Ärger im Umfeld der Stechpalme

Wolsfeld · Im Wolsfelder Gemeindewald wird "extremer Raubbau" betrieben - das zumindest behauptet ein Anwohner vom Wolsfelderberg, der mit seiner Kritik beim Forstamt auf wenig Verständnis stößt. Der Holzeinschlag sei völlig normal und erfolge nach strengen Naturschutz-Richtlinien, erklärt der zuständige Revierleiter.

Wolsfeld. Man kann sich darüber streiten, ob es die oder der Ilex heißt. Der Duden lässt beides zu. Unbestritten ist aber, dass die Stechpalme mit den roten Beeren (Ilex aquifolium) das Wahrzeichen des Naturparks Südeifel ist - in dem auch Wolsfelderberg liegt. Dort wohnt Alfred Moosheimer. Wenn Moosheimer durch den Wald hinter seinem Haus geht, sieht er Stechpalmen. Und wenn er etwas weiter geht, sieht er Baumstümpfe. Sie sind das Ergebnis des jüngsten Holzeinschlags. "Die haben hier die Sau \'rausgelassen", ärgert er sich. Überhaupt werde in dem Wald seit Jahren "extremer Raubbau" betrieben. Dass Bäume gefällt wurden, stellt Burkhard Pickan nicht infrage. Er ist Leiter des Forstreviers Bitburg-Süd, das auch für die 200 Hektar Wolsfelder Gemeindewald zuständig ist. Den Vorwurf jedoch, im Wald werde ohne Rücksicht auf Verluste gewirtschaftet, weist Pickan zurück. Schließlich sei der Hang FFH-Fläche, der Wald zudem FSC-zertifiziert (siehe Extra und Hintergrund).
Bei der Bewirtschaftung "liegen wir damit über den gesetzlichen Vorgaben", sagt Pickan. Zudem sei der Einschlag mit der oberen Landespflegebehörde abgestimmt. Wie der Revierförster erklärt, seien in den vergangenen Wochen fünf Eichen und 21 Eschen, vor allem aber Weißtannen (80 Festmeter), die ohnehin kein heimisches Gehölz seien, gefällt worden. Und das auf einer Fläche von 30 Hektar.
"Wir bezweifeln nicht, dass das Forstamt ordnungsgemäß wirtschaftet und der Einschlag so schonend wie möglich durchgeführt wird", erklärt dazu Beate Jacob von der Kreisgruppe des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einem Schreiben an das Forstamt. Dennoch sei sie der Meinung, dass das Schlagen von Altholz in einem FFH-Gebiet besondere Sorgfalt erfordere. Es müsse zuvor geprüft werden, inwieweit der Lebensraum schützenswerter Tiere und Pflanzen beeinträchtigt werde.
Dazu zählen für sie Fledermausarten, der Mittelspecht, zahlreiche Käferarten und eben die Ilex. "Sie benötigt hohe Luftfeuchtigkeit, Schatten oder Halbschatten sowie eine gewisse Bodenfeuchtigkeit und Wärme", erklärt Jacob. Schädlich sei für den Bestand also zu viel Lichteinfall, zu dem es bei erhöhtem Einschlag komme. Eine Einschätzung, die Pickan nicht teilt: Gerade dort, wo Lichtkanäle seien, wachse die Stechpalme am höchsten. Überhaupt werde der Wald nicht weniger, sondern immer mehr. Natürlich stünden hinter dem Einschlag auch wirtschaftliche Interessen. So würden die für die Herstellung von Weinfässern ausgesuchten Eichen einen Ertrag von 500 Euro pro Kubikmeter bringen. Doch Raubbau sei das nicht. "Wir betreiben ganz normale Forstwirtschaft", erklärt der Revierförster. "Wir machen nichts kahl!"Extra

Die Organisation Forest Stewardship Council (FSC) hat sich die Förderung einer umweltfreundlichen, sozialförderlichen und ökonomisch tragfähigen Bewirtschaftung von Wäldern zum Ziel gesetzt. Die unabhängige und gemeinnützige Einrichtung wurde 1993 als ein Ergebnis der Konferenz Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro gegründet. Heute ist der FSC in mehr als 80 Ländern mit nationalen Arbeitsgruppen vertreten. Für das FSC-Label wurden zehn Prinzipien und 56 Indikatoren entwickelt, auf denen die weltweit gültigen FSC-Standards zur Waldbewirtschaftung basieren. Wälder, die nach diesen Standards bewirtschaftet werden, können sich auszeichnen lassen. uheExtra

Das Ziel der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ist es, wild lebende Arten, deren Lebensräume sowie deren europaweite Vernetzung zu sichern und zu schützen. Die EU-Staaten weisen Schutzflächen aus, in die erst nach einer Verträglichkeitsprüfung eingegriffen werden darf. uhe

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