Landmarken Die Mutter aller Eichen ist langsam müde

KÖRPERICH · TV-Serie Landmarken: Die Königseiche gilt als die älteste der Westeifel. Wer sie sehen möchte, sollte sich beeilen.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Uwe Hentschel

Von den 146 erfassten Naturdenkmälern im Eifelkreis handelt es sich in gut 100 Fällen um Bäume beziehungsweise Baumgruppen. Und es liegt nun mal in der Natur der Dinge – und hierbei vor allem in der der Bäume – , dass die Beständigkeit dieser Denkmäler ein absehbares Ende hat. Was bedeutet, dass von den Naturdenkmälern, die der Eifelkreis (zuletzt 2005) aufgelistet hat, einige schon gar nicht mehr existieren. Wie zum Beispiel ein Teil der ausgewiesenen Linden im Umfeld der Neuerburger Kreuzkapelle. Einige Bäume dort waren so morsch, dass dem Forstamt Neuerburg nichts anderes übrig blieb, als diese zu fällen.

Die meisten Naturdenkmäler wurden 1978 ausgewiesen, also vor 40 Jahren. „Wie viele von den Bäumen heute tatsächlich noch stehen, weiß keiner“, sagt Olaf Böhmer, Leiter des Forstamts Neuerburg.

Immerhin: Bei dem wohl bekanntesten Baum auf der Liste der Naturdenkmäler gibt es Gewissheit. Die Königseiche im Kammerwald bei Körperich-Niedersgegen ragt nach wie vor gut 38 Meter in den Himmel. Die Frage ist allerdings: Wie lange noch? Denn die „Moaderkoos“ (Muttereiche), die mit ihren gut 360 Jahren als älteste Eiche der Westeifel gilt, hat ihre besten Jahre längst hinter sich. „Normalerweise könnte so ein Baum noch ein paar hundert Jahre stehen“, sagt Böhmer, dessen Forstamt auch für den Kammerwald zuständig ist. Das Problem der Königseiche sei allerdings, dass sie vor gut 30 Jahren von einem Blitz getroffen worden sei, erklärt der Forstamtsleiter. Und dieser Blitz habe an der Moaderkoos erheblichen Schaden angerichtet.

Zwar hat die Eiche mittlerweile einen Blitzableiter, um sie vor weiteren Einschlägen zu schützen. Doch wurde bei chirurgischen Baumarbeiten vor einigen Jahren festgestellt, dass der gewaltige Baum nicht nur Blitze, sondern auch Spechte anlockt. Einige Äste sind deshalb bereits aus der Baumkrone entfernt worden. Die größte Schwachstelle der Königseiche hat sich allerdings erst bei Kernbohrungen im unteren Bereich offenbart. Der Baum, dessen Stamm einen Umfang von rund fünf Metern aufweist, ist im Fußbereich äußerst faul.

Wäre der Baum ein Baum wie jeder andere, so wäre er wahrscheinlich schon gefällt worden. Allein aus Sicherheitsgründen. Weil die Königseiche aber eben ein Naturdenkmal ist - und dazu auch noch ein sehr bedeutendes – hat sich das Forstamt für eine andere Maßnahme entschieden. So wurde 2010 mit finanzieller Unterstützung durch den Naturpark Südeifel ein Holzzaun um die Moaderkoos errichtet. Und das Areal, dass dieser Zaun eingrenzt, ist so groß, dass der Baum selbst komplett umkippen könnte, ohne jemanden zu gefährden.

Dass es dazu in absehbarer Zeit kommen könnte, hofft niemand. Damit rechnen muss man allerdings jederzeit. „Besonders groß ist die Gefahr im Sommer“, erklärt Böhmer. Denn dann biete die belaubte Baumkrone eine viel größere Angriffsfläche für Winde und Sturmböen.

Fest stehe aber, dass in den Zerfall der Königseiche nicht eingegriffen werde, erklärt der Förster. Sollte der Baum umfallen oder auseinanderbrechen, so werde man ihn innerhalb des umzäunten Areals liegen lassen. Die „Mutter aller Eichen“, die im Kammerwald aufgewachsen ist und dort alle anderen Bäume in ihrem Umfeld überragt, soll in aller Ruhe verrotten können.

Noch aber steht die Moaderkoos. Was Böhmer aber nicht davon abhält, bereits jetzt im Kammerwald nach einem würdigen Nachfolger Ausschau zu halten. Ein wirklich tolles Prachtexemplar hat der Forstamtsleiter bereits im Auge: eine gut 150 Jahre alte Eiche, rund einen Kilometer von der Königseiche entfernt.

Bislang wurde dieser Baum allerdings noch nicht in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit wird er das auch nie. Denn der potenzielle Thronfolger steht unmittelbar an der Landesstraße 1, sodass die Errichtung einer Schutzzone nicht möglich wäre.

 Die Königseiche im Kammerwald gilt als die älteste Eiche der Westeifel.

Die Königseiche im Kammerwald gilt als die älteste Eiche der Westeifel.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Uwe Hentschel
  Ein Schild informiert  über den Zustand der Eiche. 

 Ein Schild informiert  über den Zustand der Eiche. 

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Uwe Hentschel
  Diese Eiche wäre ein würdiger Nachfolger der Königseiche. Nur leider steht sie zu nah an der Straße.

 Diese Eiche wäre ein würdiger Nachfolger der Königseiche. Nur leider steht sie zu nah an der Straße.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Uwe Hentschel

Sollte die Eiche also irgendwann eine Gefahr für den Verkehr darstellen, so müsste sie wohl oder übel gefällt werden.

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