700 Waldläufer in der Zeltstadt

ERNZEN. Das Erlernen verschiedene Knoten gehört ebenso zu einem Bundeswaldjugendlager wie das Kochen auf Feuerstellen. 700 Waldläufer zelebrieren in Ernzen eine Woche lang auf diese Weise Gemeinschaft und praktizieren aktiven Naturschutz.

Wer in diesen Tagen durch Ernzen fährt, wird sich zeitweise fragen, ob er richtig ist. Denn zuweilen hört man Jagdhörner, sieht Rauch aufsteigen und kommt womöglich an einem Platz mit zirkusartig großen Zelten vorbei, der zudem mit bunten Fahnen und Wimpeln geschmückt ist. Findet hier etwa ein mittelalterliches Spektakel statt? Nicht ganz, aber was da in Ernzen vor sich geht, ist mindestens genauso spannend.Bei 40 Grad sind Jurten kein Vergnügen

Eine Woche lang ist die Gemeinde oder besser gesagt der Jugendzeltplatz das Zuhause von 700 Jugendlichen, die sich eine Zeltstadt aus rund 150 so genannten Kohten und Jurten - verschieden großen schwarzen Baumwollzelten, in denen es sich bei Temperaturen um die 40 Grad nicht wirklich gut aushalten lässt - errichtet haben. Die Jugendlichen im Alter von acht bis 20 Jahren kommen aus ganz Deutschland und sind alle so genannte Waldläufer. Waldläufer darf sich nennen, wer Mitglied der Deutschen Waldjugend ist. Diese Jugendorganisation der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald wurde 1957 gegründet. Das erklärte Ziel der Deutschen Waldjugend ist ihren Mitgliedern bewusst zu machen, wie wichtig eine intakte Natur ist. In ganz Deutschland engagieren sich heute gut 4000 Mitglieder in etwa 400 Gruppen für dieses Ziel. Jede Gruppe, die verschiedene Namen wie "Dammhirsche" oder "Kiebitze" tragen, hat ihren eigenen Patenforst, den sie betreut. So lernen die Jungen und Mädchen nicht nur Pflanzen und Lebewesen des Waldes kennen, sondern sind zugleich in der Pflege und Erhaltung des Waldes aktiv. Sie schützen bedrohte Tierarten oder bauen beispielsweise Nistkästen. Bei all diesen Aktivitäten steht außerdem der Sinn für die Gemeinschaft im Vordergrund. Deshalb findet auch alle drei Jahre ein einwöchiges Bundeslager statt. Ort des 17. Bundeswaldjugendlager ist - wie schon im Jahre 1983 - Ernzen. Es steht unter dem Motto "Natur-Spiel-Wald". In dieser Woche haben die Waldläufer die Gelegenheit, sich auszutauschen sowie natürlich Freundschaften zu schließen. Beim Holzhacken, Zimmern von Bänken und Tischen, beim Instandsetzen eines Naturspielplatzes sowie beim Teekochen auf der Feuerstelle entsteht ein Gefühl der Verbundenheit. Da darf natürlich auch das allabendliche Musizieren am Lagerfeuer und das allmorgendliche Wecken durch die Jagdhörner nicht fehlen. Tagsüber haben die Teilnehmer die Möglichkeit, an verschiedenen Arbeitsgemeinschaften teilzunehmen. Darüber hinaus werden im Laufe der Woche unterschiedliche Fahrtenspiele angeboten, bei denen die Gruppen gegeneinander antreten können. Den Höhepunkt dieser Spiele bildete der Hajk am Dienstag. Knapp 35 Gruppen starten im Abstand von 15 Minuten zu einer Tageswanderung durch den Wald. An verschiedenen Stationen mussten sie ihr Wissen beispielsweise beim Zuordnen von Vogelfedern und -eiern oder ihre Geschicklichkeit in der freien Natur unter Beweis stellen. Die jüngsten Teilnehmer, die damit überfordert gewesen wären, konnten sich unterdessen bei der Wildlingsolympiade austoben.Bundesfeuer als krönender Abschluss

Zudem erkundeten die Teilnehmer auf eigene Faust die nähere Umgebung von Ernzen mit dem Felsenweiher, den Irreler Wasserfällen und der Teufelsschlucht. Fahrten nach Trier und Luxemburg rundeten das Programm ab. Den krönenden Abschluss des Zeltlagers bildet das Abbrennen des Bundesfeuers am Freitagabend. Alle Teilnehmer versammeln sich ein letztes Mal um ein großes Lagerfeuer und lassen das 17. Waldjugendlager singend und feiernd ausklingen. Dann heißt es Abschied nehmen bis in drei Jahren. Und vielleicht gibt es ja in 20 Jahren noch einmal ein Wiedersehen in Ernzen.

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