Abschied von einer Prümer Institution

Sie wollten nicht, jetzt müssen sie: Die Mitarbeiter des ehemaligen Kulturamts Prüm haben ihre Sachen gepackt und sind nach Bitburg umgezogen, ins Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel - wie von der Landesregierung im Jahr 2002 beschlossen (der TV berichtete).

 Eine Prümer Institution verschwindet: Mitarbeiter und ehemalige Kollegen des Kulturamts Prüm sagen Adieu – nach 107 Jahren in der Oberbergstraße. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Eine Prümer Institution verschwindet: Mitarbeiter und ehemalige Kollegen des Kulturamts Prüm sagen Adieu – nach 107 Jahren in der Oberbergstraße. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Die Rechner sind abgebaut, die Akten verpackt, die Familienfotos eingesteckt: Das Kulturamt Prüm, inzwischen eine Außenstelle des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Eifel, existiert nicht mehr. Am Mittwoch nahmen die Mitarbeiter, gemeinsam mit ihren Nachbarn und vielen ehemaligen Kollegen, Abschied von der Oberbergstraße.

Zwei Styropor-Grabsteine erinnern an den vergeblichen Kampf um den Standort. Die Aufschrift: "In memoriam Kulturamt Prüm - gehofft, gekämpft und doch verloren." "Wir sind seit 1902 an diesem Standort. Jetzt geht das Licht aus", sagt der Personalratsvorsitzende Michael Ehleringer. "Ganz ehrlich, die Stimmung ist nicht sehr gut." Zumal man in der neuen Heimat, im Westpark am Bitburger Flugplatz, "abgemalt in der Pampa" liege.

Demonstration mit mehr als 300 Menschen



Dass in der Oberbergstraße das Licht ausgehen und die Behörde zur neuen DLR-Zentrale verschifft werden soll, wissen die 78 Mitarbeiter seit sieben Jahren. Der Beschluss der damaligen SPD/FDP-Landesregierung löste Proteste aus, bis hin zu einer Demonstration mit mehr als 300 Menschen auf dem Hahnplatz.

"Diese letzten Tage waren schon geprägt von Wehmut. Das geht bei vielen Mitarbeitern an die Substanz", sagt Abteilungsleiter Edgar Henkes. "Aber wir hatten ja Zeit zum Trauern. Und die Möglichkeit, unsere abweichende Meinung zu äußern."

Henkes verweist auf das Positive: "Wir bekommen ein schön renoviertes Gebäude, die Zimmer sind in Ordnung." Deshalb erwartet er auch, dass alle schnell wieder motiviert ihrer Arbeit nachgehen werden. Außerdem gebe es ja eine Reihe von Kollegen, "die aus der Bitburger Kante kommen. Deshalb wäre es unredlich zu sagen, dass alle traurig sind. Die rund 15 aus der Bitburger Gegend sind ja auch all diese Jahre nach Prüm gekommen."

Einer von ihnen ist Friedhelm Friedrich: "29 Jahre und vier Monate lang" ist er beim Amt und geht, obwohl er doch von kommender Woche an nur noch ein paar Kilometer zum Büro haben wird, "mit einem lachenden und einem weinenden Auge." Und er zeigt Verständnis für die mehr als 60 Kollegen, die es zukünftig weiter zur Arbeit haben werden.

Unterm Strich seien letztlich alle gut davongekommen, sagt Edgar Henkes: "Wenn man in die freie Wirtschaft schaut, dann ist mit der Aufgabe eines Standorts immer auch der Verlust von Arbeitsplätzen verbunden. Das ist bei uns nicht so." Nicht nur das: Reformen werde es auch künftig geben, sagt er. "In fünf Jahren wird wieder diskutiert. Und dann sind wir in Bitburg besser aufgestellt - in einem starken Haus, das alles bündelt. So dass wir vielleicht die nächste Verwaltungsreform unbeschadet überstehen werden."

Der alte Standort Prüm hingegen wird demnächst ebenfalls wiederbelebt: Nach der anstehenden Renovierung soll dort das Kreis-Katasteramt einziehen, das zurzeit noch im Prümer Behördenhaus untergebracht ist. Die Ironie: Auch die Kollegen von der Außenstelle Bitburg sollen dann dort residieren - und dürfen künftig nach Prüm pendeln. EXTRA Nicht nur die Prümer ziehen um: Auch die DLR-Abteilungen aus der Brodenheckstraße in Bitburg wechseln in den kommenden Tagen zur neuen Adresse Westpark 11. Die Mitarbeiter sind deshalb bis einschließlich Dienstag, 1. Dezember, nicht erreichbar. Die neue Telefonnummer lautet dann: 06561/9480-0. (fpl) Hintergrund Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel ist in der Beratung landwirtschaftlicher Betriebe sowie im Bereich der Landentwicklung und der Bodenordnung tätig. Die Flurbereinigung bildet dabei einen wesentlichen Bestandteil. Außerdem berät das DLR Eifel landwirtschaftliche Betriebe beispielsweise in Fragen zur Tierhaltung oder dem Pflanzenbau und gibt Ratschläge für die Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Das DLR sorgt ferner für die schulische Ausbildung junger Menschen in landwirtschaftlichen Berufen. (jk)

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