Aller Anfang war schwer

Bitburg/Prüm · Die SPD gibt es in Deutschland seit 150 Jahren. In Orenhofen haben die Sozialdemokraten 1920 den ersten Ortsverein der Eifel gegründet. Und das war in dieser Gegend damals richtige Pionierarbeit. Heute hat sich die Partei etabliert und feiert am Samstag ihr Jubiläum.

Bitburg/Prüm. "Ich habe großen Respekt vor denen, die sich vor, während und nach dem Naziregime für die Sozialdemokraten eingesetzt haben", sagt der heutige Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Bitburg-Prüm, Nico Steinbach. Der 29-Jährige, der Ortsbürgermeister von Oberweiler ist und an der Spitze der Partei im Kreisgebiet steht, resümiert, dass es in der Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs sehr mutig war, für die sozialdemokratischen Ideale einzustehen.
Dass das so war, geht auch aus der Festschrift des Ortsvereins Orenhofen aus dem Jahr 1980 hervor. In diesem Jahr feierte der älteste Ortsverein des Eifelkreises Bitburg-Prüm sein 60-jähriges Bestehen. Und damit auch einen schwierigen Beginn in einer Region, die damals hauptsächlich von der katholischen Zentrumspartei dominiert wurde.
Initiatoren des ersten Ortsvereins waren damals Arbeiter aus Orenhofen, die in Trier in der Metallindustrie oder bei der Eisenbahn tätig waren und dort in Kontakt kamen mit Gewerkschaften und anderen Sozialdemokraten.
Doch die Festschrift berichtet auch davon, dass die ersten Vertreter der SPD es sehr schwer hatten. Wirte waren nicht bereit, ihr Lokal für die Treffen zur Verfügung zu stellen, und die der katholischen Zentrumspartei zugewandten Geistlichen begegneten ihnen mit großen Vorbehalten. Dennoch gründeten Fritz Xylander, Nikolaus Schmitz, Franz Wallenborn und Nikolaus Maxheim den ersten Ortsverein, der damals noch zum SPD-Kreisverband Trier gehörte. Doch standen die Ortsvereine damals unter keinem guten Stern. Unter anderem deshalb, weil sie politisch von Trier betreut werden mussten, was unter den damaligen Verkehrsverhältnissen schwierig war. Auch der Ortsverein Orenhofen kam zunächst zum Erliegen. Erst 1927/28 scharte Matthias Justen wieder SPD-Mitglieder um sich und gründete den Ortsverein erneut. 1932 verbuchte der Ortsverein Orenhofen einen Stimmenzuwachs von etwa 35 Prozent und bekam die Fahne "gestiftet von der Arbeiterpartei Luxemburgs" - eine große Ehre.
1933, als die Nationalsozialisten an die Macht kommen, brechen wieder schwere Zeiten an. Trotzdem setzen die Orenhofener Sozialdemokraten heimliche Zusammenkünfte in der Wohnung von Matthias Justen fort, bis dieser nach Denunziationen von Dorfbewohnern verhaftet wird.
Erst nach dem Krieg gab es neue Versuche, den Ortsverein wieder zu gründen. Damals tat sich in erster Linie Matthias Jakobs hervor, der den Ortsverein bis Ende 1972 leitete. Auch der Kreisverband Bitburg-Prüm wurde im Jahr 1948 gegründet.
Wie Nico Steinbach berichtet, gab es einen Aufschwung für die Partei mit Willy Brandt. In der Phase hatte der Kreisverband Bitburg-Prüm 1000 Mitglieder. Aktuell sind es ungefähr 500 in 21 Ortsvereinen.
Am Samstag, 15. Juni, feiert der Kreisverband der SPD ab 19 Uhr das 150-jährige Bestehen der Partei in der Festscheune der Brennerei Becker in Niederweiler mit Parteimitgliedern und Freunden der Partei. Ehrengast ist der Fraktionsvorsitzende der SPD im Landtag Rheinland-Pfalz, Hendrik Hering.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort