Alles, was nicht sein muss

Heute leisten wir ein wenig Integrationsarbeit für zugereiste Leser, die des Dialekts nicht mächtig sind (um hier noch mal schnell einen Genitiv untergebracht zu haben). Denn einige haben, wie ich höre, Verständnisprobleme mit der Mahnung, die stets am Ende unserer wöchentlichen Betrachtung steht.



Da klären wir gerne auf. Denn der Satz sagt viel über das Empfinden des Eifeler Fundamentalpragmatikers aus.

Kerngedanke: Was nur zum Spaß betrieben wird, ist "unnüedisch/onniedisch". Das gilt vor allem fürs "Rennen". Nein, es geht nicht um Lauf- oder Radsport. Sondern ums meist motorisierte Verlassen von Haus, Hof und Sprengel. Vor allem die Jugend, permanent von Fliehkräften ins Freie getrieben, wird deshalb immer wieder gerügt: "Moot ihr dann alt weer/alt eröm renne?"

Weil: Sprit ist teuer. Aber nicht der einzige Grund, die "Rennkessel" aufzufordern, es doch bitte ruhig, also "höösch", angehen zu lassen. Und wenn sie sich dann, wie immer, nicht "ömhaale" lassen, dann mahnt der reife Eifeler eben zu vorsichtiger Fahrweise: "Et jit net jerannt!" Oder: "Et get net geraant!" Denn aus seinen Worten spricht nichts als Sorge und natürlich, obwohl er es nie zugeben würde, Liebe.

"Rennen" ist polyfunktional, kann also vieles bedeuten: "Dat woor en Renne" zum Beispiel besagt, dass irgendwo jede Menge Leute zugegen waren und daher "en Betrieb wie zu Köllen om Hooptbahnhof" geherrscht habe. Das eifelspezifische "Rennen" hat es hier und da sogar aus dem Regiolekt, also der halbhochdeutschen Umgangssprache einer bestimmten Gegend, in offizielle Dokumente geschafft, wie ein Blick in die Hausordnung der Grundschule Stadtkyll zeigt. Was steht da? Das steht da: "Nach Unterrichtsschluss verlassen die Schüler das Schulgebäude, ohne zu rennen oder zu rempeln."

Eben. Früh übt sich.

Et jit net ... Sie wissen schon.

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