Aggressiver Stier im Bitburger Land: Gefahr für Wanderer und Anwohner?

Dockendorf · Ein herrenloser Bulle streift durch die Wälder bei Dockendorf. Mindestens einmal ist das Tier schon aggressiv geworden. Müssen sich Wanderer jetzt in Acht nehmen?

Wenn Jäger Thomas Peters durch sein Revier fährt, sichtet er schon mal ein Tier. Da hoppeln Hasen übers Feld, huschen Füchse durchs Gebüsch oder hüpfen Rehe durch den Wald. Alles ganz normal. Aber als der Dockendorfer an diesem Tag seine Tour macht, stößt er auf einen Eindringling: Das Tier hat dunkelbraunes Fell, zwei Hörner auf dem Kopf und steht nur einige Meter entfernt.
Es ist ein Stier. Er stiert Peters unverwandt an, bewegt sich keinen Zentimeter. Von Angst: keine Spur. Warum auch? So ein Bulle hat einen Körper, von dem jeder Bodybuilder träumt. Rund 1000 Kilo bringt er auf die Waage - alles Muskelmasse, ganz ohne Protein-Shakes und Fitnessstudio. Wenn ein Mensch von so einem Koloss umgerannt wird, brechen Rippen wie Streichhölzer.
Kein Wunder also, dass Peters nicht aus dem Auto steigt und nach ein paar Sekunden wieder abdüst. Der Stier blickt ihm eine Weile nach, senkt dann wieder den Kopf und grast weiter. Das war vor vier Wochen. Seitdem wurde das Rind immer wieder am Waldrand zwischen Dockendorf und Peffingen entdeckt. Zwischen die Beine geschaut hat ihm bisher offenbar keiner. Auch Peters hat keine Ahnung, ob das Rind nun ein Stier oder ein Ochse, also ein kastriertes Männchen, ist. Der Jäger weiß nur eines: "Offenbar fühlt er sich bei uns wohl."
Dockendorf ist ja auch ein schönes Fleckchen: die alten Bauernhäuser, der kleine Bach, der in die Nims fließt. Na gut, unser Bulle interessiert sich wohl eher für das Grünzeug, das auf den Feldern und Wiesen rund um den Ort wächst. Blöd nur, wenn ihn da ein Trecker bei der Mahlzeit stört. Da kann man schon mal sauer werden.
Lärmend und stinkend rollt der Traktor ums Eck. Welche Farbe die Maschine hat, wissen wir nicht - jedenfalls sieht der Bulle rot, baut sich vor dem Landwirt auf, scharrt mit den Hufen: das volle Programm. Der Bauer dreht um, bevor es zur Eskalation kommt. Bisher war es das einzige Mal, dass das Tier sich aggressiv verhalten hat, lässt Stefan Rodens, Ortsbürgermeister von Dockendorf, wissen.

Trotzdem: Der Dorfchef will keinen wilden Stier in seinem Wald, den täglich Wanderer, Spaziergänger und Jogger durchqueren. Doch wie bekommt man die Kuh jetzt vom Eis beziehungsweise den Bullen aus dem Gehölz? Zunächst macht sich Rodens auf die Suche nach dem Besitzer. Er fragt nach bei den Rinderhaltern in der Umgebung. Erfolg bringt erst ein Aufruf des Ordnungsamtes der Verbandsgemeinde Bitburger Land.
Nach einigen Wochen hat sich nun tatsächlich jemand gemeldet. Den Namen möchte man bei der Behörde nicht verraten: "Der hatte schon genug Ärger." Bevor das Amt nun etwas unternehme, wolle man zunächst nochmal mit dem Eigentümer sprechen, teilt der Sachbearbeiter mit.
Der Stier läuft also vorerst noch frei herum. Es werden wohl noch ein paar Tage verstreichen, bevor ihn jemand bei den Hörnern packt. Nicht im wörtlichen Sinn, versteht sich. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes müssen den Bullen nicht mit dem Lasso einfangen. Dafür gibt es heute Betäubungspistolen. Hintergrund: Benimmregeln Noch ist er los, der Stier im Dockendorfer Dorf. Doch wie sollte sich ein Wanderer in so einer Situation verhalten? Rote Kleidung macht den Tieren jedenfalls nichts aus. Sie sind farbenblind. Folgende Tipps können aber wirklich helfen: 1.) Distanz halten: Der Wanderer sollte versuchen, mindestens 20 Meter Abstand zum Tier zu halten. 2.) Keine hektischen Bewegungen: Herumfuchteln mit Armen oder Stöcken macht die Tiere aggressiv. Außerdem sollte man einem Stier nicht in die Augen schauen oder ihm den Rücken zukehren. 3.) Sich ruhig verhalten: Lärm oder Schreie wirken auf die Tiere bedrohlich. 4.) Drohgebärden ernst nehmen: Wenn ein Stier mit den Hufen scharrt, seinen Kopf senkt oder brüllt, sind das Alarmsignale. Jetzt gilt es, sich langsam zu entfernen. 5.) Hunde an der Leine halten: Vierbeiner werden von Rindern als Gefahr wahrgenommen. Quelle: Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft

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