Alle wollen, einer zögert

JÜNKERATH/LISSENDORF. Für die Sanierung der Bahnhöfe in Jünkerath und Lissendorf (der TV berichtete) sind in einer Konferenz weitere Weichen gestellt worden. Nur einer will noch nicht zusteigen: Die Deutsche Bahn (DB) AG.

"Wenn die DB jetzt einsteigt", sagt der Jünkerather Ortsbürgermeister Rainer Helfen, "dann hätte sie die Gelegenheit, noch etwas zu verdienen, anstatt später alleine zu zahlen." Danach aber sieht es nicht aus: Bei einer Konferenz aller Beteiligten vorige Woche, berichtet Helfen, hätten die Bahn-Vertreter aus Frankfurt die Order mitgebracht, keinerlei finanzielle Zusagen zu machen. Dennoch will Iris Hanappel, Bahnhofsmanagerin in Trier und zuständig für 65 Stationen in der Region, nicht locker lassen: "Weil ich als Anlagen-Verantwortliche eine andere Perspektive habe", sagt sie im Gespräch mit dem TV. Zwar sei auch sie auf die Entscheidungen in Frankfurt angewiesen. Aber allein schon die Jünkerather Unterführung sei "eine der schlimmsten, die wir haben. Da sind wir angehalten, etwas zu tun". In Lissendorf ist Ortsbürgermeister Lothar Schun derweil bemüht, das alte Stellwerk mit seiner Technik vom Anfang des 20. Jahrhunderts zu erhalten: "Das liegt mir schon sehr am Herzen", sagt er. Vor dem Bahnhof wünscht er sich mehr Parkfläche. Und auch die Lissendorfer Unterführung macht Sorgen, "da leiden wir immer wieder unter Rabaukentum". Tatsächlich wird es höchste Zeit für die Sanierung der Bahnhöfe. Die Mängel: bröckelnder Putz, feuchte Wände, rostige Eisenträger, verwinkelte Wegeführung, beschwerliche Treppen und ein von ausgedehnten Brachflächen gekennzeichnetes Umfeld. Darunter leiden nicht zuletzt Geschäftswelt und Anwohner. Darin waren sich die Teilnehmer der Konferenz einig, die sich auf Helfens Einladung im Rathaus der Verbandsgemeinde (VG) trafen, um zu prüfen, wie die Planung und die Umsetzung auf den Weg gebracht werden kann - vor allem, was die Finanzierung angeht. "Wir wissen alle, dass das nicht von heute auf morgen zu realisieren ist", sagt Helfen. Allein die Planungskosten belaufen sich auf geschätzte 395 000 Euro für beide Anlagen. Die Teilnehmer neben Helfen und Schun waren VG-Bürgermeister Werner Arenz, die Kreisverwaltung Daun, der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Nord, die Aufsichts- und Genehmigungsdirektion (ADD) Trier, der Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) und mehrere Dienststellen der DB AG. Für Arenz steht fest: Die Finanzierung könne aufgrund der kommunalen Finanznot nur gelingen, "wenn die Lasten auf viele Schultern verteilt werden". Im vergangenen Jahr bereits hatte das Büro "Stadt-Land + Bahn" aus Boppard Konzepte zur Aufwertung der Stationen erarbeitet. Die Studien waren im Spätsommer 2004 in den Ortsgemeinderäten vorgestellt worden und dort auf breite Zustimmung gestoßen (der TV berichtete). Verkehrsplaner Andreas Roll und Stadtplaner Oliver Prells stellten noch einmal die Ideen und den Kostenrahmen vor. Dabei wurde deutlich, dass von der Sanierung Impulse für die Ortsentwicklung und den Fremdenverkehr ausgehen können. Die gewünschten Effekte müssten daher bei beiden Projekten "fachübergreifend mitbedacht werden".ADD stellt Geld zur Verfügung

Immerhin: Die ADD hat einen Beitrag aus Mitteln der Städtebauförderung in Aussicht gestellt. Möglicherweise ist zusätzliches Geld aus der Wirtschaftsförderung zu erhalten. Die Umsetzung kann dann vor allem mit Unterstützung des Landes erfolgen. Fraglich bleibt nur der Beitrag der DB AG. Und das stieß in der Konferenz auf Kritik: "Angenommen, alles bleibt, wie es ist, dann haben Sie in wenigen Jahren ein großes Problem ganz alleine zu tragen", sagte Stefan Pauly vom Zweckverband SPNV. Dennoch: Mit dem Ergebnis der Konferenz sind die Sanierungs-Befürworter zufrieden. "Jetzt werden wir unsere Hausaufgaben machen", sagt Rainer Helfen. "Und im Herbst sind die nächsten Gespräche mit der ADD."

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