Ängste, Qualen und Schmerzen

PRÜM. Unter der Überschrift "Bilder einer leidgeprüften Stadt" eröffnet die Initiative "Frauenschuh" am Sonntag, 5. Dezember, um 11.30 Uhr in der Volksbank Eifel-Mitte in Prüm eine Ausstellung, die an die schrecklichen Geschehnisse vor 60 Jahren erinnert. Ein Blick zurück auf die Monate Mai 1944 bis Februar 1945.

 Die Prümübergänge in der Stadt waren allen von den deutschen Pionieren in die Luft gesprengt worden, ehe sie den Rückzug antraten. Über die Prüm "Auf der Ritz" errichteten die Amerikaner eine so genannte "Bailey Bridge", eine Gerüstbrücke.Foto: Archiv Monika Rolef

Die Prümübergänge in der Stadt waren allen von den deutschen Pionieren in die Luft gesprengt worden, ehe sie den Rückzug antraten. Über die Prüm "Auf der Ritz" errichteten die Amerikaner eine so genannte "Bailey Bridge", eine Gerüstbrücke.Foto: Archiv Monika Rolef

Vor 60 Jahren, im September 1944, geriet die Stadt Prüm und das Prümer Land ins Visier der auf deutsches Gebiet vorrückenden Amerikaner. Bombenangriffe sollten die Stadt sturmreif machen. Als die Amerikaner fünfeinhalb Monate später die Stadt endgültig einnahmen, waren mehr als 80 Prozent aller öffentlichen und privaten Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Für die Amerikaner hatte Prüm als erster größerer Ort hinter dem Westwall besonderen strategischen Wert als Verkehrsknotenpunkt, Nachrichtenzentrale und als Nachschubbahnhof. Die Pläne in den alliierten Hauptquartieren enthielten Überlegungen zu einer völligen "Ausschaltung" der frontnahen größeren Orte - sei es durch einen schnellen Zugriff oder durch die Zerstörung aus der Luft. "Wenn die Straßen und Plätze, die Häuser und die Erde der Stadt Prüm erzählen könnten, was an Ängsten, Qualen und Schmerzen um die Jahreswende 1944/45 von Mensch und Tier erduldet werden musste, dann würden diese Berichte dicke Bände füllen: "So kommentiert ein ehemaliger Soldat bei seinem Besuch die Geschehnisse, die zur Zerstörung der Stadt Prüm führten. An Pfingsten 1944 wurden mit Bordwaffen feindlicher Flugzeuge Ziele entlang der Prüm beschossen. Mitte August schlossen alle Prümer Schulen ihre Pforten, und die Bevölkerung musste entlang der Zufahrtsstraßen Deckungsgräben ausheben. Als Anfang September der Kanonendonner der vorrückenden Alliierten von Tag zu Tag hörbarer wurde, ordnete die Kreisverwaltung am 11. September 1944 die Räumung der Stadt an. Nur wenige Tage später, am 16. September gegen 10.30 Uhr, schlugen die ersten feindlichen Granaten in Prüm ein. Da die freiwillige Evakuierung noch nicht abgeschlossen war, musste die restliche Bevölkerung die Stadt zwangsweise verlassen und sich zu Fuß bis zu den Bahnhöfen Büdesheim und Gerolstein durchschlagen. Die Stärke des Artilleriefeuers war drei Monate lang fast jeden Tag gleich und dauerte bis zum Beginn der "Ardennenoffensive" am 16. Dezember 1944. Im Morgengrauen dieses nebligen, nasskalten Tags begann eine deutsche Gegenoffensive (Rundstedtoffensive), die zu Beginn Erfolg zu haben schien. Aber es kam anders. Am 23. Dezember gegen 16 Uhr flogen von Westen her 36 viermotorige amerikanische Bomber die Stadt an. Sie warfen viele Bomben ab. Bis gegen 18 Uhr gab es weitere Angriffswellen. An Heiligabend 1944 gingen die Luftangriffe mit Spreng- und Brandbomben unvermindert weiter. Prüm brannte an allen Ecken. Ziel war es, die Stadt auszulöschen, denn sie war für die Militärs zum Zentrum im Aufmarschgebiet der deutschen Ardennenoffensive geworden. Bis zum 14. Februar 1945 gab es nur wenige Tage ohne Bombenabwürfe und Bordwaffenangriffe auf Prüm.Deutsche ziehen sich in den Wald zurück

Um die Abteistadt zu halten, setzten die Deutschen die neu aufgestellte 5. Fallschirmjäger-Division ein - aber ohne Erfolg. Nach erbittertem Häuserkampf besetzte amerikanische Infanterie am 10. Februar 1945 den Ortsteil Tafel und den Kalvarienberg. Einen Tag später war der größte Teil der Trümmerstadt Prüm in amerikanischer Hand. Die Deutschen hatten sich ins Waldgebiet der "Held" zurückgezogen, nachdem sie das Bischöfliche Konvikt in die Luft gesprengt hatten. Am 28. Februar begann der entscheidende Vorstoß der Amerikaner über das Ostufer der Prüm. Unter der Überschrift "Bilder einer leidgeprüften Stadt" eröffnet die Initiative "Frauenschuh" am Sonntag, 5. Dezember, um 11.30 Uhr in der Volksbank Eifel-Mitte in Prüm eine Ausstellung, die an die schrecklichen Geschehnisse vor 60 Jahren erinnert. Ausgestellt sind amerikanische Kriegsaufnahmen aus dem Archiv-Nachlass des verstorbenen Prümer Hauptschullehrers Klaus Ritter, der auch das Buch "So kam der Krieg" sowie die Landboten-Sonderhefte "Die Besetzung der Stadt Prüm" und "Woche der Entscheidung"" geschrieben hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort