Ab ins Hotel: 90 Zwerge ziehen um

Neuerburg · Mit Sack und Pack und 90 Kindern ist die Kita-Neuerburg am Montag umgezogen. Der Grund: Die Einrichtung schließt für rund sieben Wochen wegen der Erweiterungsarbeiten. Jetzt sind die Kleinen in vier Räumen des Euvea-Hotels im Ort untergebracht - mietfrei und in einem eigenen Trakt.

Neuerburg. Es ist eine kleine logistische Herausforderung, die die Stadt Neuerburg da unter Federführung von Bürgermeisterin Anna Kling gestemmt hat. Wegen der Kita-Erweiterung, die bereits in vollem Gang ist, muss die Einrichtung für rund sieben Wochen geschlossen werden. Unter anderem werden neben dem Anbau, der schon steht, die Heizungen erneuert, Räume anders aufgeteilt und Brandschutztüren eingebaut. Betreuer und Kinder müssen raus aus dem gewohnten wabenförmigen Bau. Eine gute, kostengünstige und vor allem eine den Vorschriften entsprechende Lösung musste her. Die bietet das Euvea Hotel in Neuerburg an. Das Hotel liegt direkt neben der freiwilligen Feuerwehr und ist eine Begegnungsstätte für behinderte und nichtbehinderte Menschen. Die Einrichtung ist gemeinnützig, Hauptziel ist die Integration. "Das ist ja auch Integration. Und es ist schön, fröhliche Kinder im Haus zu haben", sagt Hermann Dahm, Prokurist bei den Westeifelwerken, die verantwortlich für den Hotelbetrieb sind.
Raus aus der Kita - der Umzug: "Vorsicht!", ruft es hinter einem großen Regal hervor, dass gerade von zwei Helfern Richtung Ausgang transportiert wird. Das Kita-Personal springt aus dem Weg. Irgendwoher dröhnt eine Bohrmaschine. Das Telefon klingelt. Wie in einem Bienenstock laufen Frauen und Männer geschäftig hin und her. Zehn Erzieherinnen und zehn Helfer aus den an der Kita beteiligten Gemeinden schleppen am Freitagnachmittag kleine Kinderstühle, Bänke und Kisten aus dem Gebäude. Die stellvertretende Leiterin Anna Gubert und ihre Kolleginnen haben das meiste bereits verpackt. Konrad Götz, Ortsbürgermeister aus Scheuern: "Das ist eine Gemeinschaftssache, da helfen alle mit."
Die Kinder sind alle in der Mäusegruppe untergebracht. Sie spielen seelenruhig, bekommen von dem Trubel draußen wenig mit. Mitten im Geschehen Anna Kling, die alles koordiniert. Mehrere Fahrzeuge kommen, werden in dem rutschigen Schnee haargenau rückwärts in die schmale Einfahrt eingewunken und fahren beladen wieder ab. Im nahegelegenen Euvea Hotel wird alles wieder ausgeladen und vom Kita-Personal in die vier Räume einsortiert, die den Kleinen für die nächsten sieben Wochen als Unterkunft dienen.

Rein ins Hotel - der Einzug: Stimmen aus dem großen Raum am Ende des Gangs im Erdgeschoss des Hotels. "Und wenn wir abends unsere Runde drehen, dann kann man Dackel Waldi wackeln sehen", singen rund 35 Kinder. Die Vorschulkinder der Lernwerkstatt und die Elefantengruppe mit den Zwei- bis Fünfjährigen werden dort zusammen betreut. In den anderen drei Räumen sind die Mäusegruppe, die Balugruppe und eine Extragruppe mit Zweijährigen untergebracht.
Die insgesamt 90 Kinder sind am gestrigen Montag eingezogen. "Für die Kinder ist es ein Abenteuer. Sie haben sich gefreut", sagt Anna Gubert. Probleme hätte es keine gegeben, alles sei gut organisiert gewesen. Die Kita hat einen Gebäudetrakt ganz für sich, einen separaten Eingang und eine Herren- und Damentoilette mit jeweils zwei WCs. Dort stehen kleinen Hocker und Kinder-Toilettensitze bereit. Auch einen Wickelraum gibt es. Die Außenanlage hätte zwar keinen Spielplatz, so Gubert, aber für die Zeit würde es schon gehen. Mittagessen kocht das Hotelpersonal für die 20 Ganztagskinder mit.
Stadtchefin Anna Kling ist mit der Lösung vollauf zufrieden. Die Räume seien schön und würden mietkostenfrei zur Verfügung gestellt, betont sie. Dahm: "Wir berechnen nur die Nebenkosten wie Strom und Wasser. Verdienen wollen wir damit nichts." Ein paar kleine Änderungen mussten zur Sicherheit der Kinder vorgenommen werden wie Sicherheitsgitter vor den Türen. Zwei giftige Oleanderbäume wurden entfernt. Notausgänge durch die Fenster wurden mithilfe von Podesten in den Räumen und Treppen außen improvisiert.
Auch die Eltern scheinen zufrieden. Natalie Eckardt aus Ammeldingen macht sich keine Sorgen: "Das ist besser, als wenn die Kita einfach geschlossen werden würde." Rainer Masselter aus Berscheid sagt: "Die Räume sind super. Eine Betreuung außerhalb der Kita wäre kein Problem gewesen, aber mein Sohn geht so gern in den Kindergarten."

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