Ärger um Zukunft des Neuerburger Baumarkts

Jetzt ist es amtlich: Der Extra-Baumarkt in Neuerburg wird Mitte April 2012 seinen Standort auf dem ehemaligen Bahngelände aufgeben müssen. Der Mietvertrag wurde nicht verlängert, auch ein Kaufangebot des Baumarktbetreibers wurde vom Grundstückseigentümer nicht angenommen. Damit deutet vieles darauf hin, dass Rewe im kommenden Jahr an dieser Stelle einziehen wird.

 Zwei Wochen lang machten die Baumarktmitarbeiter ihrem Ärger mit Plakaten Luft. TV-Foto: Rudolf Höser

Zwei Wochen lang machten die Baumarktmitarbeiter ihrem Ärger mit Plakaten Luft. TV-Foto: Rudolf Höser

Neuerburg. Die gelben Plakate, die gut zwei Wochen lang für reichlich Gesprächsstoff in Neuerburg gesorgt haben, sind inzwischen wieder verschwunden. "Wir lassen uns nicht platt machen" war darauf unter anderem zu lesen. Seit Anfang April gaben die Mitarbeiter damit vor dem Extra-Baumarkt ihrem Unmut darüber Ausdruck, dass sie sich spätestens Mitte April 2012 einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen.

Ein Schuldiger dafür, dass der Baumarkt nach 15 Jahren seine Pforten auf dem ehemaligen Bahngelände schließen muss, stand auch fest: "Verraten und verkauft von der Stadt Neuerburg" stand auf einem der gelben Plakate. Der Vorwurf bezieht sich auf eine vom Neuerburger Stadtrat Ende 2010 angestoßene Änderung des Bebauungsplans: Auf dem ehemaligen Bahngelände wird bald ein "Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel" ausgewiesen. Anlass für die Bebauungsplanänderung sind Pläne des Investors Ten Brinke. Er will auf dem Gelände einen Aldi-Discounter und direkt nebenan - auf dem Standort des Extra-Baumarkts - den Vollsortimenter Rewe unterbringen (der TV berichtete).

Dagegen hatte Stefan Klinkhammer, Geschäftsführer des Extra-Baumarkts, noch im Februar gegenüber dem TV betont, dass er den Markt gerne an dem Standort fortführen wolle. Sein Geschäft, in dem er insgesamt zwölf Mitarbeiter beschäftigt, hätte trotz des geänderten Bebauungsplans Bestandschutz gehabt. Doch die Baumarktkette Praktiker, die Klinkhammer das Gebäude seit 1997 untervermietet, hat inzwischen den Mietvertrag mit dem Eigentümer der Immobilie, dem ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf, gekündigt. Aus einer Stellungnahme Biedenkopfs, die dem TV vorliegt, geht hervor, dass sowohl ein Mietangebot als auch ein Kaufangebot, das Klinkhammer ihm unterbreitet habe, zu niedrig gewesen sei; daher habe er sich entschlossen, ein besseres Angebot des Investors Ten Brinke anzunehmen.

Zwar ist der Kaufvertrag noch nicht notariell beurkundet, doch es scheint damit sehr wahrscheinlich, dass im kommenden Jahr Rewe von seinem jetzigen Standort neben der Stadthalle ins derzeitige Baumarkt-Gebäude umzieht.

In all diese Vertragsverhandlungen habe sich die Stadt nicht eingemischt, wehrt sich Neuerburgs Stadtbürgermeisterin Anna Kling gegen die Anschuldigungen, die Stadt habe den Baumarkt "verraten und verkauft". Auch Biedenkopf bekräftigt in seinem Schreiben, dass ihm "von einer Mitwirkung der Stadt nichts bekannt sei". "Als Stadtrat können wir nur Bebauungspläne aufstellen, wir können gar nicht entscheiden, da muss der Baumarkt raus und Rewe rein", betont Kling, die bekräftigt, dass die Stadt natürlich weiterhin Interesse daran habe, einen Baumarkt zu behalten.

Dass allerdings der Extra-Baumarkt an anderer Stelle in der Enztalstadt neu eröffnet, ist unwahrscheinlich: Der Geschäftsführer habe mehrere Alternativ-Standorte für die Umsiedlung seines Geschäfts abgelehnt, heißt es vom Investor Ten Brinke. Klinkhammer selbst will sich zu den Vorgängen zurzeit nicht im TV äußern. Vergangenen Freitag wurden die Plakate vor dem Baumarkt wieder abgehängt.

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