"Ab in die Kiste!"

PRÜM/JÜNKERATH. Viel Interesse am Lesepatenprojekt Eifel: In der Prümer Zentralbücherei ging der zweite Schulungstag mit 18 Teilnehmern über die Bühne. Referentin war Ulrike Erb-May aus Jünkerath, Veranstalter war die Prümer Fachstelle der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum Trier.

Der Ort könnte nicht passender sein, die Referentin gilt als eine der versiertesten in der ganzen Region, und die Teilnehmer machen freiwillig mit. In der Zentralbücherei haben sich an diesem Samstag 18 Frauen und Männer aus dem Eifelkreis und dem Vulkaneifelkreis um die Referentin für Leseerziehung und -förderung, Ulrike Erb-May, versammelt. Ulrike Erb-May hat einen bunt eingeschlagenen Schuhkarton in der Hand, öffnet den Deckel und entnimmt zuerst eine glitzernde Halskette, dann ein Paar winziger Schuhe mit hohen Absätzen und reichen Verzierungen. Bevor sie die Miniaturkissen aus Samt und Seide aufeinandergestapelt hat, meldet sich eine Teilnehmerin zu Wort: "Ich glaube, es geht um das Märchen von der Prinzessin auf der Erbse." Die Antwort stimmt, nun werden Ulrike Erb-Mays Hilfsmittel zur sinnlichen Wahrnehmung beim Vorlesen und Erzählen herumgereicht. Mit einer schwarzen Kiste hatte sie am Vormittag die Veranstaltung eröffnet. Darin waren ein Verbandspäckchen und ein Knüppel - "Symbole meiner Angst vor Krankheit und roher Gewalt", erklärte Ulrike Erb-May, bevor sie das Kinderbuch "Ab in die Kiste" vorstellte. Darin geht es auch um Angst, und wie man Herr über sie wird. Das Lesepatenprojekt Eifel habe ein ähnliches Konzept der Stiftung Lesen zum Vorbild, sagt Erb-May im Gespräch mit dem TV. Ihr Anliegen sei, Menschen zu finden, zu motivieren und zu befähigen, in Kindergärten, Schulen, Büchereien, Jugendhäusern und Seniorenheimen vorzulesen und zu erzählen. Ihre eigene Rolle sehe sie als Referentin und Moderatorin, aber auch als Ansprechpartnerin in der Zukunft, "damit die Sache am Laufen bleibt". Zwölf Frauen und ein Mann hatten im Januar am ersten Schulungstag teilgenommen. Im Februar fand ein Info-Abend für Vertreter von Institutionen statt, die an Lesepaten interessiert sind. Und nun sind 16 Frauen und zwei Männer im Alter von etwa 30 bis 70 Jahren zu der Schulung gekommen. Ulrike Erb-May schwärmt von "ihren" Lesepaten: "Sie sind alle sehr motiviert." So wie Marita Harings aus Daun, die sich im Demenz-Helferkreis des Caritasverbandes engagiert und den von ihr betreuten Menschen gerne vorlesen und erzählen möchte. "Die Schulung gefällt mir sehr gut", sagt sie dem TV. "Es ist erstaunlich, wie man mit einfachen Mitteln eine große Wirkung erzielen kann." Der pensionierte Lehrer Nikolaus Geisen aus Schönecken war von der Leiterin des Kindergartens seines Heimatortes schon vor längerer Zeit als Vorleser "engagiert" und von ihr auch auf das Lesepatenprojekt aufmerksam gemacht worden. "Frau Erb-May macht das ganz hervorragend", erklärt er. "Wir bekommen hier viele wertvolle und gut umsetzbare Tipps." Die Leiterin der Zentralbücherei, Christina Stenert, erhofft sich von der Schulung, dass sich auch für ihre Einrichtung weitere Lesepaten finden. Bisher wird jeden ersten Mittwoch um 15 Uhr eine Vorlesestunde angeboten. Stenert hält die Art der Leseförderung, wie Erb-May sie betreibt, für besonders nachhaltig. "Lesen und Vorlesen sind wichtige Kompetenzen", sagt sie. Kontakt: KEB-Fachstelle Prüm, Telefon 06551/965560; Ulrike Erb-May, Jünkerath, Telefon 06597/900362.

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