Ätzradierung und Zuckertusche in Weißenseifen

Weißenseifen · In der Galerie am Pi wird zurzeit die Ausstellung "Intaglio" der gleichnamigen Künstlergruppe um Ursula Hülsewig gezeigt.

Christiane Hamann präsentiert in der Galerie am Pi zurzeit Radierungen der Künstlergruppe „Intaglio“. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Christiane Hamann präsentiert in der Galerie am Pi zurzeit Radierungen der Künstlergruppe „Intaglio“. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

"Intaglio" kommt aus dem Italienischen und bedeutet gravieren oder hineinschneiden. Dabei handelt es sich um ein Druckverfahren, bei dem etwas in eine Druckplatte graviert und auf Papier übertragen wird. An die 90 Exponate dieser Technik umfasst die gleichnamige Ausstellung, die noch bis 11. Juni in der Galerie am Pi läuft. "Diese Größenordnung ist nur möglich, weil relativ wenig Farbe im Spiel ist und die fein gezeichneten Arbeiten räumliche Nähe vertragen", erklärt Galeristin Christiane Hamann. Mit Blick auf die Künstler (siehe Info) sagt sie: "Die Radierung ist eine Technik, die Kunstschaffende allen Alters anspricht - sowohl handwerklich als auch künstlerisch geprägte Menschen."

An den Galeriewänden und in den Kojen ist die ganze Vielfalt an Tiefdrucktechniken zu entdecken: von der Kaltnadel- über die Ätzradierung, Aquatinta, Zuckertusche, Mezzotinto, Vernis mou bis zu ausgefallenen Spachteltechniken mit Ölfarbe oder Hitzeprägung auf Kunststoffplatten. Gleichzeitig ist es eine feinsinnige, in Einzelfällen auch freizügige Ansammlung von Motiven und Ansichten mit einer Reihe sehr ansprechender Arbeiten darunter.

Zwei Arbeiten von Ursula Hülsewig sind "auf Herzhöhe" zu sehen: aus Passbildern umgewandelte Selbstbildnisse in unterschiedlichen Lebensaltern. Ein paar Schritte entfernt: Hülsewigs Köpfe, die "Kinski", "nach innen" und "pfiffig" heißen. Besonders locker und leger sind Marianne Baumüller-Scherls Linien beim "Klaviertrio" und weiteren Musikern gezogen; die Kaltnadelradierungen "Hand" und "Fisch" von Monika Blümling basieren auf einem handwerklich-chemischen Prozess. Jürgen Dinchel zeigt schöne historische Stadtansichten aus Trier und Bernkastel-Kues sowie einen Frauenakt. Eva Maria Flesch ist mit Sternzeichen, Selfie und Steinzeitmotiven mit von der Partie. Helene Irmen hat Szenen aus Prag und Lissabon und ein keltisches Kreuz auf die Platte gebracht und gedruckt.

Sehr frei, mit surrealistischen Zügen arbeitet Werner Neimanns, wenn er ein Porträt und einen Käfer kombiniert - oder ein Ohr und eine kaputte Puppe. Stillleben sind die Vorliebe von Vater und Tochter Friedhelm und Ines Nunnemann - Schmetterlinge und Taschenuhr zeigt die eine, keramische Töpfe und "am See" der andere. Die Arbeiten der Grafikerin Ulrike Stolze thematisieren die Vergänglichkeit ("Alles fällt auseinander") oder nähern sich der Karikatur ("Designer I - IV"). Marianne Thomas breitet einen Kosmos aus, etwa mit Arrangements von Baum und Blättern und Vogel und Feder. Von Esther Wiswe sind eindrucksvolle Beispiele ihrer Begabung und Vielseitigkeit zu sehen: mit minimalen Linien vermag "still" besonders zu berühren.

Das Interesse an der Ausstellung sei groß, sagt Christiane Hamann. 70 Besucher seien zu der vom Bläsertrio mit Marcus, Julian und Rebecca Seibert musikalisch umrahmten Vernissage gekommen, erzählt sie. Der Dauner Landrat Heinz-Peter Thiel habe die Aktivitäten der Galeristin und der Künstler als "außerordentlich bereichernd für die Vulkaneifel und weit darüber hinaus" gelobt.Extra: DIE AUSSTELLENDEN KÜNSTLER


Zusammengefunden hat sich die Gruppe "Intaglio" im Kurs "Tiefdruck/Radieren", den die Volkshochschule Bitburg-Prüm seit mehr als 30 Jahren unter Leitung von Ursula Hülsewig (Landscheid bei Wittlich und De Haan/Belgien) in Zusammenarbeit mit der Malschule des Hauses Beda in Bitburg anbietet. An der aktuellen Ausstellung in Weißenseifen beteiligen sich neben Hülsewig: Marianne Baumüller-Scherl (Wittlich), Monika Blümling (Bitburg), Jürgen Dinchel (Wittlich), Eva Maria Flesch (Landscheid), Helene Irmen (Landscheid), Werner Neimanns (Rittersdorf), Friedhelm Nunnemann (Bollendorf), Ines Nunnemann (Bollendorf), Ulrike Stolze (Bitburg), Marianne Thomas (Sefferweich) und Esther Wiswe (Nasingen). Die Ausstellung ist noch bis 11. Juni geöffnet: freitags, samstags, sonn- und feiertags jeweils von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung. Kontakt: Christiane Hamann, Galerie am Pi, 54597 Weißenseifen, Telefon 06594/883, Internet: www.galerie-am-pi.de .

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