Alkoholkonsum vor Schulbeginn eindämmen: Wie sich Polizei und Rettungsdienst rund um Bitburg auf Karneval vorbereiten

Bitburg · Der närrische Trubel auf den Straßen ruft auch die Ordnungskräfte auf den Plan: Kommune, Polizei und Retter achten darauf, dass alle sicher feiern und vor allem Jugendliche nicht sturzbetrunken sind.

An Weiberdonnerstag sind die Beamten der Bitburger Polizei unterwegs - in den frühen Morgenstunden. "Das hat sich bewährt", sagt Wolfgang Zenner von der Polizeiinspektion Bitburg. "Um die Sauferei schon vor Schulbeginn in Schach zu halten."

In den vergangenen Jahren habe man festgestellt, erzählt Zenner, dass insbesondere am närrischen Donnerstag die Gefahr groß sei, dass in der Stadt über die Stränge geschlagen werde: auch, weil manche Jugendlichen sich schon vor der Schule mit Alkohol versorgen.

Die Polizei Bitburg ist an diesem Tag deshalb besonders wachsam - und besonders früh unterwegs. "Schon ab sechs oder sieben Uhr", sagt Zenner. Den ZOB als Tatort kenne man, ansonsten will Zenner über Einsatzrouten nichts verraten - aus taktischen Gründen, versteht sich.

Mit Blick auf die Einsätze im vergangenen Jahr (siehe Extra) sagt er: "Da ist an manchem Sommerwochenende mehr los - und wir hoffen, dass das auch ein bisschen unserer Arbeit geschuldet ist, und vor allem: dass das auch in diesem Jahr so bleibt."

Gemeinsam mit Mitarbeitern von der Stadt- und Kreisverwaltung gehen die Polizisten auch in Supermärkte und Tankstellen: Sie wollen gerade in diesen Tagen das Verkaufspersonal für die Bestimmungen des Jugendschutzes sensibilisieren: keine alkoholischen Getränke an unter 16-Jährige, keine branntweinhaltigen an unter 18-Jährige. Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit, denn: Wer keinen Alkohol bekommt, der kann auch keinen trinken. "Und Verstöße sind tatsächlich auch eher eine Ausnahme", sagt Zenner.

Und wenn die Polizei doch einen betrunkenen Jugendlichen aufgreift? Dann werde ihm zuallerst der Alkohol weggenommen, sagt Zenner. "Und je nachdem, in welchem Zustand er sich befindet, lassen wir ihn in der Obhut seiner Freunde, seiner Eltern - oder in der des DRK."

Das Statistische Landesamt verzeichnet einen Anstieg der Fälle, in denen Menschen wegen "akuten Alkoholrauschs vollstationär in Krankenhäusern versorgt werden" mussten. 2014 waren es mehr als 7100 Menschen, vier Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei handelte es sich in 1340 Fällen um Jugendliche und junge Erwachsene - ebenfalls eine deutliche Steigerung.

Eine Entwicklung, die auch DRK-Geschäftsführer Rainer Hoffmann bestätigt. Die, die betrunken bei den Helfern vom DRK landen, werden tatsächlich "immer jünger", sagt er. Aber dass die Jugendlichen etwa zu einer Art "Komasaufen" antreten, sei keineswegs sein Eindruck, auch wenn es durchaus den ein oder anderen Exzess auf Umzügen gegeben habe. Für Hoffmann gilt: "Jede Alkoholvergiftung ist eine zu viel." Er ruft kurz vor der heißen Phase zu einem achtsamen Umgang mit Sekt und Schnaps auf: "Bitte nicht übertreiben." Aber falls doch, dann steht seine Mannschaft bereit - auch für alle, die sich sonst irgendwie verletzen sollten: Das DRK tritt kreisweit bei knapp 20 Umzügen mit mehr als 150 Einsatzkräften an.

Aber an diesem Karneval geht es nicht nur um Alkohol und Jugendschutz, auch die Frage um die allgemeine Sicherheit tritt mehr und mehr in den Vordergrund: So hat die Polizei im Land nach den Vorfällen in Köln ihre Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen aufgerüstet. Es sollen mehr Beamte im Dienst sein wie in den Vorjahren, in Trier und Wittlich soll es sogar eine Videoüberwachung geben. Zudem werde die Polizei Flüchtlinge in den Erstaufnahmeeinrichtungen mit Flugblättern ansprechen, um sie darauf hinzuweisen, dass Karneval gewaltfrei gefeiert werde - alles rein vorsorglich (TV von gestern). Wie gehen die Bitburger Beamten damit um? Dazu Zenner: "Köln allein ist nicht das Thema. Die Kollegen, die im Dienst sind, achten auf all die Sachen, die da zusammentreffen können. Wir sind bestmöglich vorbereitet, auf viele Dinge - die hoffentlich alle nicht eintreten werden."
Extra Einsätze im Bitburger Karneval 2015

Das hatte die Polizei Bitburg im vergangenen Jahr am närrischen Wochenende - von Weiberdonnerstag bis Faschingsdienstag - zu tun: drei Sachbeschädigungen, zwei Beleidigungen, sieben Platzverweise, sechs Körperverletzungen und ein "Kellerkind" - also eine Person, die in Verwahrung genommen werden musste.
Fünf Mal verhinderte die Polizei eine Trunkenheitsfahrt, indem sie gerade noch rechtzeitig einschritt. Drei weiteren Autofahrern wurde eine Blutprobe entnommen und ihnen jeweils der Führerschein entzogen.
Außerdem gab es eine Sachbeschädigung und eine Körperverletzung unter Jugendlichen. Und die Polizei musste an Weiberdonnerstag einen alkoholisierten Jugendlichen seiner Mutter übergeben. Extra Promille

Ab 0,5 Promille müssen Autofahrer mit Geldbußen und Fahrverboten rechnen, ab 1,1 Promille gilt man als fahruntüchtig und begeht eine Straftat, dann wird die Fahrerlaubnis entzogen. Diese Promillewerte sind schnell erreicht: Zwei Flaschen Bier enthalten 26 Gramm reinen Alkohols - bei 75 Kilo entspricht das 0,5 Promille.

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