Alles Mattscheibe - oder was?

Schüller · Weg vom Bildschirm, hin zum Echten: Der Kulturkreis Obere Kyll lädt zu einem Nachmittag ins Gemeindehaus von Schüller ein. Thema: Kunst und Kultur im digitalen Zeitalter - mit Podiumsgespräch und Atelierbesuch ein paar Türen weiter bei Christof Breidenich.

Alles Mattscheibe - oder was?
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Schüller. Huch, das klingt zunächst alles sehr theoretisch: Der Kulturkreis Obere Kyll (Kok) bietet am Sonntag, 15. November, um 14 Uhr im Gemeindehaus Schüller einen Nachmittag zur, Zitat, "Bedeutung und Zukunft von Kunst und Kultur in der digital vernetzten Gesellschaft", und im Zentrum steht eine Podiumsdiskussion unter der Überschrift "Digital oder gefühlsecht? - Kultur und Kunst in den alten und den neuen Medien".
Da muss man bestimmt viel Bescheidwissertum mitbringen - oder? Ach was: Das Einzige, was man dazu brauche, sei Interesse am Thema, sagt einer der Diskutanten, nämlich Christof Breidenich, Professor für Mediendesign, Kommunikationsdesigner, Künstler und Buchautor mit Atelier in Schüller. Und langweilig soll es auch nicht werden, denn es gehe nicht darum, "so einen blöden Vortrag zu machen oder Dias an die Wand zu werfen".
Das Interesse an der Kunst zu wecken oder zu schulen, sagt Ari Göbels vom Kok-Vorstand, sei "unser bescheidener Gedanke" hinter diesem Nachmittag gewesen, "damit man von selbst Lust aufs Museum bekommt".
Museum? Ja, genau, sagt Breidenich: "Ins Internet gehen alle, ins Museum keiner mehr. Und die Leute dazu zu animieren, das wäre so ein Anliegen von mir." Denn nahezu alles werde nur noch über Bildschirme wahrgenommen, von der Großglotze bis zur Minimattscheibe am Mobiltelefon.
Offene Diskussion


Mit solchen Aspekten will man sich am Sonntag in Schüller befassen. Den Besuchern versprechen die Organisatoren eine lebhafte Diskussionsrunde - und die ist sehr ordentlich besetzt: Mit dabei neben Breidenich sind Marlis Prinzing, Professorin für Journalistik, freie Journalistin und Moderatorin, Romana Breuer, Kuratorin für Bildende Kunst, Design, Grafik und Plakat am Museum für Angewandte Kunst (MAKK) in Köln und Frank Tentler, Berater für Internet und Strategien zu Kommunikation und Marketing.
Und mit diesem Personal, sagt Breidenich, seien dann auch die unterschiedlichen Positionen besetzt: Klassische Vermittlung mit Romana Breuer, Kunst und Kultur in den digitalen Medien mit Frank Tentler und Kulturvermittlung im Journalismus mit Marlis Prinzing. Anschließend steht das Expertenteam dem Publikum für Fragen und weitere Gespräche zur Verfügung. Und davon dürfen alle kräftig Gebrauch machen. Breidenich: "Das ist eine offene Diskussion. Und wer anderer Meinung ist, kann das auch kundtun."
Den Blick in die Praxis übernimmt Breidenich selbst, nicht nur auf dem Podium, sondern auch mit einer Ausstellung in seinem Schüllerer Atelier. Dass der Kommunikationsdesigner keine Angst vor Publikum hat, beweist er ohnehin seit Jahren: Mit seinen inzwischen auch preisgekrönten "Pixelpainting"-Aktionen, während deren er vor oft sehr vielen Zuschauern seine Riesenbilder malt, die anschließend in ihre Einzelteile ("Pixel") zerlegt und an die Teilnehmer ausgegeben werden - damit jeder ein Stück Kunst sein Eigen nennen kann. Plus der schönen Erinnerung, beim Entstehen eines solchen Werks dabei gewesen zu sein (der TV berichtete).
Der Kulturkreis hofft nun auf ein interessiertes und angemessen großes Publikum. Denn dann bestehe die Möglichkeit, daraus eine Reihe mit wechselnden Referenten zu machen, sagt Ari Göbels. Drumherum stehen am Sonntag außerdem Imbiss und Getränke bereit.
Sonntag, 15. November, 14 Uhr, Gemeindehaus Schüller. Der Eintritt kostet 6 Euro, Kartenvorverkauf in der Marienapotheke Jünkerath, Telefon 06597/2270.
Meinung

Alles Mattscheibe - oder was?
Foto: (e_pruem )
 Keine Angst vor Publikum: Christof Breidenich. Foto: privat

Keine Angst vor Publikum: Christof Breidenich. Foto: privat

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Hingehen, mitreden
Ob ernst oder "nur" unterhaltend, ob klassisch oder knallbunt: Ohne Kultur wären wir nur Säugetiere. Und im digitalen Zeitalter ist es eine wichtige Frage, das Verhältnis zwischen vollständiger Verfügbarkeit per Bildschirm und echtem Erleben - zu dem man sich aufraffen und hingehen muss - auszuloten. Ein gutes Angebot also, das der Kulturkreis da macht. Vorschlag: aufraffen, hingehen. f.linden@volksfreund.de

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