Abschied aus der Teichstraße

Prüm · Es war für viele eine böse Überraschung, als der Ministerrat des Landes Rheinland-Pfalz im September 2011 die Auflösung des Prümer Katasteramts bekanntgab. Die Kritik verhallte: Ende Juni ist Kehraus in der Teichstraße. Für die Bürger bleibt jedoch eine kleine Dienststelle erhalten.

Prüm. "Man kriegt ein bisschen die Flemm", sagt eine Mitarbeiterin des Katasteramts Prüm. Denn bald ist Schluss: In der letzten Juniwoche ziehen die verbliebenen 33 von ehemals fast 60 Kollegen aus der Teichstraße aus. Nach dem Kulturamt vor vier Jahren ist dann auch das Katasteramt Geschichte: Zum 1. Juli wird die Behörde geschlossen, die seit 41 Jahren in der Teichstraße residierte (der TV berichtete, siehe Extra).
Zwei Mitarbeiter bleiben


Wichtig für den Bürger: "Alle Katasterleistungen, die er bisher bekommen hat, bekommt er auch weiterhin", sagt Gertrud Bayerschen, die stellvertretende Personalratsvorsitzende. Das heißt: Wer sich für den genauen Verlauf seiner Grundstücksgrenze interessiert, der kann auch danach noch in der Teichstraße nachschauen, eine Auskunft oder einen Kartenauszug erhalten. Denn ein kleines Büro, mit zwei Mitarbeitern besetzt, bleibt in der Abteistadt - offizielle Bezeichnung: "Servicestelle des Vermessungs- und Katasteramts Westeifel-Mosel".
Lediglich spezielle Anfragen, sagt Gertrud Bayerschen, könnten dann nicht mehr in Prüm beantwortet werden - wenn etwa jemand wissen wolle, ob in grauer Vorzeit einmal ein Haus an einer bestimmten Stelle gestanden habe. "Das liegt dann in Daun oder in Bernkastel im Archiv."
Was wird aus den anderen Kollegen? Viele sind bereits weg: Zehn der Prümer Mitarbeiter, sagt Joachim Winkler, Pressesprecher des Landes-Innenministeriums, haben "von der Möglichkeit des einstweiligen Ruhestands Gebrauch gemacht", zwei weitere seien zu anderen Verwaltungen gewechselt. Fünf arbeiten inzwischen in anderen Katasterbezirken wie Koblenz oder Mayen.
Die übrigen hätten sich versetzen lassen - entweder nach Daun oder nach Bernkastel. Von diesen werden wiederum 15 Telearbeitsplätze erhalten. Das heißt: "Die Bediensteten arbeiten dabei durchschnittlich an einem bis zwei Tagen der Woche in der Dienststelle", sagt Joachim Winkler.
Das gilt auch für Gertrud Bayerschen: Sie wird ein bis zwei Mal in der Woche nach Daun fahren. An den anderen Tagen sitzt sie in einem Büro, das sie privat mit einer Kollegin angemietet hat. Eine weitere Gruppe bezieht Büros in Arzfeld: Fünf Kollegen haben dort Räume gemietet, ebenfalls mit eigenem Geld, und arbeiten künftig gemeinsam - über Internetleitungen, die sie mit den Kataster-Standorten Daun und Bernkastel verbinden.
Auflösung unter Protest: Viel Unmut gab es in Prüm nach dem Beschluss, das Katasteramt aufzulösen. Zumal das Land das Behördenhaus in der Teichstraße, in dem auch das Amtsgericht und die KFZ-Zulassung untergebracht sind, zwischen 2005 und 2007 für eine siebenstellige Summe hatte renovieren lassen.
Offen bleibt vorerst die Frage, was aus den bisherigen Kataster-Räumen wird. Zuständig dafür ist der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB): "Für die rund 1500 Quadratmeter großen Räumlichkeiten gibt es bereits Interessenten, mit denen wir Gespräche für eine mögliche Anmietung aufgenommen haben", sagt LBB-Sprecher Markus Ramp. Die Verhandlungen laufen, daher wolle man jetzt noch nicht preisgeben, wer zu den möglichen Mietern gehöre.Extra

Per Beschluss des Ministerrats in Mainz von September 2011 wird es statt 23 Katasterämtern bald nur noch zwölf geben, in sechs Bezirken. Prüm wird, wie Trier und Wittlich, aufgelöst. Die Ämter in Daun und Bernkastel-Kues bleiben im neuen Bezirk "Westeifel-Mosel" erhalten, der auch für den Eifelkreis Bitburg-Prüm, die Kreise Bernkastel-Wittlich, Trier-Saarburg und für die Stadt Trier zuständig ist. Daun gilt allerdings nur als Nebensitz, auch wenn die Landesregierung stattdessen von einem "weiteren Standort" spricht. Die Servicestelle des Katasteramts in Prüm nimmt zum 1. Juli in der Nebenstelle der Kreisverwaltung (Teichstraße 16) ihren Dienst auf. fplExtra

 Behördenhaus: Noch weiß niemand, was aus den Kataster-Büros wird. Rechts: Amtsmitarbeiter im September 2011. TV-Fotos: Christian Brunker, Fritz-Peter Linden

Behördenhaus: Noch weiß niemand, was aus den Kataster-Büros wird. Rechts: Amtsmitarbeiter im September 2011. TV-Fotos: Christian Brunker, Fritz-Peter Linden

Napoleon war\\'s: Der Begriff Kataster, über griechische und lateinische Ursprünge zum französischen "cadastre" weiterentwickelt, steht unter anderem für das "Flurbuch". Es verzeichnet die Liegenschaften eines Bezirks und geht zurück auf den napoleonischen "Code Civil", das Gesetzbuch vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Auf dessen Basis sollte eine Besteuerung von Grundbesitz ermöglicht werden. Jeder Bürger kann im Katasteramt seine Grundstücksabmessungen überprüfen und sich einen Kartenauszug drucken lassen. Das Amt berät Kommunen, es liefert Wertschätzungen von Grund und Gebäuden und ermittelt durchschnittliche Quadratmeter-Kosten - die Bodenrichtwerte. fpl

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