Gedenken Opfer der NS-Zeit: Acht neue „Stolpersteine“ für jüdische Familien in Kommern verlegt
Mechernich-Kommern · Acht neue „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig wurden in Mechernich-Kommern verlegt. Rednerinnen und Redner appellierten an die Menschen für Toleranz und gegen das Vergessen.
Drei Schülerinnen der Euskirchener Marienschule haben das Verlegen von Stolpersteinen in der Kommerner Mühlengasse eröffnet. Gunter Demnig setzte hier vier Gedenksteine für die deportierte und ermordete Familie Lewin. Zweite Station war die Kölner Straße 18, ebenfalls in Kommern. In dem Haus hatte die Familie Kaufmann vor ihrer Flucht nach England gelebt. Betretenes Schweigen herrschte, als die zwar unterschiedlichen, doch ergreifenden Geschichten hinter den Steinen erzählt waren.
An der Zeremonie nahmen auch Landrat Markus Ramers, Mechernichs Bürgermeister Hans-Peter Schick, Stadtdezernent Ralf Claßen und die Kommerner Zeitzeugin Christine Hiller teil sowie die Mitinitiatoren der Aktion, Britta und Rainer Schulz, Gisela und Wolfgang Freier und Elke Höver. Emmy Kaufmanns Kinder Anthony und Helen waren zur Zeremonie per Videotelefonat über das Handy von Mitorganisator Rainer Schulz zugeschaltet. Im Vorfeld hatte Schulz bereits die Stellen markiert, an denen die Steine in das Pflaster eingelassen wurden.
Hans-Peter Schick dankte zu Beginn allen Organisatoren und Helfern, dem Künstler und „Stolperstein“-Initiator Gunter Demnig und den Schülerinnen der Euskirchener Marienschule für ihr Engagement sowie ihre Hilfe. Er richtete seine Worte an alle: „Euch trifft keine Schuld, doch ihr müsst wissen, was auch hier damals geschah! Wie viele heute hier sind, ist wahrlich ein wichtiges Zeichen. Ich finde es bewundernswert, nach allem, was diesen Menschen angetan wurde, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, dem sogenannten „Volk der Täter“ anzugehören, wie es die hier heute per Videoanruf zugeschalteten Kinder der geflüchteten Emmy, Anthony und Helen, getan haben. Und für uns alle sollte gelten: Jeder, der nach Hilfe sucht, sollte sie bekommen und mit offenen Armen empfangen werden, egal wo seine Wurzeln liegen. Ich bin sehr stolz auf Euch.“
Gisela Freier, ehemalige Hauptschullehrerin, kannte Emmy Kaufmann gut. Als sie sich 2003 mit Christine Hiller dafür einsetzte, die ersten Stolpersteine in Kommern legen zu lassen, erhielt sie kurze Zeit später einen Anruf aus London. Es war Kaufmann, die sie zu sich einlud. Daraus entwickelte sich eine lange Freundschaft bis zu Kaufmanns Tod und ein tiefes Vertrauensverhältnis. Freier berichtete davon, dass sie bei Emmy Kaufmann immer einen leisen Anflug von Heimweh nach Kommern verspürt habe. So erinnerte sie sich an einen ihrer Sätze ganz besonders: „Kommern hatte viele gute Menschen.“