Als aus dem Nichts ein Stausee entstand

Biersdorf · Um das Hochwasser im unteren Verlauf der Prüm in den Griff zu bekommen, wurde Anfang der 1970er Jahre der Stausee bei Biersdorf angelegt. Umgerechnet 3,3 Millionen Euro wurden in das Projekt investiert, dem die Gemeinde Biersdorf ihren touristischen Aufschwung zu verdanken hat. Das wird am Wochenende mit dem Stauseefest gefeiert.

Biersdorf. Daran, wie es vorher ausgesehen hat, kann sich Arnold Kootz kaum noch erinnern. Er war damals noch ein junger Bursche und die Stauseebaustelle ein gigantischer Abenteuerspielplatz, auf dem das ein oder andere Baustellenfahrzeug in den späten Abendstunden von der Dorfjugend getestet wurde. Mittlerweile ist Kootz Ortsbürgermeister der Gemeinde Biersdorf, die dem Stausee viel zu verdanken hat.
"Wir waren der erste Ort in der Verbandsgemeinde, der einen Kanal bekommen hat", sagt Kootz, "und dazu noch neue Straßen und Bürgersteige". Und die Hotels und Gaststätten, die im Umfeld des Sees und im Ort entstanden seien, hätten nicht nur von den vielen Gästen profitiert, sondern gleichzeitig auch Menschen aus dem Ort mit Arbeit versorgt. Schließlich ist das am Ufer gelegene Hotel Dorint, das ebenfalls in den 1970er Jahren errichtet wurde, mit 130 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in Bitburg-Land. Mittlerweile sind einige der einst zahlreich vorhandenen Gaststätten dem allgemeinen Kneipensterben zum Opfer gefallen. Doch als Urlaubsort zieht das gestaute Gewässer nach wie vor. So sind laut Statistischem Landesamt von den 1805 erfassten Betten und den registrierten 132 624 Übernachtungen in Bitburg-Land allein 817 Betten mit 107 232 Übernachtungen der 560 Einwohner zählenden Stauseegemeinde zuzuordnen.
Biersdorf ist also zweifelsohne der wichtigste Fremdenverkehrsort in Bitburg-Land - etwas, womit in den 1960er Jahren keiner gerechnet hätte. Damals nämlich war Biersdorf noch eine landwirtschaftlich geprägte Gemeinde wie jede andere. Entlang der Prüm lagen die Felder und Wiesen, die regelmäßig vom Hochwasser überflutet waren und danach wieder von dem dort angesammelten Unrat befreit werden mussten.
Bis man dann auf die Idee kam, das Wasser in Höhe Biersdorf zu stauen, um so den Launen der Natur etwas entgegenzusetzen. Ein 75 Hektar großer Stausee wurde angelegt. Zwei Landwirte, deren Höfe an gleicher Stelle gewesen seien, hätten alles verkauft und sich in anderen Orten niedergelassen, erinnert sich der gebürtige Biersdorfer Arnold Brand, dessen Familie selbst einige Morgen Land in Nähe der Prüm hatte. Umgerechnet 3,3 Millionen Euro wurden in das Projekt Stausee Bitburg investiert - der Bund beteiligte sich mit 1,2 Millionen Euro, das Land zahlte 300 000 Euro, den Rest übernahm der damals eigens gegründete Zweckverband (siehe Extra).
Brand war damals örtlicher Feuerwehrchef, später auch Ortsbürgermeister und während der Errichtung des Stausees Mitglied des Festkomitees, das 1972 für die Vorbereitung der Eröffnungsfeier zuständig war. "Der See und die Anlagen waren damals noch nicht ganz fertig, der Parkplatz allerdings schon", sagt der 78-Jährige. Und so sei dort das mehr als 1200 Quadratmeter große Festzelt aufgestellt worden.
Beim Feiern ist es bis heute geblieben, nur dass das Konzept den Entwicklungen angepasst wurde. Aus dem Festzelt ist ein Festivalgelände geworden, auf dem am Wochenende wieder zahlreiche Besucher erwartet werden und dessen Höhepunkt wie immer das Feuerwerk sein wird (siehe Extra). Wie einer der Organisatoren erklärt, werde angesichts des 40. Geburtstags beim Feuerwerk diesmal "auch noch eine Schippe draufgelegt".Extra

Für den Stausee wurde unter dem Vorsitz des damaligen Landrats Karl Vogt ein Zweckverband gegründet, der sich damals aber noch aufgrund der Nähe zum Erzberg Zweckverband "Stausee am Erzberg" nannte. Später wurde daraus dann der Zweckverband Stausee Bitburg. Dessen Verwaltung ist 2002 vom Kreis auf die VG-Verwaltung übergegangen. Die technische Leitung hat Bitburg-Land bereits seit 1998. Der Stausee dient der Hochwasserregulierung, wird dieser Funktion aber aufgrund seiner zu geringen Größe nicht immer gerecht. So hat es in den vergangenen Jahren bei extrem starken Regenphasen im Prümverlauf immer wieder größere Überschwemmungen gegeben, zuletzt 2003. 1994 wurde vom RWE eine Turbine zur Stromerzeugung in Nähe der Staumauer errichtet, die jedoch laut Zweckverband nur geringe Mengen an Energie produziert. Der Zweckverband finanziert sich - abgesehen von Zuschüssen zu einzelnen Projekten - durch die Umlage, die die Mitglieder entsprechend ihres Anteils zahlen: Eifelkreis Bitburg-Prüm (58 Prozent), Verbandsgemeinde Bitburg-Land (30 Prozent), Biersdorf (neun Prozent), Bickendorf, Hamm und Wiersdorf (je ein Prozent). uheExtra

Das Stausee-Sommerfest in Biersdorf beginnt am kommenden Freitag, 3. August, mit Discjockey Olli Hardt und "House am See" im Festzelt. Am Samstag, 4. August, stehen dann die vier Musiker der Cover-Band Roxxbusters auf der Bühne des Parkplatzgeländes. Sobald es dunkel ist, steigt dann das große Feuerwerk zum 40-jährigen Bestehen des Stausees. Der Sonntag, 5. August, steht im Zeichen des Marktgeschehens mit einem Floh- und Trödelmarkt. Zudem sorgen die Musikvereine aus Mötsch (11 Uhr), Biersdorf (13 Uhr) und Bickendorf (16 Uhr) für das musikalische Rahmenprogramm. Ein Drachenbootrennen wird es in diesem Jahr nicht geben. Dieses musste schon vergangenes Jahr abgesagt werden, da letztlich nicht genug Mannschaften zusammenkamen, um das Mieten der Boote zu finanzieren. Dafür aber soll es laut Veranstalter in Zusammenarbeit mit der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) andere Angebote auf dem Wasser geben. uhe

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