Ackerbau und Algenblüte

Es sieht so aus, als wäre der derzeit braune Bitburger Stausee, der vor wenigen Wochen noch leuchtend grün war, diesmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Ein Großteil der Algen ist bereits abgestorben oder mit dem Regen der vergangenen Tage in der Prüm verschwunden. Doch von Entwarnung kann nicht die Rede sein.

 Durch die starken Regenfälle der vergangenen Tage sind Prüm und Stausee wieder braun. Vom Algenteppich, der sich im August gebildet hatte, ist derzeit nichts zu sehen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Durch die starken Regenfälle der vergangenen Tage sind Prüm und Stausee wieder braun. Vom Algenteppich, der sich im August gebildet hatte, ist derzeit nichts zu sehen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Biersdorf. (uhe) Wollte man die Landwirte vom Mais direkt auf die Palme bringen, so wäre dazu folgende Behauptung sicherlich hilfreich: Die Bauern am oberen Prümverlauf sind es Schuld, dass sich im Stausee Bitburg so viele Algen bilden. Michael Horper, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, hört so etwas auch nicht gerne. Doch dass die Landwirtschaft zur Algenblüte im Stausee beigetragen hat, will auch er nicht bestreiten.

"Ich bin überzeugt, dass in 2008 mit Sicherheit etwas von den Feldern gekommen ist", sagt Horper und meint mit "etwas" Gülle und Dünger, die mit dem Boden, für den sie eigentlich bestimmt waren, in die Prüm gespült wurden.

"Es wäre blauäugig zu sagen, das kommt nicht von uns", fügt Horper hinzu, "doch wenn innerhalb einer halben Stunde bis zu 60 oder 70 Liter runterkommen, sind wir machtlos", sagt er. Und dann könne die Bodenabtragung, die besonders auf den Maisfeldern auf wenig Widerstand stößt, nicht verhindert werden. Die heftigen Niederschläge in April und Mai hätten dazu beigetragen, dass der gestreute Dünger zum großen Teil weggeschwemmt worden sei. Gelandet ist dieser für die Algen nährstoffreiche Boden dann im Stausee, wo Heinz Bausch, Betreiber der Freizeitagentur Afunti, zusehen musste, wie sich im Umfeld seiner Tretboote nach und nach einer grüner Algenteppich bildete. Dass die Landwirte angesichts der starken Regenfälle nicht viel machen konnten, kann er nachvollziehen. Doch mit Blick auf die Subventionen, die mit dem Maisanbau für die Biogasproduktion verbunden seien, würden das einige Landwirte durchaus in Kauf nehmen, sagt Bausch. Deshalb würden sie auch dort Mais anpflanzen, wo aufgrund der Hanglage mit Bodenerosion zu rechnen sei.

"Für die Landwirte gibt es ganz klare Auflagen, an die sich alle halten müssen", sagt hingegen Herbert Netter, Mitglied des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau. In der Düngeverordnung sei alles genau festgelegt, erklärt der Agrar-Ingenieur.

Nicht zuletzt auch wegen der hohen Düngerpreise sei den Bauern an einer gezielten Nährstoffversorgung ihrer Felder sehr gelegen. Dass es dennoch Landwirte gebe, die sich weder beim Ausfahren der Gülle noch beim Düngen an die Vorschriften halten, wisse auch er, "doch das sind einzelne, die die Suppe versalzen".

Dass zum Versalzen der Suppe auch die ehemalige und oberhalb der Prüm liegende Mülldeponie bei Plütscheid beigetragen haben könnte, gilt aus Sicht der dafür zuständigen Eifelkreisverwaltung für ausgeschlossen. Zwar gebe es Nährstoffe, die auch in der "hochmodernen Kläranlage" der Mülldeponie nicht abgebaut werden könnten und dadurch mit dem geklärten Wasser in der Prüm landen würden, erklärt der dafür zuständige Mitarbeiter der Behörde, "doch diese Abflussmenge ist unproblematisch". Ob das letztlich so zutrifft, ist noch nicht geklärt.

"Die Ursachen der aktuellen Nährstoffbelastungen müssen noch genauer untersucht werden", sagt Clarisse Funkel vom Mainzer Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz. Damit es aber nicht zu einer erneuten Algenblüte kommen kann, müsse der Eintrag der Nährstoffe in die Gewässer deutlich gesenkt werden.

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