Abschied nach einem Jahrhundert

PRÜM/BITBURG/DAUN. Nach fast 100 Jahren Landwirtschaftsschule in Prüm ist dort der letzte Jahrgang verabschiedet worden. Der Schulbetrieb läuft künftig komplett in Bitburg, wo im Zuge der geplanten Strukturreform ein Dienstleistungszentrum eingerichtet wird.

Der Beschluss der Landesregierung vom Mai sieht die Bündelung der Agrarverwaltung in sechs Dienstleistungszentren vor, eines davon in Bitburg (der TV berichtete). Dort hat bisher die "Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Landwirtschaft (SLVA), Berufsbildende Schule, Bitburg/Prüm" ihren Sitz. Angegliedert sind die Fachstelle für Tierhaltung und Futterbau in Prüm (Kolpingstraße) sowie der Beratungsstützpunkt Daun. In Prüm gab es zuletzt noch eine eigene Klasse der dreijährigen landwirtschaftlichen Berufsschule. Doch die jetzt entlassenen neun Schüler sind die letzten. Der neue Jahrgang wird in Bitburg zusammengefasst.Schülerzahlen zu niedrig

"Das liegt nicht an der Verwaltungsreform, sondern daran, dass bereits vor drei Jahren im Einzugsbereich Prüm die Schülerzahlen zu gering waren", heißt es in einer Pressemitteilung der SLVA. "Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist im Bezirk Prüm seit den 80er Jahren auf etwa ein Viertel geschrumpft. Zudem fehlen häufig Hofnachfolger." Auf Nachfrage des TV präzisiert SLVA-Dienststellenleiter Johannes Mücken die Handlungszwänge. Die offizielle Messzahl für Berufsschulklassen liegt bei 16 Schülern. Eine Sondergenehmigung für den Fachbereich Landwirtschaft erlaubt auch bei nur zwölf Schülern die Einrichtung einer Klasse. In Prüm starteten die letzten drei Jahrgänge sogar mit jeweils zehn Schülern. Hintergrund war die Devise, besser einige Lehrer nach Prüm fahren zu lassen, als alle Schüler nach Bitburg. Zu diesem rückläufigen Trend kommt die Strukturreform hinzu. Danach wird es ab September 2003 landesweit nur zwei Standorte für landwirtschaftlichen Unterricht geben: Bad Kreuznach und Bitburg. "Die Zahlen bestätigen, dass die Wahl von Bitburg richtig war", sagt Mücken. "Wir haben 39 Anmeldungen für das neue Schuljahr, Bad Kreuznach nur rund 20." Zum 30. Juni 2004 schließt auch die Fachberatung in der bisherigen SLVA-Außenstelle Prüm. Der SLVA-Stützpunkt Daun wird bereits zum Jahresende 2003 aufgelöst. Die beiden dort stationierten Angestellten gehen in Pension. Dagegen tun rund 20 Mitarbeiter der Standorte Prüm und Trier künftig in Bitburg Dienst - eine logistische Herausforderung für den Landesbetrieb Bau und Betreuung (LBB). Denn im Gebäude der SLVA ist zu wenig Platz. Als Lösung deutet sich die Anmietung einer leer stehenden Etage im Katasteramt Bitburg (Gerichtsstraße) an. Als äußeres Zeichen der Reform werden zum 1. September Schilder mit dem neuen Titel "Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel" montiert. Der Dienstbezirk umfasst den ehemaligen Regierungsbezirk Trier. Für die Leitung des DLR ist nach TV -Informationen Johannes Mücken vorgesehen.Deutlicher Abbau von Personal

Der Leiter muss mittelfristig mit deutlich weniger Personal auskommen. Die Vorgabe des Ministeriums lautet, bis 2015 den Bestand der Agrarverwaltung (inklusive Kulturämter) landesweit um 40 Prozent zu reduzieren. Eine Größenordnung, die Landwirte einen deutlichen Qualitätsverlust befürchten lässt (siehe Stimmen) . Mücken: "Es wird niemand entlassen. Aber zunächst betroffen sind zum Beispiel Mitarbeiter des Kulturamts und der SLVA, deren Zeitverträge auslaufen." Was Muecken auch "weh tut", ist die Auflösung zweier Fachbereiche. Um "Betriebswirtschaft und Markt" kümmert sich künftig die Landwirtschaftskammer unter anderem in Trier. Die Aufgaben von "Hauswirtschaft und Ernährung" sollen an verschiedenen Standorten im Land erledigt werden.

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