetzt so viele Menschen für die Kinik einsetzen. Es ist aber auch schade, dass das erst jetzt passiert, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Natürlich denkt der Träger an den wirtschaftlichen Aspekt. Wenn eine Stadt so ein kleines, familiäres Krankenhaus erhalten will, müssen sich aber auch die Bürger engagieren und die Klinik nutzen. Hoffentlich ist es dafür jetzt nicht zu spät... m.radics@volksfreund.de

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